Aleix Espargaro: "Nur mit Talent, aber ohne Arbeit, kommt man nirgendwohin"

Aleix Espargaros Vollzeit-MotoGP-Karriere geht ausgerechnet auf seiner Heimstrecke Barcelona zu Ende - Der Routinier blickt zurück auf das, was gut und schlecht war

(Motorsport-Total.com) - Die meisten Augen werden am Wochenende beim MotoGP-Saisonfinale 2024 in Barcelona auf den Titelkampf zwischen Jorge Martin und Francesco Bagnaia gerichtet sein. Aber es gibt auch noch andere andere Geschichten, die Erwähnung verdienen.

Titel-Bild zur News: Aleix Espargaro

Seinen Abschied als Stammpilot gibt Aleix Espargaro zu Hause in Barcelona Zoom

So wird das von Valencia nach Barcelona verlegte Finalwochenende der Saison 2024 für Aleix Espargaro nach weit über 300 Einsätzen sein letzter Auftritt als Stammfahrer in der Motorrad-WM. Seinen Abschied vor dem feststehenden Wechsel ins Testteam von Honda wird der 35-jährige Spanier nun ausgerechnet auf seiner Heimstrecke zelebrieren.

Geboren und aufgewachsen ist Aleix Espargaro in unmittelbarer Nähe zum Circuit de Barcelona-Catalunya, in der gerade mal fünf Kilometer entfernten Stadt Granollers. Seine drei zurückliegenden Barcelona-Auftritte waren allesamt denkwürdig.

Beim Katalonien-Grand-Prix im Juni 2022 fuhr Espargaro eingangs der letzten Runde auf Podiumskurs, nahm dann aber versehentlich eine Runde zu früh Gas weg und rutschte deshalb noch vom dritten auf den fünften Platz ab.

Am Katalonien-Wochenende im September 2023 triumphierte Espargaro sowohl im Sprint am Samstag als auch im Grand Prix am Sonntag. Teamkollege Maverick Vinales wurde damals im Hauptrennen Zweiter. Für Aprilia war es der bis heute einzige Doppelerfolg in der Königsklasse.

Und am Katalonien-Wochenende im Mai 2024, da verkündete Espargaro am Donnerstag unter Tränen seinen Rücktritt für das Saisonende. Auf der Strecke wiederholte er dann am Samstag seinen Sprint-Sieg aus dem Vorjahr. Am Sonntag verpasste er um gerade mal 0,052 Sekunden das Podium.

Aleix Espargaro

Im Mai dachte Espargaro, es war sein letztes Barcelona-Wochenende, aber ... Zoom

Damals, im Mai, ging Espargaro davon aus, dass es sein letztes Barcelona-Wochenende als MotoGP-Stammpilot sein würde. Nun also bekommt er in Form des verlegten Saisonfinales doch noch ein weiteres Rennwochenende vor seiner Haustür, bevor er sich von Aprilia verabschieden und sich bei Honda dem Testteam anschließen wird.

In Rückschau auf seine Aprilia-Zeit, die von 2017 bis 2024 insgesamt acht Jahre umfasste, sagt Espargaro: "Es war mir klar, dass ich wohl nicht gut genug sein würde, um es zum MotoGP-Weltmeister zu bringen. Ich glaube aber, ich habe in dieser Zeit bewiesen, dass ich ein guter Fahrer bin. Vielleicht habe ich ja sogar mehr Talent als ich es mir selber eingestehen wollte?"

"Das Entscheidende", so Espargaro, "war, dass ich wirklich hart gearbeitet habe. Ich finde, ich habe den Beweis dafür geliefert, dass man nur mit Talent, aber ohne Arbeit, nirgendwohin kommt. Ich bin wirklich sehr stolz auf das, was ich erreicht habe".


Fotostrecke: Die Karriere-Highlights von Aleix Espargaro

"Wenn man mir gesagt hätte, dass ich den letzten drei Jahren meiner Karriere Rennen gewinnen würde und in einem dieser Jahre sogar bis kurz vor Schluss der Saison mit einer Aprilia um den WM-Titel mitfahren würde, dann hätte ich das wohl nicht geglaubt. Das war mehr als ich mir jemals erträumen durfte", so Espargaro.

Aber in seiner Rückschau gibt der 35-Jährige gleichzeitig auch zu: "Alles hat immer zwei Seiten. Ich habe im Verlauf meiner Karriere viele Fehler gemacht. Ich bin kein schlechter Kerl, bin aber mit dem einen oder anderen Fahrer aneinandergeraten, weil ich stets das Maximum gegeben habe."

"Und genau das", so Espargaro weiter, "ist auch der Grund, weshalb ich mich zum Rücktritt entschieden habe. Ich habe heute einfach nicht mehr die Stärke, immer das Maximum zu geben. Rückblickend wäre es manchmal sicherlich besser gewesen, den Kopf einzuschalten. Aber ich bin nun mal wie ich bin. Manchmal passieren eben Fehler".

Aleix Espargaro

Beim Rückblick auf seine Karriere räumt Aleix Espargaro auch Fehler ein Zoom

Seine Karriere in der Königsklasse begann der ältere der beiden Espargaro-Brüder einst im Sommer 2009 bei Pramac-Ducati. Im Team von Paolo Campinoti fuhr er eineinhalb Jahre ohne Erfolg. Zur Saison 2011 wechselte Espargaro für ein Jahr zurück in die mittlere WM-Klasse.

Seit 2012 fährt Aleix Espargaro auf Vollzeitbasis wieder in der MotoGP-Klasse. Diese Zeit geht am Wochenende in Barcelona zu Ende. Abgesehen vom Aprilia-Werksteam war der Spanier für das Suzuki-Werksteam und - in der CRT-Ära - für die Kundenteams Aspar (Aprilia) und Forward (Yamaha) am Start.

Vor seinem letzten Rennwochenende als Stammfahrer hat es Aleix Espargaro allein in der MotoGP-Klasse auf 254 Grands Prix gebracht. Von denen hat er elf auf dem Podium beendet, drei davon als Sieger. Das von ihm angesprochene Jahr, in dem er bis kurz vor Schluss um den WM-Titel mitfuhr, war 2022. Es war das Jahr seines ersten MotoGP-Sieges. Die Gesamtwertung beendete er damals als WM-Vierter.

Dass Aleix Espargaro in der bevorstehenden MotoGP-Saison 2025 für seinen neuen Arbeitgeber Honda ein paar Wildcard-Einsätze bestreiten wird, das ist denkbar, bislang aber noch nicht bestätigt.

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