• 25.05.2022 14:53

  • von Jason Vogel, Übersetzung: Roland Hildebrandt

Chevrolet Monza (1982-1996): Der brasilianische Opel Ascona

Die Optik kommt uns doch bekannt vor: Der Chevrolet Monza trug den Namen eines großen Opel, basierte aber auf dem Opel Ascona C

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Im Jahr 1982, also vor genau 40 Jahren, wurde Helmut Kohl deutscher Bundeskanzler, Italien Fußball-Weltmeister und der Film "E.T., der Außerirdische" war der Publikumsmagnet in den Kinos. Autofahrer griffen damals gerne zum noch recht neuen Opel Ascona C. Was kaum jemand von ihnen wusste: Als Chevrolet Monza wurde der Ascona zum Braslianer.

Titel-Bild zur News:

000 - O Monza chegou ao Brasil em 1982, como hatch de duas portas Zoom

Diese Geschichte beginnt jedoch Ende der 1970er-Jahre, als die Zentrale von General Motors eine brillante Idee hatte: Autos zu bauen, die in der ganzen Welt verkauft werden können, mit einem Minimum an Anpassungen für jeden Markt. Dies würde Geld in der Entwicklung sparen. (Ford sollte später ähnliches mit dem Mondeo versuchen.)

So entstand das Projekt "J-Car", das sich ab 1981 unter verschiedenen Namen in der ganzen Welt verbreitete. In Europa führte das J-Car-Projekt zu den neuen Generationen des Opel Ascona (Ascona C) und des Vauxhall Cavalier. In Australien war es der Holden Camira und in Japan der Isuzu Aska. In den USA bestand das J-Car-Angebot aus Chevrolet Cavalier, Cadillac Cimarron, Buick Skyhawk, Oldsmobile Firenza, Pontiac 2000 und Pontiac Sunbird.

Der deutsche Opel Ascona als Fünftürer

Der deutsche Opel Ascona als Fünftürer Zoom

Im April 1982 war dann Brasilien an der Reihe, wo das Modell unter dem Namen Chevrolet Monza debütierte. Ursprünglich war die Idee, den europäischen Namen beizubehalten. Bis jemand den Ball erhob: Ascona erinnerte auf portugiesisch an "Ekel". Also entschied man sich für Monza, einen Namen, den GM selbst auf Märkten wie den USA und Europa nutzte, allerdings für ganz unterschiedliche Modelle (siehe Opel Monza).

Isuzu Aska - der japanische Ascona

Isuzu Aska - der japanische Ascona Zoom

Als es in Brasilien ankam, wurde landesweit über das "Weltprojekt" berichtet. Auch die Europäer waren neugierig. Zur Erklärung: Auf dem alten Kontinent gab es Versionen von Limousinen mit zwei oder vier Türen und ein Schrägheck mit fünf Türen. Der nationale Monza hatte zwar auch ein Fließheck, aber nur zwei Türen, womit er ein wenig dem größeren Opel Monza in Europa ähnelte.

Bei seinem Debüt in Brasilien im Jahr 1982 hatte der Monza einen 1,6-Liter-Motor

Bei seinem Debüt in Brasilien im Jahr 1982 hatte der Monza einen 1,6-Liter-Motor Zoom

Das Modell vereinte moderne Konzepte. Bis dahin war das einzige brasilianische Auto mit Quermotor der Fiat 147. Auch der Frontantrieb war bei den in São Caetano do Sul hergestellten GM-Fahrzeugen etwas Neues. Und das fahrerorientierte Cockpit, die die Ergonomie verbessern soll, war etwas, das es hier noch nie gab. Die Linienführung war elegant und aerodynamisch.

Der Monza markierte die Ankunft der Family II-Motorenreihe in Brasilien, die bei GM Geschichte schreiben sollte (und die Aufmerksamkeit auf sich zog, weil der Verteiler im Zylinderkopf untergebracht und mit der Nockenwelle verbunden war). Die erste Version hatte einen Hubraum von 1,6 Litern. Mit 75 Brutto-PS wurde der erste Monza als "lahm" angesehen.

Das fahrerorientierte Armaturenbrett war in Brasilien eine Neuheit

Das fahrerorientierte Armaturenbrett war in Brasilien eine Neuheit Zoom

Der 1.6-Motor war fast unhörbar, dank der hydraulischen Stößel im Zylinderkopf, eine Lösung, die bis dahin in Brasilien nicht verwendet wurde. Aber bei höheren Laufleistungen waren die Lager der Ventilsteuerung verschlissen und verursachten Geräusche.

Die Federung war gut abgestimmt und vermittelte Sicherheit in den Kurven. Die Bremsen (mit belüfteten Scheiben vorne, was nicht einmal der deutsche Ascona hatte!) waren effizient und die Kupplung war geschmeidig. So war der Monza ein angenehm zu fahrendes Auto.

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Vor allem aber war der Monza im Vergleich zum Rest der Welt auf dem neuesten Stand - eine Seltenheit in Brasilien zu jener Zeit.

