Starke Rookies: Öffnen Colapinto und Bearman Türen für den F1-Nachwuchs?
Oliver Bearman und Franco Colapinto könnten die Tür für zukünftige Rookies geöffnet haben, dabei sind sie in der Formel 2 nicht weit vorne zu finden
(Motorsport-Total.com) - Hat die Formel 1 zu lange auf die gleichen Namen gesetzt und dadurch die Karrieren einiger junger Fahrer verhindert? In der jüngeren Vergangenheit scheinen viele Formel-1-Teams ein gewisses Risiko bei ihrer Fahrerwahl zu scheuen.
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Franco Colapinto hat sich in der Formel 1 schnell etabliert Zoom
Fahrer wie Kevin Magnussen, Valtteri Bottas oder Daniel Ricciardo fahren seit Jahren im Mittelfeld der Formel 1 mit, ohne groß Akzente setzen zu können, und dennoch erhielten sie immer wieder den Vorzug vor anderen jungen Piloten.
Die letzten beiden Formel-2-Meister Theo Pourchaire und Felipe Drugovich warten zum Beispiel noch immer auf ihre Einsatzchance in der Formel 1. Ganz auffällig war das vor der Saison 2024, als kein einziger Rennstall eine Veränderung an seinem Fahreraufgebot vorgenommen hat.
Doch Franco Colapinto und Oliver Bearman könnten nun dafür gesorgt haben, dass die Teams wieder etwas mehr Vertrauen in die Rookies bekommen. Beide erhielten in diesem Jahr unverhofft eine Chance und konnten diese nutzen.
"Ich bin beeindruckt", muss selbst Max Verstappen über die beiden Rookies sagen. "Sie haben einen guten Job gemacht, als sie reingesprungen sind, und das ist schön zu sehen", so der Niederländer.
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Auch Oliver Bearman wusste in Dschidda und Baku zu überzeugen Zoom
"Und hoffentlich öffnet das die Tür etwas mehr, damit zukünftige Talente in den Sport kommen können", sagt er weiter. "Natürlich brauchst du erfahrene Fahrer und so, aber auch Möglichkeiten für Rookies, und es sieht so aus, als würde das endlich passieren - und das ist toll."
Horner: Schwierig, etwas in der Formel 2 zu lesen
Ein kleines Problem scheint es dabei aber zu geben: "Es ist so schwierig, in der Formel 2 etwas an der Form lesen zu können", sagt Red-Bull-Teamchef Christian Horner im Podcast F1 Nation. Denn Bearman und Colapinto gehörten bis zu ihren Formel-1-Einsätzen nicht zu den Meisterschaftsanwärtern in der Nachwuchsserie.
Vor allem von Bearman war vor der Saison eine Menge erwartet worden, doch der Brite liegt in einem schwierigen Jahr für Prema nur auf Rang 15 und damit auch deutlich hinter seinem Rookie-Teamkollegen Andrea Kimi Antonelli.
Aber als er auf einer schwierigen Strecke wie Saudi-Arabien bei Ferrari für Carlos Sainz einspringen musste, "sah er wie ein Veteran aus", lobt Horner und bescheinigt ihm auch eine gute Leistung im Vergleich zu Nico Hülkenberg bei Haas in Baku.
"Und Colapinto war eine totale Überraschung", sagt er. "In der Formel 2 fuhr er ziemlich unbemerkt und niemand hat über ihn gesprochen, aber dann ist er in den Williams gesprungen und war herausragend. Er war wirklich beeindruckend", sagt Horner.
"Und heißt das, dass Hadjar, der jeden von ihnen schlägt, noch einen Schritt weiter ist? Bis wir diesen Jungs eine Chance geben, wissen wir das nicht."
Isack Hadjar gehört zum Red-Bull-Kader und liegt aktuell hinter McLaren-Junior Gabriel Bortoleto auf Rang zwei der Meisterschaft. Der Franzose gilt als ein möglicher Kandidat für einen Platz bei den Racing Bulls für 2025 - je nachdem wie sich Sergio Perez, Yuki Tsunoda und Liam Lawson in den restlichen Rennen schlagen und wie die Pläne von Red Bull aussehen.
