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Sturzorgie im MotoGP-Sprint in Jerez: Erklärungen der Beteiligten
Meinungen der MotoGP-Stars zu den Streckenverhältnissen am Samstag in Jerez und der Frage, ob man den Sprint hätte abbrechen sollen oder nicht
(Motorsport-Total.com) - Die tückischen Streckenbedingungen während des MotoGP-Sprints am Samstag in Jerez (Spanien) hatten zur Folge, dass im Verlauf der lediglich zwölf Runden insgesamt 15 Stürze gezählt wurden.
© Motorsport Images
So malerisch wie sie erschienen waren die Bedingungen am Samstag in Jerez nicht Zoom
Allein in der Sito-Pons-Kurve (Kurve 5) kamen innerhalb von zwei Runden vier Fahrer zu Sturz. Grund war laut Aussage der meisten Beteiligten ein feuchter Fleck auf dem Asphalt. Der war das Überbleibsel eines Regenschauers, der am Vormittag über der Strecke niedergegangen war.
In der neunten Runde des Sprints erwischte es in eben dieser Kurve 5 zeitgleich Alex Marquez (Gresini-Ducati), Brad Binder (KTM) und Enea Bastianini (Ducati), die zu diesem Zeitpunkt direkt hintereinander auf den Positionen drei, vier und fünf fuhren.
Nur eine Runde später ging an gleicher Stelle auch der zu diesem Zeitpunkt an dritter Stelle fahrende Maverick Vinales (Aprilia) zu Boden. Abgesehen davon war auch der in Führung liegend passierte Sturz von Marc Marquez (Gresini-Ducati) in der Angel-Nieto-Kurve (Kurve 9) auf eine feuchte Stelle auf dem Asphalt zurückzuführen.
Auch Hondas Wildcard-Starter Stefan Bradl sowie Honda-Werkspilot Luca Marini rutschten im turbulenten Jerez-Sprint ohne Beteiligung von anderen Fahrern in Kurve 5 von der Strecke. Somit wurden allein in dieser Kurve sechs der insgesamt 15 Stürze gezählt.
Sechs von 15 Stürzen allein in Kurve 5
"Wir sind dort in all den Runden eine ganz unnatürliche Linie gefahren, um eben genau nicht auf die feuchten Stelle zu kommen", berichtet Alex Marquez über die Verhältnisse in Kurve 5. "Allerdings ist es im Verlauf von zwölf Runden nicht so einfach, Runde für Runde exakt die gleiche Linie zu fahren. Als ich gestürzt bin, fuhr ich vielleicht 20 Zentimeter versetzt. Ich kam auf den feuchten Fleck und mir ist das Vorderrad weggerutscht."
Weil Binder und Bastianini direkt hinter dem jüngeren der beiden Marquez-Brüder fuhren, passierte ihnen genau das Gleiche. "Als Alex vor mir gestürzt ist, habe ich mein Motorrad ein bisschen aufgerichtet. Dabei kam auch ich auf die feuchte Stelle und bin gestürzt", sagt Binder.
Bastianini, der wiederum direkt hinter Binder fuhr, spricht von "sehr schwierigen Bedingungen, die Runde für Runde anders waren" und sagt über Kurve 5: "Dort wurde es von Runde zu Runde schlimmer. Und wenn es so viele feuchte Stellen gibt, dann kannst eigentlich nicht mehr attackieren. Als ich sah, wie Alex das Vorderrad wegrutschte und Brad ebenfalls, habe ich versucht, mein Motorrad ein bisschen aufzurichten, aber es war schon zu spät."
Eine Runde später erwischte es dort auch Vinales. Der Aprilia-Pilot berichtet: "Die Strecke war zu 95 Prozent trocken. Aber bei den fünf Prozent, die feucht waren, betraf es genau die Ideallinie. Insbesondere in Kurve 5 war es sehr schwierig zu sehen, dass es feucht war. In der Aufwärmrunde habe ich mich in Kurve 5 extra noch umgedreht, um zu sehen, ob es dort nass ist. Die gesamte Kurve sah trocken aus. Man konnte es einfach nicht sehen."
"Als ich gestürzt bin, fuhr ich die gleiche Linie wie vorher auch. Der Sturz kam ohne Vorwarnung", so Vinales, der nach dem Sturzfestival die Rennleitung in die Pflicht nimmt: "Wir müssen bei solchen Bedingungen wirklich aufpassen. Da kann ganz leicht ein großer Unfall passieren. Meiner Meinung nach hat das nichts mit Glück zu tun, sondern mit der Strecke, mit den Verhältnissen auf der Strecke."
