Neue MotoGP-Regeln für die Saison 2027: BMW hat keinen Einfluss genommen

Motorradsport-Direktor Marc Bongers erklärt im Exklusiv-Interview, warum BMW keinen Einfluss auf das neue MotoGP-Reglement genommen hat

(Motorsport-Total.com) - Motoren mit 850 cm³, keine Ride-Height-Devices und weniger Freiheiten auf dem Gebiet der Aerodynamik: So in etwa wird das Reglement für die MotoGP-Saison 2027 aussehen, wenn man den Gerüchten aus dem Fahrerlager glaubt. Das neue Format in der MotoGP ist für interessierte Hersteller ein guter Zeitpunkt, um einzusteigen.

Titel-Bild zur News: BMW M1000RR

BMW strebt 2024 den WSBK-Titel an und liebäugelt mit dem MotoGP-Einstieg 2027 Zoom

Mit BMW steht ein potenzieller neuer MotoGP-Hersteller bereit. Haben die Münchner bei der Gestaltung des neuen Regelwerks bereits Wünsche geäußert?

"Nein", stellt BMW-Motorradsport-Direktor Marc Bongers im Exklusiv-Interview mit Motorsport-Total.com klar und fügt hinzu "Es ist auch gar nicht möglich." Laut Bongers verhindert die Satzung der Herstellervereinigung MSMA die Einflussnahme von Herstellern, die nicht aktiv vertreten sind.

Warum BMW (noch) in der Herstellervereinigung kein Stimmrecht hat

"In der Vergangenheit gab es einige Hersteller, die über ein neues Reglement mitentschieden haben und dann einen Rückzieher machten", nennt Bongers den Grund, warum selbst an einem Einstieg interessierte Hersteller kein Mitspracherecht haben.

"An den MSMA-Runden darf man teilnehmen, wenn man in der Öffentlichkeit eine Absichtserklärung abgibt. Man kann dabei sein, hat in diesem Fall aber kein Stimmrecht. Erst wenn man aktiver Teilnehmer der Serie ist, erhält man auch ein Stimmrecht", schildert der Niederländer.

Marc Bongers

Marc Bongers ist für das WSBK-Projekt von BMW verantwortlich Zoom

Seit der Saison 2019 ist BMW wieder werksseitig in der Superbike-WM vertreten und zählt in diesem Jahr dank der Verpflichtung von Toprak Razgatlioglu und einiger struktureller Änderungen im Projekt zu den Titelanwärtern. BMW-Motorrad-CEO Markus Flasch hat gegenüber den Medien klargestellt, dass die MotoGP ein Thema ist und das neue Format ab 2027 ein guter Zeitpunkt für einen Einstieg ist (zu den Aussagen des neuen BMW-Motorrad-CEOs).

Markus Flasch

BMW-Motorrad-CEO Markus Flasch sprach zuletzt regelmäßig über die MotoGP Zoom

In den zurückliegenden Jahren vergrößerte sich die Lücke zwischen den MotoGP-Prototypen und den Superbikes. Verantwortlich dafür sind die neuen Technologien wie Ride-Height-Devices oder Verkleidungen mit Groundeffect.

BMW nicht in der Situation, um konkrete Wünsche zu äußern

Diesbezüglich fehlen BMW die Erfahrungen. Konkrete Wünsche an die MotoGP-Verantwortlichen waren somit schwierig. "Ehrlich gesagt hätten wir aktuell gar keinen Input, weil wir nicht teilnehmen. Lediglich auf dem Gebiet der Vermarktung könnten wir tatsächlich Wünsche äußern. Doch mit Blick auf die Technik muss man im Thema drinstecken, um es richtig beurteilen zu können", erklärt Bongers.

Ride-Height-Device

Die Ride-Height-Devices verschwinden voraussichtlich ab 2027 Zoom

In der MotoGP blickt BMW auf eine langjährige Zusammenarbeit mit Rechteinhaber Dorna zurück, denn die Safety-Car-Flotte besteht seit vielen Jahren aus BMW-Fahrzeugen. "Wir pflegen eine sehr gute Beziehung zu diesem Paddock, auch zur Dorna", bemerkt Bongers und schaut gespannt auf die Herausforderungen, die in der Königsklasse an die Hersteller gestellt werden.

BMW M1000RR

Seit 2021 bietet BMW auch im Motorradbereich M-Modelle an Zoom

"Es ist Motorsport auf dem allerhöchsten Prototypen-Level. Jedes Reglement stellt die Hersteller vor Herausforderungen. Wir würden aber nicht sagen, dass wir nicht mitmachen, wenn zum Beispiel die Ride-Height-Devices verboten werden. Das ist nicht der Fall", stellt Bongers klar.

Warum das neue MotoGP-Regelwerk so wichtig ist

Laut Bongers besteht das Hauptziel darin, die MotoGP und auch die Superbike-WM technisch so abzurüsten, dass die Geschwindigkeiten geringer werden. "Es ist ein Fakt, dass viele Strecken nicht mehr für die erreichten Geschwindigkeiten ausgelegt sind. Ich rede hier nicht nur vom Topspeed sondern auch von den Kurvengeschwindigkeiten", schildert der BMW-Manager.

"Das ist der Hauptgrund für das neue Reglement. Das Ziel besteht darin, die Motorräder langsamer zu machen. Es sind sinnvolle Schritte, den Hubraum zu reduzieren und die Ride-Height-Devices aller Wahrscheinlichkeit nach herauszunehmen", so Bongers.