Überlegener Montoya siegt in Chaos-Grand-Prix
Viele Favoriten am Start eliminiert, Michael Schumacher mit Reifenschaden ? und Montoya feierte heute einen einsamen Sieg
(Motorsport-Total.com) - Der Grand Prix von Deutschland in Hockenheim wurde heute bei Temperaturen weit jenseits der 30-Grad-Marke zu einer wahren Hitzeschlacht. Im überaus dramatischen Rennen feierte Juan-Pablo Montoya (BMW-Williams) einen Favoritensieg, im Schatten seiner Solofahrt kam es aber zu einer Reihe von Zwischenfällen.
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Wie durch ein Wunder blieb Räikkönen bei der Startkollision unverletzt
Gleich am Start Chaos und Action: Montoya setzte seine Pole Position problemlos in die Führung um, dahinter kollidierten Ralf Schumacher (BMW-Williams), Rubens Barrichello (Ferrari) und der hervorragend gestartete Kimi Räikkönen (McLaren-Mercedes). Räikkönen und Barrichello schieden gleich aus, "Schumi II" konnte sich noch an die Box schleppen, wo er dann aber aussteigen musste. Auch Heinz-Harald Frentzen (Sauber-Petronas) und Ralph Firman (Jordan-Ford) fielen dieser Szene zum Opfer.
Ralf Schumacher löste Startkollision aus
Die Schuldfrage konnte anhand der Videoaufzeichnungen nicht hundertprozentig geklärt werden, am ehesten muss sich jedoch Ralf Schumacher an der Nase fassen. Der BMW-Williams-Pilot zog vor der ersten Kurve leicht nach links, zwang daher Barrichello in eine Berührung mit Räikkönen und so kam es zur folgenschweren Kollision. Der Abflug des "Silberpfeils" sah spektakulär aus, verlief aber glimpflich. Anschließend folgte eine kurze Safety-Car-Phase.
Als das Rennen in der vierten Runde wieder freigegeben wurde, lag Montoya vor den Renault-Piloten Jarno Trulli und Fernando Alonso in Führung, Michael Schumacher (Ferrari) rollte nach einem schlechten Start nur an vierter Position. Dahinter griff sich David Coulthard (McLaren-Mercedes) mit einem beherzten Manöver relativ früh Mark Webber (Jaguar-Cosworth), doch auch die Toyotas von Panis und da Matta lagen von Anfang an im Spitzenfeld.
Bis zur Serie der ersten Boxenstopps setzte sich Montoya problemlos von seinen Verfolgern ab, alle Top-Leute kamen praktisch gleichzeitig rein. Dementsprechend kam es auch zu keinen maßgeblichen Verschiebungen. Früh zeichnete sich ab, dass fast das gesamte Feld dreimal anhalten würde, Renault und Ferrari sattelten jedoch später auf zwei Stopps um ? genau wie einige der Nachzügler. Montoya blieb hingegen unbeirrt bei seiner Strategie.
Schumacher kurzfristig an beiden Renaults vorbei
Zu Halbzeit des Rennens fuhr Montoya schon in seiner eigenen Liga, Michael Schumacher schnupperte jedoch an den Renaults vor ihm, um in der Weltmeisterschaft Schadensbegrenzung zu betreiben. Der Deutsche machte jedoch nur wenig Druck und kam so erst auf Platz drei nach vorne, als sich Alonso in der Sachs-Kurve einen Ausritt leistete. Der Spanier konnte mit angeschlagenem Fahrzeug in der Folge die Pace der Schnellsten nicht mehr mitgehen und musste den Traum vom Podium begraben.
Die letzte Phase bescherte den recht zahlreich erschienenen Fans dann noch einmal Dramatik pur: Erst ging Schumacher mit einem beherzten Manöver außen in der Haarnadel an Trulli vorbei, später griff sich auch Coulthard dank großartiger Strategie den Italiener ? doch Trulli konterte und fiel erst nach einem weiteren Klassemanöver seines Kontrahenten endgültig auf Rang vier zurück. Pech hatte der Renault-Pilot insofern, als einer seiner Hinterreifen nicht mehr optimal haftete.
Schumacher steuerte zu diesem Zeitpunkt einem ungefährdeten zweiten Platz entgegen, doch vier Runden vor Schluss platzte überraschend der linke Hinterreifen ? vielleicht als Folge des aggressiven Manövers gegen Trulli ein paar Umläufe zuvor. Der Vorjahressieger schleppte sich mühsam zurück an die Box und konnte in der Folge nur den siebenten Platz ins Ziel bringen. Coulthards bemerkenswerte Aufholjagd wurde damit mit Position zwei belohnt.
Montoya mehr als eine Minute vor der Konkurrenz
Montoya wurde nach einer wahren Hitzeschlacht und einer Solofahrt ohne das geringste Problem mit 65,4 Sekunden Vorsprung als Sieger abgewinkt, gefolgt von beiden Renaults. Apropos Renault: Der völlig erschöpfte Trulli rettete den dritten Platz nur knapp vor seinem Teamkollegen, war anschließend aber dem Kollaps so nahe, dass er die Pressekonferenz auslassen musste. Panis und da Matta kamen nach einem soliden Rennen als Fünfter und Sechster ins Ziel.
Den letzten zu vergebenden Punkt sicherte sich Jenson Button (BAR-Honda) mit einer gewagten Zwei-Stopp-Strategie, weil sich sein Verfolger Webber in der Schlussrunde bei vollem Risiko ins Aus drehte. Villeneuve (BAR-Honda), zwischenzeitlich auch in den Punkten, belegte den neunten Platz, Zehnter wurde Nick Heidfeld (Sauber-Petronas), der bei seinem Heimrennen nie wirkliche Chancen auf WM-Zähler hatte.
Für die Weltmeisterschaft ist das heutige Resultat ein Segen: Der Vorsprung von Schumacher ist auf sechs Punkte geschrumpft, Zweiter ist nun aber Montoya. Realistische WM-Chancen hat außerdem wohl nur noch Räikkönen, Ralf Schumacher und Rubens Barrichello liegen vier Rennen vor Ende des Titelrennens wahrscheinlich zu weit zurück. Bei den Konstrukteuren hat Ferrari nach dem heutigen Rennen indes nur noch zwei Punkte auf BMW-Williams gut.