Karriere vor Teamerfolg: Szafnauer rechnet mit Renault-Bossen ab

Otmar Szafnauer rechnet mit den Bossen bei Renault ab, die sich mehr um die eigene Karriere kümmern würden als um den Erfolg des Formel-1-Teams

(Motorsport-Total.com) - Haben sich die Renault-Manager eher auf die eigenen Karrieren konzentriert als auf den Erfolg des eigenen Teams in der Formel 1? Das wirft Ex-Teamchef Otmar Szafnauer den Konzernbossen vor und sagt, dass er mit falschen Versprechungen nach Enstone gelockt worden war.

Titel-Bild zur News: Otmar Szafnauer

Otmar Szafnauer hat nicht viel Gutes von Renault zu berichten Zoom

So wurde ihm beispielsweise versprochen, dass er die komplette Kontrolle über alle Teile des Teams haben würde, sagt er, doch als er vor der Saison 2022 zum Team stieß, sei das nicht der Fall gewesen.

"Es gibt ein paar Dinge, die bei Alpine schiefgelaufen sind", erzählt er im Podcast The High Performance. "Eines davon war, dass ich nicht die Kontrolle über das gesamte Team hatte: Die Personalabteilung berichtete nicht an mich, sondern an Frankreich."

"Die Finanzabteilung war mir nicht unterstellt. Die Kommunikationsabteilung war mir nicht unterstellt, und die Marketinggruppe und die Werbeabteilung waren mir nicht unterstellt", so Szafnauer. Da habe er schon gewusst, dass es bei Alpine problematisch werden könnte.

Die Sache mit dem Piastri-Vertrag

Und große Probleme, die sollte es bei den Franzosen geben. Sportlich war man nie wirklich da, wo man sein wollte, doch die großen Schlagzeilen schrieb man abseits davon. Hohe Wellen schlug etwa die Posse rund um Oscar Piastri, den Alpine als neuen Fahrer für 2023 verkündete, der dies aber dementierte und stattdessen zu McLaren ging.

Alpine verlor vor dem Contract Recognition Board (CRB), die McLaren im Recht sahen, weil Piastri keinen gültigen Vertrag mit Alpine besaß. Szafnauer wurde zum Sündenbock gemacht, obwohl der Fehler laut ihm schon im November 2021 begangen wurde, bevor er überhaupt zum Team stieß.

Oscar Piastri in der Alpine-Box beim Formel-1-Test in Abu Dhabi 2021

Alpine verlor Oscar Piastri an McLaren - und Szafnauer wurde zum Sündenbock Zoom

"Er (der Vertrag; Anm. d. Red.) wurde nie unterzeichnet. Ich habe im März angefangen. Ich hatte keine Ahnung", sagt er. "Sie haben die CRB-Dokumente nicht korrekt eingereicht und nie einen Vertrag mit ihnen unterzeichnet."

"In jenem November gab es ein zweiwöchiges Zeitfenster, in dem alles hätte erledigt werden können, aber das wurde nicht getan", klagt er. "Und vor dem CRB verlor Alpine dann, weil die Einreichungen nicht korrekt waren."

Szafnauer als "Gesicht" des Problems

Schlimm für ihn: "Wir haben eine Pressemitteilung herausgegeben, auf der mein Bild zu sehen war. Und es hatte nichts mit mir zu tun, ich war nicht einmal dort!"


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Laut ihm habe die Kommunikationsabteilung, die ihm nicht unterstellt war, gedacht, es sei eine gute Idee "von der Inkompetenz der Mitarbeiter abzulenken, indem sie mein Bild auf die Pressemitteilung setzte".

Die Person, die das Bild anbrachte, hatte zuvor sogar unter Szafnauer bei Force India gearbeitet. Deshalb ging er zu ihr und sagt, dass sie es eigentlich besser wissen müsste. Doch ihre Reaktion sei nur gewesen: "Es tut mir leid, ich wurde angewiesen, das zu tun."

Einige Leute "nicht vertrauenswürdig"

"Aber es hat mir damals gezeigt, dass es innerhalb der Alpine-Organisation einige Leute gibt, die nicht vertrauenswürdig sind und es auf mich abgesehen haben", sagt Szafnauer. "Sie haben nicht mit mir gearbeitet. Und wenn man sich nicht um die Leistung des Teams kümmert, sondern mehr um seine Machtbasis als um die Leistung des Teams, dann tut man solche Dinge."

Szafnauer sagt, dass es früher bei Ford, wo er zwischen 1986 und 1998 gearbeitet hatte, einen Spruch gab: "Ford Motor Company didn't make cars. It made careers." Also: Man habe sich mehr um Karrieren gekümmert als um Autos.


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"Und das ist in der Formel 1 nicht der Fall", sagt er. Eigentlich. "Aber es kann der Fall sein, wenn man einen Haufen Leute aus, sagen wir, der Renault-Gruppe bekommt, die jetzt für ein Formel-1-Team verantwortlich sind."

"Sie kümmern sich nicht um die Leistung auf der Strecke, sie kümmern sich um ihre Karriere. Und wenn das der Fall ist, trifft man diese Art von Entscheidungen."