1983 nahm GM den 1.6-Motor wieder auf und begann, eine 1.8-Version mit 86 PS und einfachem Vergaser anzubieten. Wenige Monate später kamen die Limousinen-Karosserien mit zwei oder vier Türen. Erst diese Maßnahme verhalf dem Monza zum Durchbruch.

In kurzer Zeit war Monza bereits ein Konsumtraum der Mittelschicht. Die begehrteste Konfiguration war damals die zweitürige Limousine mit 1,8-Motor und Luxusausstattung wie elektrische Fensterheber, Zentralverriegelung, Servolenkung und Klimaanlage. Es dauerte nicht lange, bis das Modell die Verkäufe von VW Passat, Ford Corcel II und sogar dem neuen Santana in den Schatten stellte.

Die goldene Zeit des Monza war das Triennium 1984/85/86, als er ein seltenes Kunststück vollbrachte: Obwohl er damals nicht gerade billig war, war er das meistverkaufte Modell in Brasilien und schlug sogar den beliebten Fusca (alias VW Käfer) und die Chevette (ein aufgefrischter Kadett C).

Chevrolet Monza (1985)

Chevrolet Monza (1985) Zoom

Importe waren verboten und die Anpassungen der nationalen Autos waren ein Erfolg. Auch der Monza durfte nicht fehlen, mit Cabrio-Versionen (hergestellt von den Firmen Sulam und Envemo) und Kombi-Versionen (ebenfalls von Envemo).

Im September 1985 brachte GM die Sportversion S/R auf den Markt, mit Heckspoiler, 15-Zoll-Felgen und Recaro-Sitzen. Der 1,8-Alkohol-Motor erhielt einen Doppelvergaser, außerdem neue Ansaug- und Auspuffrohre, um 106 PS zu erzeugen (10 PS mehr als der normale Motor). Er trat gegen den Passat GTS, den Escort XR3 und den Gol GT an.

Monza Cabrio und Kombi von Envemo

Monza Cabrio und Kombi von Envemo Zoom

Im darauf folgenden Jahr kam die Spitzenversion Classic auf den Markt. Dieser Monza erregte viel Aufmerksamkeit durch seine Nebelscheinwerfer, die gestreiften Räder und vor allem durch die elegante zweifarbige Lackierung (optional). Servolenkung, Klimaanlage und "trio elétrico" waren Standard. Und es gab auch den langhubigen 2,0-Liter mit 110 PS, zunächst mit Vergaser.

Der Monza war das zweite nationale Auto, das mit elektronischer Einspritzung verkauft wurde (kurz nachdem der Gol GTi in den Handel kam). Es war 1990, mit der Sonderserie 500 E.F., eine Hommage an Emerson Fittipaldis Sieg bei den 500 Meilen von Indianapolis. Und es brachte das erste Kassettendeck mit abnehmbarer Front.

Monza 500 E.F von 1990 mit seinem Namensgeber

Monza 500 E.F von 1990 mit seinem Namensgeber Zoom

Doch während sich Monza technisch weiterentwickelte, wurde das Design immer antiquierter. Im Ausland war der Ascona bereits 1988 einem moderneren Design gewichen - es war die erste Generation des Vectra, die in Brasilien noch einige Jahre auf sich warten lassen sollte.

GM Brasilien war jedoch der Meinung, dass der Monza noch einige Zeit in Produktion bleiben könnte und beschloss 1991, seinen Stil mit dem üblichen Rezept zu aktualisieren: Beibehaltung des zentralen Teils der Karosserie und Retusche der Optik. So wurde der Monza "Shark" geboren - der Spitzname kam von der um 8,5 cm längeren Front, deren Silhouette an einen Hai erinnerte. Das Heck wurde um 4,2 cm vergrößert, wodurch der Kofferraum von 510 auf 565 Liter anstieg.

Das Facelift von 1991

Das Facelift von 1991 Zoom

Der "neue" Monza war noch angenehmer zu fahren. Er hatte einen SL/E 2.0 Benzinmotor mit Einzeleinspritzung und 110 PS. Obwohl er nur eine Einspritzdüse hatte, war die Einspritzung moderner als beim Classic.

1993 wurde schließlich die erste Generation des Vectra in Brasilien auf den Markt gebracht, der Monza wurde jedoch weiterhin in São Caetano do Sul hergestellt. Erst drei Jahre später, mit dem Erscheinen des hochmodernen Vectra der zweiten Generation, gab der alte Monza den Geist auf - die Produktion wurde am 21. August 1996 eingestellt. In 14 Jahren wurden hier und in anderen südamerikanischen Ländern 857.000 Autos verkauft.

Erst nach der Ankunft von Vectra II im Jahr 1996 ging Monza aus der Reihe

Erst nach der Ankunft von Vectra II im Jahr 1996 ging Monza aus der Reihe Zoom

Der Monza ist tot, aber sein Erbe lebt im brasilianischen Chevrolet weiter: Jahrzehntelang wurde der Family II-Motor in Kadett, Omega, Vectra, Blazer, Astra und Zafira eingesetzt, bis er 2016 im Flex S10 von der Bildfläche verschwand.

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