"Punkte-Führerschein" weiterhin ein Thema

Seit Romain Grosjeans Sperre in Monza ist der "Punkte-Führerschein" in der Formel 1 ein Thema, das hinter den Kulissen auch weiterhin in Erwägung gezogen wird

(Motorsport-Total.com) - Zum ersten Mal seit 1994 (Mika Häkkinen) wurde im vergangenen Jahr wieder ein Formel-1-Pilot wegen eines fahrerischen Fehlverhaltens auf der Strecke gesperrt. Die FIA sprach diese drakonische Strafe gegen Romain Grosjean aus, nachdem dieser beim Grand Prix von Belgien in Spa-Francorchamps eine spektakuläre Startkollision ausgelöst hatte - noch dazu als Wiederholungstäter.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso, Romain Grosjean

Romain Grosjean segelte in Belgien 2012 über Fernando Alonso hinweg Zoom

Grosjeans Sperre für Monza wurde zwar von den meisten Experten als gerecht empfunden, dennoch löste sie Diskussionen aus. Auch Pastor Maldonado war nämlich davor schon mehrfach unangenehm aufgefallen, der Williams-Fahrer kam im Saisonverlauf aber nicht einmal in die Nähe einer Sperre. Also entstand die Idee, der Fairness halber eine Art "Punkte-Führerschein" einzuführen - erreicht ein Pilot eine gewisse Punkteanzahl, so könnte man ihn für ein Rennen sperren und das (Straf-)Punktekonto würde damit genullt.

Um die Idee ist es über den Winter ruhig geworden, aber: "Das ist keineswegs auf Eis gelegt, sondern es wird diskutiert werden", stellt FIA-Rennleiter Charlie Whiting klar. Schließlich gibt es auch potenzielle Komplikationen, die bedacht werden müssen: Sollte zum Beispiel ein Fahrer, der zehnmal um ein oder zwei km/h gegen das Speed-Limit in der Boxengasse verstößt, genauso drakonisch bestraft werden wie ein anderer Fahrer, der einen Konkurrenten absichtlich von der Strecke räumt, dafür aber sonst nicht auffällig geworden ist?

Eher nicht, weshalb für die FIA feststeht, dass nur ernsthafte Vergehen als Punkt angerechnet werden dürfen. Aber genau solche Fragen müssen vor einer tatsächlichen Einführung ins Reglement erst gründlich ausdiskutiert werden. Eine solche Diskussionsrunde hat im Winter heimlich, still und leise stattgefunden: "Wir haben es mit den Teams im Januar diskutiert und es fand breite Unterstützung", verrät Whiting und ergänzt: "Aber nicht einstimmig."

Denn: "Es ist ziemlich kompliziert, die richtige Balance zu finden. Muss jemand gesperrt werden, wenn er dreimal eine Kollision verursacht hat? Da sind wir uns noch nicht ganz sicher - wir müssen uns noch anschauen, wie das alles funktionieren könnte." Eine Einführung noch in dieser Saison ist nicht mehr möglich, theoretisch könnte es den "Punkte-Führerschein" in der Formel 1 aber ab 2014 geben - vorausgesetzt, man einigt sich rasch genug, was keineswegs sicher ist.


Fotos: Großer Preis von Australien


"Im Laufe des Jahres werden wir weiter darüber diskutieren und uns anschauen, wofür man einen Punkt vergeben sollte. Es gibt einen Entwurf, aber wir wollen sicher sein, dass es funktioniert und dass nicht jemand gesperrt wird, der nicht gesperrt werden sollte", so Whiting. "Eine Rennsperre ist eine ernsthafte Sache, daher müssen wir sicher sein, dass derjenige so eine Strafe auch verdient. Daher halten wir das noch eine Weile im Hintergrund."