Wie Boullier seinen Rennleiter-Job bei McLaren versteht
Ist er der neue McLaren-Heilsbringer oder bloß die Marionette von Ron Dennis? Eric Boullier erklärt sein Verhältnis zum McLaren-Urgestein und seinen Aufgabenbereich
(Motorsport-Total.com) - Ende 2013 zog Ron Dennis die Konsequenzen aus dem Pleitejahr: Martin Whitmarsh wurde als Teamchef und Geschäftsführer der McLaren-Gruppe entmachtet, die McLaren-Legende riss mit chinesischen Investoren an der Angel wieder die Kontrolle in Woking an sich. Nun ist wieder Dennis Geschäftsführer der McLaren-Gruppe, für das Tagesgeschäft des Formel-1-Teams hat er den Franzosen Eric Boullier installiert.
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Neuer Look, bekannter Blick: Boullier überwacht nun die Lage bei McLaren Zoom
Der ehemalige Lotus-Teamchef soll nun beim in Stocken geratenen Erfolgsteam der Vergangenheit die Trendwende herbeiführen. Man wird allerdings den Eindruck nicht los, dass Boullier eine Art Befehlsempfänger von Urgestein Dennis ist, der sich nie wirklich von der Formel 1 zurückgezogen hat.
Boullier: Teams zu groß für Alleinverantwortlichen
"An der Strecke habe ich die Rolle des Teamchefs, und abseits der Strecke muss ich mehr auf die Performance des Teams konzentrieren", erklärt Boullier gegenüber 'Sky Sports F1' seinen Aufgabenbereich selbst. Warum er nun nicht mehr für das gesamte Team die Verantwortung trage? "Die Zeiten haben sich geändert", sagt er. "Die Teams werden immer größer, und man muss die organisatorischen Verantwortungsbereiche aufteilen, um das Beste daraus zu machen. Das habe ich mit Ron besprochen, und das hat er mir angeboten."
Für viele kam die Entscheidung Dennis' überraschend, Boullier an Bord zu holen. "Ich habe ihn das erste Mal getroffen, als ich zu McLaren ging", verrät er, dass die beiden sich erst jetzt kennengelernt haben. Dennoch hofft er, dass der Brite auch dieses Jahr bei einigen Rennen vor Ort sein wird: "Er ist ein guter Geschäftsführer und Vorsitzender der Firma, also ist es toll, seine Unterstützung an der Strecke zu genießen."
Dennis sei "eine großartige Persönlichkeit und dieser Tage eine wichtige Person bei McLaren und im Fahrerlager", sagt Boullier. "Er ist ein großartiger Motivator." Und er ist bekannt dafür, dass für ihn nur Siege zählen, denn der Zweitplatzierte - so Dennis immer wieder - "ist der erste Verlierer".
Zum Siegen verdammt
Kein Wunder, dass auch Boullier diese Einstellung bereits übernommen hat: "Für uns gibt es nur ein Ziel, das in Frage kommt: um Siege und um die WM zu kämpfen." Der McLaren MP4-29 machte zumindest bei den ersten Tests einen guten Eindruck und könnte das Zeug haben, den hohen Ambitionen der Truppe gerecht zu werden.
"Wenn ich sagen würde, wir stehen dort, wo wir stehen wollen, dann würde ich lügen", drückt Boullier auf die Euphoriebremse. "Wir sind aber mit der Zuverlässigkeit zufrieden." Da aber noch niemand das Paket für das erste Rennen enthüllt hat, sei es im Moment schwierig, die Lage einzuschätzen.
Mit Rookie Kevin Magnussen, der am Donnerstag die Bestzeit in den Asphalt von Bahrain brannte, zeigt er sich aber zufrieden: "Auf eine Runde ist er sehr schnell, er ist konstant, und er fügt sich gut ins Team ein. Ihn muss man auf jeden Fall im Auge behalten."