Ducati-Wrooom: Vier Fäuste gegen Rossi
Ducati in Madonna di Campiglio: Harmonie zwischen den Teamkollegen und Casey Stoners Kampfansage an Valentino Rossi
(Motorsport-Total.com) - Während sich die rund 120 geladenen Journalisten im Hotel Spinale noch einen Willkommenscocktail gönnten, hatte Nicky Hayden gestern Abend seinen großen Auftritt: Der Ducati-Neuzugang schloss sich den Wrooom-Medientagen in Madonna di Campiglio, die das MotoGP-Team traditionell gemeinsam mit Ferrari veranstaltet, auf einer Kutsche an.
© Ducati
Nicky Hayden und Casey Stoner rüsten zum Angriff auf Valentino Rossi
Teamkollege Casey Stoner, ebenfalls ein Ex-Weltmeister, kam etwas weniger spektakulär angereist, nämlich in einem Alfa Romeo in den Farben seines Rennstalls. Gleich heute Morgen stand dann die erste Pressekonferenz der beiden Zweiradartisten auf dem Programm, morgen folgt die Enthüllung der neuen Desmosedici GP9 durch Ducati-Sportchef Claudio Domenicali. Im Vorjahr wurde die GP8 aus einem Eisblock herausgemeißelt.#w1#
"Crocodile Dundee" auf Skiern
Ansonsten geht es vor allem um Kontaktpflege und alles, was mit Wintersport zu tun hat - für den Australier Stoner nicht unbedingt vertrautes Terrain: "Ich bin auf Skiern ein totaler Anfänger, also lacht mich bitte nicht aus, wenn ich nur die Pisten für die Bunnys fahre! Aber im Ernst: Es ist eine fantastische Erfahrung, wieder hier in den Bergen zu sein. Ich werde mit jedem Jahr weniger nervös", so der 23-Jährige, der diese Woche seine Ehefrau Adriana an seiner Seite hat.
Über seinen neuen Teamkollegen scheint er sich zu freuen: "Nicky war immer nett zu mir, auch als wir noch in anderen Klassen gefahren sind. Ich denke, wir werden gut zusammenarbeiten. Wir kommen gut miteinander aus und ich gehe davon aus, dass wir das Beste aus der GP9 machen werden", streute Stoner Hayden Rosen. Der gab das Lob gleich dankbar zurück: "Ich bin happy darüber, mit Casey zu arbeiten."
Und weiter: "Wir kennen uns schon seit vielen Jahren, schließlich haben wir einen ähnlichen Hintergrund. Wir beide haben den Motorsport nicht in Europa gelernt, sondern wir sind erst Dirttrack gefahren. Wir sind sehr ehrgeizige Typen und wollen uns gegenseitig besiegen, aber wir werden auch an einem Strang ziehen, um das Team nach vorne zu bringen", so der Champion von 2006, der keinen Ducati-Beinbruch à la Marco Melandri erleiden möchte.
Besonderer Moment in der neuen Lederkombi
Hayden probierte am Sonntag für ein Fotoshooting erstmals seine neue Lederkombi an und fühlte sich in den roten Farben sofort wohl: "Ich war stolz", sagte er. "Die Hingabe und die Leidenschaft, für die dieses Team berühmt ist, haben mich sofort beeindruckt, ebenso wie die Art und Weise, wie mir alle dabei helfen wollen, mich an die neue Umgebung zu gewöhnen." Dies gelte für die menschliche wie auch für die sportliche Komponente.
"Bis jetzt lief alles gut", fügte Hayden an. "Natürlich muss ich noch schneller werden, um wirklich mithalten zu können, aber das Motorrad liebe ich jetzt schon. Es ist nicht gerade einfach zu fahren, es wird am Kurvenausgang manchmal sehr lose, aber der Motor ist kraftvoll und das ist wichtig, besonders in Rennsituationen. Das Chassis ist in Ordnung und steif, sodass man noch Feedback spürt, und die Front ist in schnellen Kurven sehr stabil."
Die neue GP9
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Nicky Hayden vor der beeindruckenden Kulisse in den italienischen Dolomiten Zoom
Getestet hat der langjährige Honda-Pilot die GP9 bisher nur in Valencia und Jerez - "auf sehr engen und kurvenreichen Strecken", wie er selbst bemerkte. "Ich glaube, dass sie zum Beispiel in Malaysia und Katar noch besser laufen wird." Viel mehr Erfahrung auf der neuen Ducati hat auch Stoner nicht: Der derzeit stärkste Gegner von Valentino Rossi in der Königsklasse saß während der Saison in Barcelona auf dem Motorrad und am Tag nach dem Saisonfinale in Valencia.
"Uns fehlt nicht viel, das neue Chassis ist eine Verbesserung", lautete sein Urteil. "Wir müssen noch am Setup arbeiten und an einigen anderen Bereichen. Im Vorjahr waren wir zu optimistisch, sodass wir einige Dinge übersehen haben, an denen wir eigentlich arbeiten hätten sollen. Das führte am Saisonbeginn zu einigen Aufs und Abs, für die wir am Ende bitter bezahlt haben. Trotzdem habe ich sechs Rennen gewonnen und bin Vizeweltmeister geworden, also freue ich mich auf 2009."
Vor allem aber freut er sich auf die nächste Chance, am Thron von Rossi zu rütteln - vielleicht auch in einem epischen Duell wie in Laguna Seca, wo er im Vorjahr den Kürzeren gezogen hat: "Ich habe vor, dieses Jahr etwas aggressiver zu sein und in einigen Rennen, in denen niemand die Initiative ergreifen will, eine Entscheidung herbeizuführen", kündigte Stoner am Ende des ersten Medientages im Nobelskiort Madonna an.