Maverick Vinales hätte sich Abbruch gewünscht
Luca Marini, der ebenfalls in Kurve 5 gestürzt ist, hat eine etwas andere Sichtweise auf die Streckenbedingungen. Für ihn waren in besagter Kurve nicht feuchte Stellen auf dem Asphalt das Hauptproblem, sondern der Wind.
Weil es sich bei Kurve 5 um eine langgezogene Rechtskurve handelt, die auf eine Linkskurve folgt, ist die Ideallinie anfangs innen, dann außen und schließlich wieder innen. "In dieser Kurve blies der Wind richtig kräftig. Ich wurde nach außen getragen und kam auf den feuchten Fleck auf der Außenbahn der Kurve, auf dem auch die anderen gestürzt sind", sagt Marini.
MotoGP-Rookie Pedro Acosta war einer derjenigen, die nicht gestürzt sind. Er kam im Sprint als Zweiter ins Ziel und berichtet: "Das Kritischste war, dass man die feuchten Stellen nicht sehen konnte. In Kurve 8 war die Strecke nasser als in Kurve 5. Dort ist aber niemand gestürzt, weil man sehen konnte, wie feucht es ist."
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Maverick Vinales - einer von sechs Gestürzten allein in Kurve 5 Zoom
Eine Unterbrechung mit Rot, um die Streckenverhältnisse zu checken, gab es jedenfalls keine. Und genau daran stört sich allen voran Maverick Vinales: "Ich finde, nach dem Sturz von Binder und den anderen (Alex Marquez und Bastianini; Anm. d. Red.) hätte es der Rennleitung klar sein müssen, dass die Strecke für diese Art Motorräder nicht befahrbar war."
Johann Zarco widerspricht Vinales
Der Sichtweise von Vinales hält Johann Zarco entgegen: "Ich stimme nicht zu, dass man hätte abbrechen sollen. Die Strecke war überwiegend trocken. Ja, es gab ein paar feuchte Stellen, aber die wird es auch morgen noch geben. Das ist einfach Jerez."
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Johann Zarco war in Kurve 5 cleverer - und stürzte dann in der allerletzten Kurve Zoom
"Wir müssen einfach akzeptieren, dass wir bei solchen Bedingungen mal eine Sekunde langsamer fahren müssen", sagt Zarco und kommt konkret auf Kurve 5 zu sprechen: "In Kurve 5 konnte ich zweimal nicht die Linie nehmen, die ich eigentlich nehmen wollte. Also habe ich das Motorrad aufgerichtet, habe Zeit verloren, bin aber sitzengeblieben. Der Zeitverlust war mir lieber als ein Sturz."
Im letzten Moment des Zwölf-Runden-Sprints erwischte es dann aber auch Zarco noch. Der LCR-Honda-Pilot stürzte nicht in Kurve 5, sondern tatsächlich in Kurve 13 der letzten Runde. Von dort wären es nur noch wenige Meter bis ins Ziel gewesen. Zum Zeitpunkt seines Sturzes fuhr Zarco an fünfter Stelle. Zwar rappelte er sich wieder auf und fuhr noch über die Ziellinie, allerdings außerhalb der Punkteränge (Top 9).
Aleix Espargaro fragt: Hätte überhaupt gestartet werden sollen?
Aleix Espargaro, der erfahrenste aller aktuellen MotoGP-Piloten, hat wie so oft seine eigene Meinung. Die Ansicht seines Aprilia-Teamkollegen Vinales, dass man das Rennen hätte abbrechen sollen, teilt er nicht. Mit der Ansicht von Zarco, dass man sich einfach auf die Bedingungen einstellen müsse, tut er sich aber auch schwer.
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Für Aleix Espargaro lag das Problem schon vor dem Start Zoom
"Ich glaube nicht, dass eine rote Flagge die Lösung gewesen wäre", sagt Espargaro und elaboriert: "Das Rennen wurde nun mal gestartet. Und es war nicht so, dass die Strecke in der letzten Runde schlechter gewesen wäre als in der ersten. Die Frage, die sich für mich stellt, ist: Hätten wir das Rennen überhaupt starten sollen oder nicht?"
Wie so oft in solchen Fällen sei es "schwierig, eine einstimmige Meinung aller Fahrer zu bekommen", bedauert Espargaro. Er berichtet von einem Gespräch, das er am Vormittag mit Loris Capirossi, dem MotoGP-Sicherheitsbeauftragten, führte.
"Ich habe heute Morgen mit Loris gesprochen", so Espargaro. "Er sagte zu mir: 'Ja, wir sehen uns die Kurven 2 und 5 immer ganz genau an. Wir versuchen, sie vor den Sessions zu trocknen, aber die Zeit war einfach nicht ausreichend.'"
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