Trotz Jonas Folger: Dickes Zuschauer-Minus am Sachsenring
Zum ersten Mal seit 2012 lockte die MotoGP am Sachsenring in diesem Jahr weniger als 200.000 Zuschauer an - Die Ursachen für den Rückgang sind vielfältig
(Motorsport-Total.com) - Rein sportlich gesehen war der Sachsenring-Lauf der MotoGP 2017 vor allem aus deutscher Sicht ein voller Erfolg. Rookie Jonas Folger schaffte bei seinem Heimrennen Historisches: Mit ihm fuhr erstmals seit Ernst Hiller 1971 ein Deutscher in der Königsklasse auf das Podest. Für einige Runden führte Folger seinen Heim-Grand-Prix sogar an und versetzte die Zuschauer auf den Tribünen in ekstatische Jubelstürme.
© Michelin
Der Sachsenring-Lauf verzeichnet 2017 deutlich weniger Zuschauer als zuvor Zoom
Und damit wären wir beim unerfreulicheren Teil des diesjährigen Deutschland-Grand-Prix angelangt. Denn obwohl die Stimmung auf den Rängen trotz so manchen Regenschauers ausgelassen war wie eh und je, tummelten sich auf dem Sachsenring in diesem Jahr deutlich weniger Motorrad-Verrückte als in den Jahren zuvor. Ja, man kann angesichts der aktuellen Zuschauerzahlen von einer Enttäuschung sprechen.
Wartete das MotoGP-Wochenende in den Vorjahren stets mit Zahlen von über 200.000 Besuchern an allen drei Tagen auf, kamen in diesem Jahr deutlich weniger an den Ring. Laut offizieller Statistik der Sachsenring-Rennstrecken Management GmbH (SRM) waren vom 30. Juni bis 2. Juli 2017 insgesamt 164.801 Zuschauer vor Ort (Freitag: 24.203, Samstag: 63.255, Sonntag: 77.343). 2016 belief sich die Zahl noch auf 212.411.
Sachsenring erwartet "Minus im sechsstelligen Bereich"
Damit schrieb der Sachsenring seine drittschlechteste Bilanz, seitdem die WM-Läufe auf der neuen Strecke ausgetragen werden - und das ausgerechnet zum 20. Jubiläum. Der Rekord aus dem Jahr 2011, als 230.133 Besucher an die Rennstrecke strömten, ist in weite Ferne gerückt. Das lässt auch den Veranstalter grübeln: "Wir rechnen mit einem Minus im hohen sechsstelligen Bereich", sagt SRM-Chef Wolfgang Streubel der 'Bild'.
Er sieht die Hauptursache für den Rückgang in der Terminverschiebung. Denn ursprünglich war der Große Preis von Deutschland für den 16. Juli vorgesehen, wurde Ende 2016 aber um zwei Wochen vorverlegt. Damit wollte man eine Kollision mit dem Formel-1-Rennen in Silverstone vermeiden. Viele MotoGP-Fans hatten ihre Reise zu diesem Zeitpunkt womöglich schon geplant und konnten oder wollten nicht mehr umdisponieren.
"Doch auch das schlechte Wetter und unsere Preiserhöhung spielen eine Rolle", spricht Streubel weitere Gründe an. So war der Grand Prix in diesem Jahr am Freitag und Samstag von heftigen Regenschauern heimgesucht worden. Das könnte einige Spontan-Reisende dazu verleitet haben, die Rennaction doch lieber am heimischen Fernseher zu verfolgen. Zu guter Letzt waren die Ticketpreise auch in diesem Jahr erneut angestiegen.
Ein Stehplatzticket für Samstag/Sonntag schlug im Vorverkauf mit 112 Euro zu Buche, im Vorjahr waren es 80 Euro. Auch die Preise für Tribünentickets lagen deutlich über Vorjahresniveau. 2016 zahlte man hier für die günstigste Tribüne 109 Euro (beide Tage). In diesem Jahr kostete sie 137 Euro. Für die teuerste Tribüne musste man 179 Euro löhnen. An den Tageskassen waren die Preise noch um ein paar Euro höher.