Ralf Schumacher: "Michael muss sich warm anziehen"
BMW-Williams-Pilot Ralf Schumacher über die bevorstehende Saison und warum er gerne in Australien ist
(Motorsport-Total.com/sid) - Frage: "Die Winterpause war relativ lang. Haben sie ihr Rennauto in dieser Zeit vermisst?"
Ralf Schumacher: "Um ehrlich zu sein, war die Pause gar nicht so lange. Schon im November ging´s mit den Testfahrten weiter, und seit Beginn des neuen Jahres stieg sowieso ein Testtermin nach dem anderen. Da ich schon früh wusste, dass wir mit der neuen Frontpartie unseres Autos Revolutionäres planen, habe ich mich aber auf diese Tests auch sehr, sehr gefreut."

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Ralf Schumacher hält sich gern in Australien auf
Frage: "Was haben sie in der Pause alles gemacht, haben sie sich gut erholt? Wie haben sie sich fit gehalten?´
Schumacher: "Nach ein paar Tagen in Dubai hatte ich schon wieder die Vorbereitung auf die neue Saison begonnen. Ich kann da aus meiner Haut nicht raus. Nichts tun ist nichts für mich. Nach ein paar Tagen rumliegen in der Sonne werde ich kribbelig und muss was tun. Also habe ich mich mit meinem Betreuer Daniel Dobringer ins Training gestürzt. Ich denke, dass ich körperlich bestens gerüstet bin für die neue Saison."#w1#
Frage: "Ihr neues Auto sieht vor allem im Bereich der Frontpartie völlig anders aus als die Wagen der Konkurrenz. Was sind die größten Vorteile des neuen Williams-BMW im Vergleich mit dem Vorjahresauto?"
Schumacher: "Der größte Vorteil liegt auf der Hand: Der FW26 ist fähig, schon beim ersten Rennen aus eigener Kraft um den Sieg mitzufahren - das konnte das Vorjahresauto nicht. Ich will gar nicht so sehr ins Detail gehen, aber auf jeden Fall liegt der neue Wagen um einiges besser und ist damit für mich auch leichter zu fahren. Beim Testen waren ein paar Runden dabei, da musste ich unter meinem Helm grinsen, weil es so viel Spaß gemacht hat."
Frage: "Was ist ihr realistisches Ziel für die neue Saison?"
Schumacher: "Realistisch ist, dass wir um die WM mitfahren. Ein Traum ist der Titel - doch zwischen Traum und Wirklichkeit liegen 18 harte Rennen, in denen viel passieren kann. Ich will nur Rennen für Rennen denken und so gut wie möglich sein, dann ergibt sich alles andere von selbst."
Frage: "Ist ihr Bruder Michael als Weltmeister automatisch wieder der Top-Favorit?"
Schumacher: "Ein klares Ja. Michael bleibt das Maß aller Dinge, aber ich denke, die Konkurrenz hat aufgeholt. Er wird sich warm anziehen müssen."
Frage: "Macht der Abschied von Juan Pablo Montoya zum Saisonende ihr Leben im Team etwas einfacher - oder ist der Druck dadurch noch größer?"
Schumacher: "Ich wüsste nicht, warum diese Tatsache etwas an der Situation im Team ändern sollte. Ich will Weltmeister werden, Juan will Weltmeister werden, und das Team will das auch. Also werden wir alle so hart wie möglich arbeiten, um dieses Ziel zu erreichen, und das Team wird irgendwann den unterstützen, der die größeren Chancen hat. Egal, ob Juan weggeht oder nicht."
Frage: "Ist es ein Hindernis, dass ihr neuer Vertrag noch immer nicht unter Dach und Fach ist?"
Schumacher: "Nein, ich selber wollte es ja so, dass die Verhandlungen auf Eis gelegt wurden. Nachdem etwas ausgemacht war, wurde wieder nachverhandelt - und das wollte ich einfach nicht mehr. Jetzt konzentriere ich mich ausschließlich auf das Auto und die Rennstrecke, der Rest wird sich ergeben."
Frage: "Geht es nur noch ums Geld, oder welche Punkte sind noch strittig? Und bis wann rechnen sie mit einer Entscheidung?"
Schumacher: "Ich lasse mich von dieser Geschichte nicht unter Druck setzen, nur - noch einmal - so viel: Es ging und geht nicht ums Geld. Ich hätte den vorgelegten Vertrag mit reduziertem Fixgehalt ja unterschrieben."
Frage: "Zum Schluss noch ein paar Worte über Australien. Mögen sie Land und Leute und den Grand Prix?´
Schumacher: "Ich freue mich jedes Jahr riesig auf Australien. Dieses Land ist so schön, die Menschen sind so offen und freundlich - um ein bisschen rumzuspinnen, kann ich sagen, dass ich mir nach meiner Karriere echt gut vorstellen kann, mit meiner Familie hier zu leben. Ich bin relativ zeitig angereist, weil ich am Montag noch einen Marketingtag für BMW in Neuseeland absolvieren musste. Ich werde jetzt noch ein bisschen trainieren und die Zeit in Melbourne genießen. Mal sehen, vielleicht fällt mir nach Tauchen mit Haien und Schwimmen mit Delphinen wieder etwas Außergewöhnliches ein."
Frage: "Was halten sie von der Rennstrecke im Albert Park, worauf kommt es dort am meisten an?"
Schumacher: "Ich mag nicht nur die Strecke, ich liebe auch die Atmosphäre. Da der Albert Park keine permanente Rennstrecke ist, dauert es einige Zeit, bis sich auf dem Belag ein wenig Grip aufbaut, doch dieses Problem stellt sich ja gleichermaßen für alle Teams."

