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Ungeliebtes Pflichtprogramm: Die Installationsrunde
Bevor die Formel-1-Piloten ans Limit ihrer Autos gehen, müssen zunächst die Grundfunktionen des Fahrzeugs getestet werden - während der Installationsrunde
(Motorsport-Total.com) - Installationsrunden gehören sicher nicht zu den beliebtesten Aufgaben der Formel-1-Fahrer und sind auch für die Zuschauer wenig spannend - notwendig sind sie dennoch. Zu Beginn einer Trainingssession steuert jeder Pilot sein Auto gewöhnlich einmal gemächlich um die Strecke, um die Funktionen des eigenen Boliden auf Herz und Nieren zu prüfen. Dabei werden in erster Linie wichtige Befehle, die hauptsächlich über das Lenkrad gegeben werden, ausprobiert. Das sei wichtig, da das Auto selten komplett sei und meist über Nacht zusammengebaut werde, so Mercedes.
© xpbimages.com
Über das hochkomplexe Formel-1-Lenkrad werden fast alle Funktionen gesteuert Zoom
Zudem soll der Fahrer einen ersten Eindruck über das Fahrverhalten seines Autos erhalten und an das Team weitergeben. Dazu werden Daten über die Telemetrie an die Boxenmauer gesendet. Nach einer Runde kehrt der Fahrer meist zurück an die Box. Bei den vorsaisonalen Wintertestfahrten im spanischen Jerez hat Mercedes seinen Piloten Nico Rosberg auf eine solche Installationsrunde geschickt und ihn dabei mit einer Kamera ausgestattet, die den routinierten Prozess veranschaulichen soll.
Nachdem der Deutsche in der Garage in sein Auto eingestiegen ist, rollt er zunächst hinaus in die Boxengasse. Beim Anfahren drückt er den gelben Knopf am rechten oberen Teil seines Lenkrads, um sicherzugehen, dass der "Pit Limiter" eingeschaltet ist. Der sorgt dafür, dass die Geschwindigkeitsbegrenzung innerhalb der Boxengasse nicht überschritten wird. Anschließend testet Rosberg die Funktionalität des Bordfunks, die ihm durch ein Lämpchen in der Mitte des Lenkrades angezeigt wird, sobald der Kanal offen ist. Mit Ausschalten des Pit Limiters verlässt er die Boxengasse und geht auf die Strecke.
Auf Herz und Nieren
Nun werden zunächst alle Gänge überprüft. Dazu schaltet Rosberg hoch bis in den siebten Gang und wieder herunter, was ihm in der Mitte seines Displays angezeigt wird. Als nächstes ist das KERS-System an der Reihe, dass dem Mercedes rund 80 PS zusätzliche Kraft auf Knopfdruck zur Verfügung stellt. Diesen führt Rosberg nun mit seinem linken Daumen aus. Links auf seinem Display schrumpft daraufhin die prozentuale KERS-Anzeige. Diesen Vorgang wiederholt er noch einige Male.
Nico Rosberg auf einer Installationsrunde
Das nächste System, das getestet werden soll, ist das DRS. Die Möglichkeit, den Heckflügel flachzustellen, um so mehr Geschwindigkeit auf der Geraden aufbauen zu können, heißt bei Mercedes RFA (Rear Flap Actuator). Zum Test betätigt Rosberg mehrmals den blauen Knopf oberhalb seines rechten Daumens, um den Flügel wiederholt zu öffnen und zu schließen.
Auf der rechten Seite des Lenkraddisplays läuft währenddessen übrigens permanent eine Uhr mit. Sie würde dem Fahrer in einer schnellen Runde den direkten Vergleich zu seinen bisherigen persönlichen Bestmarken in den jeweiligen Sektoren anzeigen. Diese sogenannte Deltazeit bietet dem Piloten eine wichtige Orientierung auf der Jagd nach der Bestzeit.
Am Ende seiner Installationsrunde drückt Rosberg ebenfalls mit dem rechten Daumen auf einen weiteren grauen Knopf, der den Befehl "Pit confirm" gibt. Er bestätigt per Knopfdruck also seinem Team, dass er in Kürze in die Boxengasse kommen wird. Anschließend kehrt er in selbige zurück und startet erneut den Pit Limiter. So oder so ähnlich sieht eine typische Installationsrunde in der Formel 1 aus. Jetzt kann das Team sichergehen, dass alle Funktionen einsatzfähig sind, und seinen Piloten auf eine schnelle Runde schicken.