• 06.03.2019 20:28

  • von Bradley Berman, Übersetzung: Stefan Leichsenring

Die Elektroautos von Ford: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft

Die Elektroautos von Ford: Wir zeigen Historie, Gegenwart und Zukunft - bis hin zur Elektro-Version des Pick-ups Ford F-150 und zum Mustang mit E-Antrieb.

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Schon seit seiner Frühzeit versucht Ford, ein führender Anbieter von Elektroautos zu werden. In den über 100 Jahren seither entstanden zahlreiche Studien, einige Serienmodelle und viele Hybride, doch die Bemühungen von Ford blieben bisher ohne großen Erfolg. In den nächsten drei Jahren jedoch will Ford 16 neue Elektroautos bringen. Wir sind gespannt. Um die Wartezeit zu verkürzen, werfen wir einen Blick auf die Elektro-Vergangenheit von Ford und in die Elektro-Zukunft der Marke.

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Die Elektroautos von Ford: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft Zoom

Schon um 1903 experimentierte Thomas Alpha Edison, ein Freund von Henry Ford, mit der Batterietechnologie für Fahrzeuge. Aber erst ab 1914 arbeitete Ford offen an einem preiswerten Elektroauto. Ziel war laut Zeitungsberichten, den sogenannten Edison-Ford für nur 500 US-Dollar zu verkaufen -- das war kaum mehr, als ein Model T damals kostete.

"Ich hoffe, dass wir innerhalb eines Jahres mit der Herstellung eines Elektroautos beginnen", sagte Ford im Januar 1914 gegenüber der New York Times. "Bisher bestand das Problem darin, eine Speicherbatterie von geringem Gewicht zu bauen, die für den Betrieb auf langen Strecken ohne Aufladen geeignet ist."

Elektroingenieur Fred Allison mit einem experimentellen Ford-Elektroauto (etwa 1914)

Die Batterien unter dem Sitz der ersten elektrischen Prototypen waren mit einer einzigen Aufladung in der Lage, 50 bis 100 Meilen (etwa 80 bis 160 km) zu fahren. Man munkelte damals, dass Ford für das erste Elektroauto, das 2015 eingeführt werden sollte, eine Fabrik in Detroit plante.

In dieser Zeit waren Elektroautos besonders attraktiv für Frauen. Im Gegensatz zu Benzinern, die per Handkurbel gestartet werden mussten, brauchte man für batteriebetriebene Autos nicht viel Muskelkraft. Elektrofahrzeuge waren zuverlässig und produzierten keine stinkenden Emissionen. Fords Frau Clara fuhr einen Detroit Electric von 1914 mit 80 Meilen Reichweite und war eine frühe Verfechterin von Elektroautos.

Im Mai 1914 sagte Ford: "Es kommt". Und er proklamierte eine Elektroauto-Revolution. "Das Elektroauto wird der Familienwagen der Zukunft sein", so der Firmenchef.

Die Historiker sind sich nicht einig, warum Ford sein Versprechen für den Edison-Ford-Wagen nie einlöste. Einige sagen, er sei von anderen Projekten abgelenkt worden. Andere glauben, dass der elektrische Anlasser schuld war. Als er bei den Fahrzeugen die Handkurbel ersetzte, entfiel ein wichtiges Verkaufsargument für die Elektroautos: die Benutzerfreundlichkeit. Trotz der Fürsprache von Clara und den 1,5 Millionen Dollar, die Ford in sein Elektroauto-Projekt investiert hatte, stellte der Unternehmenslenker seine Pläne für ein neues, erschwingliches Elektrofahrzeug zurück.

Ein langer Winterschlaf

Mehr als vier Jahrzehnte vergingen, bis Ford seine Bemühungen in Sachen Elektroauto wieder aufnahm. In den späten 1950er-Jahren wurde wieder Batterieforschung betrieben. Nach Rachel Carsons wegweisendem Buch Silent Spring (1963) kam auch die amerikanische Umweltbewegung langsam in Fahrt und eine Flut von Bundesgesetzen sollte die Luftqualität verbessern. Angeblich reagierte Ford im Jahr 1966 mit einem Auto von der Größe eines Ford Falcon, der mit einer einzigen Ladung 82 Meilen (etwa 130 Kilometer) fahren konnte.

