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Whitmarsh: Rosberg in Schanghai unschlagbar
Wegen der Führung in beiden Weltmeisterschaften tut McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh der verpatzte Boxenstopp beim China-Grand-Prix nicht sonderlich weh
(Motorsport-Total.com) - In den vergangenen beiden Jahren hat McLaren den China-Grand-Prix jeweils gewonnen, heute musste sich das britische Team aber mit den Plätzen zwei und drei zufrieden geben. Aber Lewis Hamilton ist nach drei dritten Rängen WM-Führender und Jenson Button liegt nur zwei Punkte hinter ihm, sodass Teamchef Martin Whitmarsh zufrieden Bilanz ziehen kann.
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Jenson Buttons zweiter Boxenstopp dauerte um sechs Sekunden zu lange
Whitmarsh glaubt nicht, dass mehr möglich gewesen wäre: "Jenson hatte Riesenpech mit dem Radmuttern-Problem beim letzten Stopp. Ohne das hätte er freie Fahrt gehabt und er wäre viel näher dran gewesen", so der Brite. "Ob er dazu in der Lage gewesen wäre, auch zu überholen? Ich glaube ehrlich gesagt nicht, denn Nicos Reifen haben nie wirklich abgebaut. Hätten wir den Sieg beim Boxenstopp verschenkt, würde mich das viel mehr quälen."
Kein Vorwurf an die Boxencrew
Für den Mechaniker, der den dritten Stopp um rund sechs Sekunden verzögerte, zeigt Whitmarsh Verständnis: "Ich mache dem Team keinen Vorwurf, denn zuvor hatten sie schon zwei Plätze in der Boxengasse gutgemacht. Eine Radmutter hat geklemmt. Das kann schon mal vorkommen." Rosberg wäre seiner Meinung nach ohnehin nicht zu schlagen gewesen: "Es war einfach ihr Tag. Er ist ein großartiges Rennen gefahren und Mercedes verdient diesen Sieg."
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Teamchef Martin Whitmarsh freut sich über die Führung in beiden Wertungen Zoom
Für den Kommandostand war Schanghai 2012 ein kniffliges Rennen, weil das Feld unheimlich dicht beisammen lag. "Es war schwierig zu lesen", sagt er. "Wenn Jensons letzter Boxenstopp perfekt geklappt hätte, hätte er freie Fahrt gehabt. Man sucht sich normalerweise die größeren Lücken im Feld für die Boxenstopps, aber die gab es heute nicht. Um so eine Strategie zu fahren, musste man also überholen können. Unsere Jungs haben das hervorragend gemacht."
Dass man eventuell auch mit nur zwei Stopps durchfahren kann, dämmerte Whitmarsh und seinen Kollegen am Kommandostand erst nach und nach. Zu Beginn des Rennens hatten sie gar nicht auf der Rechnung, dass Rosberg seine Strategie so auslegen könnte: "Wir mussten auf Webber reagieren, daher sind wir früh reingekommen. Aber da dachten wir ja auch noch gar nicht daran, dass man vielleicht nur zweimal stoppen kann."
Schwierige strategische Rahmenbedingungen
"Wir hätten ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass sie nur zweimal stoppen", gibt der 53-Jährige zu. "Mit drei Stopps mussten unsere Jungs hart arbeiten und sich durch den Verkehr kämpfen, was sie gut gelöst haben." Erschwerend kam hinzu: "Gestern in Q1 war der Option-Reifen um bis zu eineinhalb Sekunden schneller. Heute war der härtere Prime vielleicht sogar schneller." Im Nachhinein war es also falsch, auch den zweiten Stint auf Soft zu fahren.
Hätte man etwas später auf Medium statt auf Soft gewechselt, wäre das Rennen vielleicht anders verlaufen. "Webber war der Erste, der auf die harten Reifen gewechselt ist", erklärt Whitmarsh. "Wir haben erst nach und nach realisiert, dass der so haltbar ist, dass man auch mit zwei Stopps durchkommen könnte. Wenn Nico nicht dazu in der Lage gewesen wäre, eine Zweistoppstrategie zu fahren, hätten wir gewinnen können."
Was hätte Hamilton drauf gehabt?
Die größere Chance, das Rennen zu gewinnen, hätte vielleicht sogar Lewis Hamilton gehabt, aber das Handicap seiner Rückversetzung in der Startaufstellung bremste ihn zu Beginn. "Vielleicht wäre das Rennen ein bisschen anders verlaufen, wenn er als Zweiter losfahren hätte dürfen", spekuliert Whitmarsh. "Aber ich finde, beide sind fantastisch gefahren, denn beide mussten viele Autos überholen. Das ist nicht einfach."
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Kämpferisch: Lewis Hamiltons Überholmanöver gegen Mark Webber Zoom
"Am Ende konnte man schon die Gummimurmeln neben der Ideallinie sehen", spricht er den extremen Abrieb der Pirelli-Pneus an. "DRS ist schön und gut, aber wenn du den Knopf drückst und auf diesen ganzen Dreck kommst, muss das ziemlich furchteinflößend sein, wenn du dann ziemlich spät bremsen musst. Beide haben fantastische Arbeit geleistet. Ich bin mir sicher, dass die beiden mehr überholt haben als alle anderen."
In diesem strategischen Gewirr war es hilfreich, in der Fabrik eine Crew zu haben, die von Woking aus Tipps gab. "Eine unserer Mitarbeiterinnen ist eine Dame. Ihr Tonfall war heute hoch und laut", lacht Whitmarsh. "Diese Leute leisten fantastische Arbeit, aber das Team hat dieses Wochenende insgesamt gut gearbeitet. Schade wegen des Getriebes, schade wegen des Stopps, aber über zwei Podestplätze will ich nicht meckern. Heute war einfach Nicos und Mercedes' Tag."
2012 könnte ein WM-Klassiker werden
"Es ist eine großartige Weltmeisterschaft. Wir hatten bisher drei verschiedene Sieger aus drei verschiedenen Teams in drei völlig unterschiedlichen Rennen. Da müssen wir froh sein, dass wir jetzt in beiden Weltmeisterschaften führen und in der Fahrerwertung Erster und Zweiter sind", fährt der 53-Jährige fort und kündigt an: "Ich glaube, das wird eine Weltmeisterschaft, in der man unermüdlich Punkte sammeln muss. Das werden wir versuchen."
"Bahrain", blickt er voraus, "ist eine Strecke, auf der wir bisher nicht über uns hinausgewachsen sind, aber ich glaube, wir haben ein starkes Auto und können dort gut abschneiden. Beide Fahrer sind im Moment sehr motiviert. Ich fand es nett, als die Red-Bull-Fahrer am Ende miteinander kämpften, denn ich bin mir nicht sicher, ob sie das früher auch immer durften. Das ist wirklich gut. Ich glaube, es wird eine klassische Saison. Ich sehe niemanden, der davonfahren kann. Leider wir auch nicht."