Schumacher-Brüder von allen Formalitäten befreit
Die um den Tod ihrer Mutter trauernden Schumacher-Brüder starten im Rennen, wurden aber von allen Formalitäten befreit
(Motorsport-Total.com/sid) - Die Formel-1-Stars Michael und Ralf Schumacher trauern um ihre Mutter Elisabeth. Die 55-Jährige starb am Sonntag in der Uni-Klinik in Köln. Elisabeth Schumacher war am 10. April zusammengebrochen und lag nach einer Notoperation auf der Intensivstation im künstlichen Koma. Trotz des Schicksalsschlages starteten die Schumacher-Brüder am Sonntagnachmittag beim Großen Preis von San Marino in Imola. Das hatten die Teams der Rennfahrer, Ferrari und BMW-Williams, zuvor bestätigt.

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Ralf und Cora trugen am Sonntagmorgen Trauerflor
Ralf Schumacher und Ehefrau Cora waren am Sonntagmorgen ganz in Schwarz an der Rennstrecke erschienen, Ferrari-Superstar Michael Schumacher trug rote Teamkleidung. Beide ließen vorab über ihre Arbeitgeber ausrichten, dass sie keine Interviews geben werden. Nach Angaben des Kölner Sonntags-Express litt die Mutter des schnellsten Brüder-Paares der Formel-1-Geschichte an Leberzirrhose. Nur eine Transplantation hätte ihr noch das Leben retten können. Doch der Kampf der Ärzte war vergebens.
Der Automobil-Weltverband FIA drückte in einem Statement sein "tiefstes Mitgefühl" aus: "Angesichts dieser Tatsache sind Michael und Ralf Schumacher von allen Formalitäten vor und nach dem Großen Preis von San Marino befreit." Auch die Teilnahme am Rennen stellte man beiden frei. Beide nahmen an der Fahrerparade vor dem Rennen nicht teil. Auch die Teilnahme an der Siegerzeremonie und der anschließenden Pressekonferenz im Fall der Fälle ist den beiden Deutschen damit freigestellt.
BMW-Motorsport-Direktor Gerhard Berger sprach von einer "extrem schwierigen" Situation. "Ich wüsste nicht, wie ich mich entscheiden würde. Das muss jeder ganz persönlich entscheiden", erklärte der Österreicher, der 1997 einige Tage nach dem Tod seines Vaters in Hockenheim das nächste Rennen gewann. Der dreimalige Weltmeister Niki Lauda sagte: "Wenn man sich zum Start entschließt und im Rennauto sitzt, dann funktioniert es auch." Hans-Joachim Stuck meinte: "Es darf ihnen keiner böse sein, wenn sie nach der ersten Kurve anhalten und sagen 'Es geht einfach nicht'."
Weltmeister Michael Schumacher (34) und Bruder Ralf (27) waren am Samstagnachmittag unmittelbar nach dem Training zum WM-Lauf in Imola im Privatjet zu ihrer schwer kranken Mutter geflogen. Beide kehrten noch am späten Samstagabend nach Italien zurück.In der Qualifikation für den Großen Preis von San Marino hatten die beiden ihre Sorgen verdrängt und waren gemeinsam in die erste Startreihe gefahren, Michael war 14 Tausendstelsekunden schneller als Bruder Ralf.
Die anschließende Pressekonferenz war bei der ersten Frage nach Mutter Schumacher sofort abgebrochen worden. Danach hielten Bild am Sonntag und der Kölner Sonntags-Express die Chronologie fest. Ralf Schumacher und Ehefrau Cora gingen demnach ins Ferrari-Motorhome, dort wartete schon Michael Schumacher mit seiner Gattin Corinna.
Am Hinterausgang fuhr ein Teammitglied einen Maserati 3200 GT vor, Schumachers bester Freund Peter Kaiser schirmte die Fotografen ab. Auch Ralfs Salsburger Kumpel Markus Friesacher war da, sein Fitnesstrainer Daniel Dobringer packte eine Sporttasche ins Auto. Dann stiegen die beiden Ehepaare unter dem Blitzlichtgewitter der Fotografen in das Sportcoupe, das durchs Fahrerlager Richtung Flughafen abfuhr.
Ein Hubschrauber brachte die Schumachers zu dem kleinen Airport in Forli bei Bologna. Von da aus ging es dann in Ralf Schumachers Privatjet zum Flughafen Köln/Bonn. Vater Rolf Schumacher holte seine beiden Söhne und deren Frauen mit einem blauen Ford Mondeo ab. Gemeinsam fuhren sie in die Klinik, dort blieben sie etwa drei Stunden am Krankenbett der Mutter.
Der Zustand von Elisabeth Schumacher war zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als kritisch. Der linke Lungenflügel hatte sich wegen eines Abzesses voller Blut gesaugt - Folgen der Leberzirrhose. Die letzte Überlebenschance wäre nur noch eine Lebertransplantation gewesen.
Seit Freitag stand Elisabeth Schumacher auf der Liste der Firma Eurotransplant in Leiden. Dort wurden ihre Daten gespeichert, um eine passende Spender-Leber zu finden. Doch die Uhr lief gegen Mutter Schumacher, eine Tranplantation hätte noch vor Dienstag vorgenommen werden müssen. Die Folgen: totales Leberversagen und damit der Tod.
Karl-Heinz Schumacher, der Bruder ihres Ex-Mannes Rolf, hatte Elisabeth Schumacher nach dem Zusammenbruch am 10. April im Wohnzimmer ihres Hauses in Kerpen-Manheim gefunden. Bei einer ersten Untersuchung in einem lokalen Krankenhaus wurden innere Blutungen festgestellt. Elisabeth Schumacher wurde sofort in die Uni-Klinik Köln verlegt. Ralf brach BMW-Testfahrten in Südfrankreich ab und reiste sofort zur Mutter. Bruder Michael, der einen Tag später ans Krankenbett kam, besorgte die besten Ärzte.