Das Wall Street Journal berichtete im Oktober 1966, dass die Ford Motor Co. einen "großen Durchbruch in der Batterieforschung" erzielt habe. Das Unternehmen behauptete, dass seine neuen Batterien -- unter Verwendung von Natrium-Schwefel-Chemie anstelle von Blei und Säure -- 15-mal mehr Energie als zuvor speichern könnten. In einer Präsentation am 3. Oktober sagten Ford-Angestellte, die neue Batterietechnologie würde das Problem der begrenzten Reichweite angehen und gleichzeitig eine bessere Beschleunigung als Benziner bieten.

Der Ford Comuta war halb so lang wie eine gewöhnliche Limousine

1968 sollten die Straßentests für ein neues Serien-Elektroauto von Ford beginnen. In den Rädern sollten sich kleine Motoren befinden. Aber statt ein Elektroauto für fünf Personen ähnlich dem Ford Falcon einzuführen, enthüllte Ford im Juni 1967 einen Kleinstwagen, den rein elektrischen Prototypen namens Comuta.


Ford Comuta

Der in England gebaute Ford Comuta verwendete vier 12-Volt-Batterien, hatte eine Reichweite von etwa 40 Meilen (60 km) und eine Höchstgeschwindigkeit von rund 35 mph (55 km/h). Bei der Enthüllung sagte Ford, dass praktische Elektroautos "in den nächsten zehn Jahren machbar" wären. Aber die Zeit verging, und Ford machte keine Fortschritte mit Elektroautos. 1976 sagte Thomas J. Feaheny, Vice-President für Antriebsforschung bei Ford: "Ich bin pessimistisch, dass wir in naher Zukunft viele Elektroautos sehen werden."

Weitere 20 Jahre später ...

1996 erneuerte Kalifornien seine Null-Emissions-Vorschriften. Danach musste Ford bis 2003 mehrere tausend Elektroautos produzieren und verkaufen. Das Unternehmen reagierte mit zwei Elektrofahrzeugen: dem Kleinwagen Think City und dem Ford Ranger EV.

1999 nahm Ford Motor Co. 23 Millionen Dollar in die Hand und kaufte Think Global -- ein Unternehmen mit Sitz in Norwegen, das ab 1991 ein flippiges, leichtes, mit Kunststoff beplanktes Elektroauto entwickelt hatte. Nachdem Ford weitere 100 Millionen Dollar in die Entwicklung der Batterien investiert hatte, ging im November 1999 der Think City in Serie.

100% Electric: Der Think City im Jahr 2008

Der Zweisitzer bot eine Reichweite von etwa 53 Meilen (85 km) und eine Höchstgeschwindigkeit von 55 mph (90 km/h). Ford verkaufte außerdem den Think Neighbor, ein rein elektrisch angetriebenes Nutzfahrzeug in der Art eines Golf-Carts mit einer Höchstgeschwindigkeit von 25 mph (40 km/h). Den Think City gab es mit einem 34-monatigen Mietvertrag für 199 Dollar pro Monat. Ford hatte gehofft, rund 5.000 Think City zu verleasen, konnte aber nur etwa 1.000 Abnehmer finden.

"Wir glauben nicht, dass dies die Zukunft des umweltfreundlichen Verkehrs für den Massenmarkt ist", sagte Ford-Sprecher Tim Holmes damals. Im August 2002 gab Ford Motor Co. auf und bot seine Think-Abteilung zum Verkauf an.

Ein elektrische angetriebener Pick-up von Ford

Ein realistischeres Ford-Elektrofahrzeug vom Ende der 90er-Jahre war der rein elektrisch angetriebene Ranger EV, ein kompakter Pick-up, der mit Unterstützung der Think-Ingenieure konstruiert wurde. Der Ranger EV wurde von 1998 bis 2002 gebaut -- der Ära des EV1 von General Motors.

Ford Ranger EV

Der elektrische Pick-up war ein umgebauter Ford Ranger XL 4X2 Regular Cab mit Vierzylinder-Benziner. Der Wagen war mit UKW/MW-Radio, Sitzbank oder Einzelsitzen und Raum für zwei oder drei Passagiere ausgestattet. Der offizielle Preis wurde auf 52.720 Dollar festgelegt, aber Ford bot ein günstiges dreijähriges Leasing an, wodurch fast alle Fahrzeuge in Regierungsflotten übernommen wurden.