Glock: Auch in der Formel 2 gibt es Unterschiede
Auch Perez schlägt in die gleiche Kerbe wie sein Teamchef und bescheinigt den Rookies einen guten Job: "Es sind ja nicht die Jungs, die in der Formel 2 gewinnen, aber trotzdem machen sie einen fantastischen Job", lobt er. "Ihr müsst also denken, dass die Jungs, die gewinnen, nicht von dieser Welt sind, aber es ist einfach schwierig zu verstehen, wer die guten Fahrer in der Formel 2 sind."
Eigentlich sollte man meinen, dass es gerade in der Formel 2 leicht zu erkennen ist, weil alle das gleiche Auto besitzen und demnach die gleichen Chancen haben müssten. Doch dem ist nicht so, wie Ex-Pilot Timo Glock aus eigener Erfahrung weiß.
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"Du kannst natürlich mit einem Team in der Formel 2 arbeiten, das nicht gut genug ist", sagt der Deutsche in einem Interview auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de. Er selbst war 2006 in der Vorgängerserie GP2 mit dem spanischen BCN-Team in die Saison gestartet. Die Bilanz: zwei Punkteplatzierungen in neun Rennen.
"Ich war eben absolut nirgendwo und hatte dann die Chance, Mitte des Jahres das Team zu wechseln", erzählt er. Glock ging zu iSport, holte dort zwei Siege und fuhr in elf Starts nur drei Mal nicht in die Top 4. Ein Jahr später holte er mit dem Team zusammen den Titel.
"Das zeigt, du brauchst auch das richtige Umfeld. Und die Formel 2 ist genauso wie die Formel 1 eine Rennserie, in der es auf Details ankommt, und du brauchst ein gutes Team um dich herum, um Leistung zu zeigen", so Glock.
Manchmal braucht es nur eine Chance
Tatsächlich ist es in den vergangenen Jahren schon häufiger vorgekommen, dass Fahrer in der Formel 1 eine gute Leistung zeigen, obwohl sie in den Nachwuchsserien nicht sonderlich auffällig waren. Auf der anderen Seite konnten sich Formel-2- & GP2-Meister wie Nyck de Vries, Jolyon Palmer, Stoffel Vandoorne oder auch Mick Schumacher nicht nachhaltig in der Formel 1 etablieren - wenn sie überhaupt eine Chance bekommen haben.
Denn auch Fahrer wie Davide Valsecchi oder Fabio Leimer haben trotz Titel im vergangenen Jahrzehnt nie ein Cockpit in der Königsklasse erhalten.
Der Neuseeländer Mitch Evans hatte die Formel-1-Teams zuletzt kritisiert und gemeint, dass die Teams Youngstern keine Chance geben würden - und um in die Formel 1 zu kommen, bräuchte es eine Menge Glück und die passende Gelegenheit. So wie sie eben Bearman und Colapinto erhalten haben.
Wie es Horner schon sagte: Vor seinem Williams-Debüt hatte niemand Colapinto auf dem Zettel, und jetzt ist der Argentinier gefragt und wird sogar mit dem Cockpit bei Sauber in Verbindung gebracht, wo aber mit Valtteri Bottas erneut ein Routinier den Vorzug erhalten soll.
"Ich hoffe wirklich für Franco, dass er den Platz bei Audi bekommen kann", sagt Perez. "Es wäre schade, wenn er nach seinen Leistungen kein Cockpit für das kommende Jahr bekommen würde." Ein weiteres Jahr in der Formel 2 könnte seiner Karriere nämlich schaden, wenn es nicht so rund läuft, glaubt der Mexikaner.
Perez: Schnelle Rookies keine Überraschung
Trotzdem hat sich der Youngster mit seinen Leistungen jetzt auf das Radar der Formel-1-Teams gebracht und vielleicht eben auch den Weg für andere Junioren geebnet. Denn er und Bearman haben gezeigt, dass Rookies sofort schnell sein können.
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Das ist für Perez aber auch keine Überraschung: "Das sind ja sehr gute Fahrer, die das schon ihr ganzes Leben machen", sagt er, "und sie sind ja schon was weiß ich wie viele Saisons bei den Teams."
"Als ich angefangen habe, gab es kaum eine Kommunikation mit den Formel-1-Teams, du warst kaum in den Meetings und durftest kaum das Auto fahren", erzählt er. "Jetzt sitzen sie den ganzen Tag im Simulator und sind auf Speed. Aber ein oder zwei gute Rennen reichen nicht. Die Konstanz von morgen verschafft dir eine erfolgreiche Karriere in der Formel 1."
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