• 21.02.2013 12:11

  • von Dominik Sharaf

Reifenrätsel verunsichert die Szene - außer Williams

Technikchef Mike Coughlan will die Testplanung bewusst auf die Causa Pirelli ausgelegt haben, Ross Brawn ortet doppelten Verschleiß verglichen mit 2012

(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Saison hat noch gar nicht richtig begonnen und schon tobt das große Wehklagen in der Szene. Im Mittelpunkt stehen erneut die Pirelli-Reifen, die bei den Testfahrten im kühlen Barcelona durch enormen Verschleiß und Abbau auffallen. Außerdem sorgt der starke Abrieb dafür, dass die Autos "Gummigeschosse" - so Toro-Rosso-Pilot Daniel Ricciardo - hochschleudern. Die Ingenieurshirne hinter den Kulissen glauben, dass die Pneusuppe nicht so heiß gegessen wird, wie sie einige derzeit kochen.

Titel-Bild zur News: Pirelli-Reifen

Alles eitel Sonnenschein? Die neuen Pirelli-Reifen sind in jeder Hinsicht trügerisch Zoom

Mike Coughlan beruhigt gegenüber 'ESPN' die Gemüter, wenn es um den langsamen Aufbau von Temperatur in den Gummis geht: "Sie sind in Ordnung. Der Zeitpunkt wird kommen, an dem wir die Leistung früher herausholen." Für den Williams-Technikchef besteht eine Verbindung zu den äußeren Bedingungen: "Das einzige, was hier fehlt, sind die richtigen Temperaturen und deshalb ist Vorsicht angesagt." Coughlan glaubt, dass die Sache spätestens beim Saisonauftakt im Albert Park anders aussieht.

Wenn es überhaupt so lange dauert: "In Melbourne könnte es 35 Grad haben, aber ich denke, wir haben schon zuvor einiges verstanden", prognostiziert Coughlan, der den tendenziell reifenunfreundlichen Charakter des Circuit de Catalunya im Hinterkopf hat. Ganz so entspannt sieht Kollege Ross Brawn die Lage nicht. "Der Verschleiß ist doppelt so hoch wie im letzten Jahr", hadert der Mercedes-Teamchef im Gespräch mit 'auto motor und sport'. "Da kommt auch noch Graining hinzu", erklärt Brawn.


Fotos: Testfahrten in Barcelona


Das Problem ist offenbar, dass der Reifen innen warm wird, aber außen kalt bleibt. Coughlan überraschen die neuerlichen Schwierigkeiten nicht: "Wir hatten gar nicht geplant, in Jerez zu fahren, sondern haben es nur gemacht, weil Pirelli die neuen Reifen gebracht hat", so der Williams-Verantwortliche, der das Programm in weiser Voraussicht ganz bewusst auf diesen Sachverhalt ausgerichtet haben will. "Gefühlsmäßig war es besser, das alte Auto mitzubringen, um eine bekannte Plattform zu haben."

Die Konkurrenz, die sich scheinbar einen wichtigen Erfahrungsvorsprung in einer von Testrestriktionen geprägten Zeit gesichert hat, sieht Coughlan deutlich im Nachteil: "Ich bin mir sicher, dass viele, die mit einem neuen Auto, einem neuen Fahrer und neuen Reifen nach Jerez gefahren sind, Zeit verschwendet haben. Wir nicht." Mit schnellen Rundenzeiten konnten jedoch weder Pastor Maldonado noch Valtteri Bottas beeindrucken.