Der Ranger EV hatte im ersten Produktionsjahr Blei-Säure-Batterien, bevor auf Nickelmetallhydrid umgestellt wurde. Die 26-kWh-Akkus auf Nickelbasis ermöglichten etwa 80 Meilen (130 km). Der Elektro-Pick-up hatte eine Reihe von Qualitätsproblemen, darunter eine verringerte Reichweite nach einer Fahrleistung von etwa 25.000 Meilen (40.000 km).

Nachdem Kalifornien im Jahr 2003 seine ZEV-Vorschriften abschwächte, beendete Ford das Ranger-EV-Leasing. In vier Jahren wurden nur 1.500 Ranger EV hergestellt. Die meisten davon wurden von Ford zurückgenommen und verschrottet.

Gegenwart

Der unerwartete Erfolg des Toyota Prius in den 2000er-Jahren führte zu einem Hybrid-Jahrzehnt. In dieser Zeit zweifelten die Autohersteller wieder daran, dass die Batterietechnik günstig und robust genug für reine Elektroautos ist. Ford verlegte sich auf Hybride, was sich bis in die heutige Modellpalette fortsetzt.

Ford Fusion Energi (2019)

Nach der Finanzkrise von 2008 war Ford gut aufgestellt, die Elektromobilität zu pushen -- eine von der neuen Obama-Administration favorisierte Technologie. Auf der IAA 2009 stellte die Marke den Focus Electric vor. Die Verwendung der Focus-Plattform war eine logische Wahl. Autotester bezeichneten den Focus stets als einen der attraktivsten Kompaktwagen. Bei der Elektrovariante, die 2011 in Produktion ging, wurde ein 23-kWh-Akku eingebaut, der offiziell 76 Meilen (122 km) ermöglichte.

Bei seinem Start war der Focus Electric das einzige Elektroauto, das wie ein "normales" Auto aussah und fuhr. Dies war eine willkommene Verbesserung gegenüber nerdigen Elektroautos wie dem Nissan Leaf der ersten Generation und dem Mitsubishi i-MiEV. Auch Fahrspaß bot der Focus Electric. Der 134-PS-Motor hatte einen anständigen Bums. Das flüssigkeitsgekühlte Batteriemanagementsystem sorgte für eine konstante Reichweite übers ganze Jahr und eine hohe Batterie-Lebensdauer.

Ein großer Nachteil des Ford Focus Electric war der kleine Laderaum. Er war eben ein auf Elektroantrieb umgerüsteter Benziner. So war die Fahrbatterie im Kofferraum untergebracht, was das Volumen um 39 Prozent verkleinerte.

Ford Focus Electric

Der Basispreis des Focus Electric lag bei 39.995 Dollar (vor Förderung). Um die Verkäufe hoch zu halten, senkte Ford 2013 den Preis um 4.000 Dollar und gewährte einen Händler-Incentive von 6.000 Dollar, wodurch der Nettopreis auf 29.200 Dollar sank. Im darauffolgenden Jahr wurde dies der Basispreis des Focus Electric.

Monate vor dem Verkaufsstart des Focus Electric bezweifelte Ford-Chef Alan Mulally die Machbarkeit von Elektrofahrzeugen. "Die Infrastruktur ist einfach noch nicht da", sagte Mulally dem Magazin Newsweek im Jahr 2012 am Rande der Detroit Motor Show. "Das sind sehr teure Fahrzeuge, weil Batterien und Elektronik sehr teuer sind."

Obwohl Ford die Batterie im Jahr 2017 auf 33,5 kWh vergrößerte, was die Reichweite auf 115 Meilen (185 km) erhöhte, rangierte der Focus Electric weiter unter "ferner liefen". Insgesamt verkaufte Ford etwa 9.300 Stück, bevor der Focus Electric im April 2018 auslief.

Experimente und Plug-in-Hybride

Aber es gab noch mehr kurzlebige Elektroautos von Ford. Im Jahr 2010 rüstete Ford einige hundert Lieferfahrzeuge vom Typ Transit Connect auf Elektroantrieb um. Es gab ein Pilotprogramm zur Einführung einer Plug-in-Hybridversion des Escape. 2011 wurde der Ford Evos vorgestellt, eine GT-Studie mit Flügeltüren und Plug-in-Hybrid-Antrieb.

Die erfolgreichsten Serien-Plug-in-Hybride von Ford waren der C-Max Energi und der Fusion Energi (der in den USA immer noch angeboten wird).

Als der C-Max 2012 in den USA startete, versprach er ein Erfolg zu werden. Der kurze, hohe Kompaktvan war in den USA nur als C-Max Hybrid und C.Max Energi (Plug-in-Hybrid) erhältlich. Der Energi verfügte über eine elektrische Reichweite von 20 Meilen (ca. 30 km) und 190 PS. Es schien möglich, dass sich die US-Amerikaner für die Art von Autos erwärmten, die man in Europa schon lange kaufte. Aber das hat nie so ganz funktioniert. Die Verbraucher waren verwirrt von den Abmessungen des C-Max und vom schwer verständlichen Antrieb. Außerdem bot der Volt viel mehr elektrische Reichweite.

Ford C-Max Energi (2013)

Im Jahr 2013 kam es zu Beschwerden und Gerichtsprozessen. Bemängelt wurde, dass der C-Max Hybrid die in der Werbung erwähnte Verbrauchsangabe von 47 mpg nicht erreiche. Ford senkte die Angabe für die Autobahn zunächst auf 40 mpg, und dann nochmal im Jahr 2014.

Der C-Max brachte für ein paar Jahre anständige Verkäufe. Aber die Zahlen lagen weit hinter denen des Chevy Volt und des Toyota Prius Plug-in Hybrid. Im November 2017 zog Ford beim C-Max den Stecker heraus.

Ford C-Max Energi (2013)

Ford C-Max Energi (2013) Zoom

Aufgeschlossener waren die Kunden für den Fusion Energi, ein mid-size sedan mit einem traditionellen Kofferraum und Plug-in-Hybrid-Antrieb. 2018 war landete er im US-Ranking der beliebtesten Plug-in-Hybride auf Platz sechs -- hinter dem Prius Prime, dem Honda Clarity PHEV, dem Chevy Volt und dem BMW 530e. Doch Ford will seine Limousinen in den USA aufgeben -- zugunsten von SUVs und Pick-ups. So ist der Fusion nun ein Auslaufmodell.

Zukunft

Um das Elektroauto-Programm wieder auf Kurs zu bringen, gab Ford im Dezember 2015 bekannt, 4,5 Milliarden Dollar in "elektrifizierte Lösungen" (einschließlich Hybride, Plug-in-Hybride, Elektroautos, autonomes Fahren und Mobilitätsdienstleistungen) investieren zu wollen. Bis 2020 sollten 40 Prozent der Baureihen elektrifiziert werden.

2016 wurde bekannt, dass Ford ein erschwingliches Elektroauto mit 200 Meilen (320 km) Reichweite plant, das Model E heißen könnte und gegen das Tesla Model 3 antreten soll. Laut Gerüchten sollte es im Frühjahr 2019 in Serie gehen.

Die interessanteste Ankündigung zu den Elektro-Plänen von Ford kam jedoch im Dezember 2017. Das Unternehmen gab bekannt, dass ein neues Team Edison in einem 45.000 Quadratmeter großen ehemaligen Ford-Werk in der Innenstadt von Detroit elektrische und autonome Fahrzeuge konzipieren und bauen soll.

Fords 300-Meilen-SUV

Am 7. September 2018 veröffentlichte Ford ein Teaser-Bild für ein neues Elektroauto. Es zeigte die Silhouette eines Elektro-SUVs, das vom Mustang inspiriert ist, und im Jahr 2020 mit 300 Meilen Reichweite auf den Markt kommen soll.

"Wir sind beauftragt, die künftige Entwicklung des Unternehmens festzulegen", schrieb Darren Palmer, der Chef der Elektroauto-Produktentwicklung von Ford.

Palmer erklärte, Ford wolle elf Milliarden Dollar investieren und bis zum Jahr 2020 nicht weniger als 16 vollelektrische Fahrzeuge auf den Markt bringen. Der chinesische Markt soll eine herausragende Rolle spielen. So soll es Plug-in-Versionen des Ford Escape, des Lincoln MKC und des Transit Connect geben.

Und Ford produziert noch mehr Nachrichten über künftige Elektroautos. Letzte Woche bestätigte Jim Farley, Ford-Präsident für die "globalen Märkte", die Pläne für eine Elektroversion des F-Serie-Pick-ups -- das ist seit mehr als vier Jahrzehnten das meistverkaufte Fahrzeug in den USA. Ein Datum für den Marktstart wurde noch nicht angegeben.

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