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Norris vs. Verstappen: "Unangemessene Einmischung der Sportkommissare"
Der Zweikampf zwischen Lando Norris und Max Verstappen inklusive Strafe in Austin erhitzt die Gemüter - Andrea Stella findet, man hätte laufen lassen sollen
(Motorsport-Total.com) - "Meiner Meinung nach war die Art und Weise, wie die Stewards in ein schönes Stück Motorsport eingegriffen haben, unangemessen". - McLaren-Teamchef Andrea Stella übt nach dem Großen Preis der USA in Austin heftige Kritik an den Sportkommissaren der Formel 1.
© Motorsport Images
Lando Norris vor Max Verstappen: Die Sportkommissare drehten die Reihenfolge wieder um Zoom
Lando Norris hatte eine Zeitstrafe wegen Überholens außerhalb der Strecke erhalten, nachdem er von Max Verstappen bei einem Überholversuch auf der Außenbahn von der Strecke gedrängt worden war. Verstappen, der seinerseits bei dem Manöver von der Strecke rutschte, ging sowohl für diese Aktion als auch für eine ähnliche Situation in Kurve 1 straffrei aus.
Während es für die Situation in Kurve 1 einen Präzedenzfall gibt - 2015 beförderte Lewis Hamilton Nico Roberg auf ähnliche Weise von der Strecke, was zum berühmten Kappenwurf des Deutschen führte - wird die andere Situation kritischer gesehen. Denn George Russell und Yuki Tsunoda wurden für das Abdrängen anderer Fahrer (Valtteri Bottas und Alex Albon) bestraft.
Stella ist im Gespräch mit Sky der Meinung, dass sich die Kommissare in der zweiten Szene komplett aus dem Geschehen hätten heraushalten sollen, so wie sie es in Kurve 1 getan hatten. "Meiner Meinung nach war es unangemessen, wie die Stewards in ein schönes Stück Motorsport eingegriffen haben. Beide Autos sind von der Strecke abgekommen. Beide Autos haben sich dadurch einen Vorteil verschafft." (Toto Wolff kritisiert Kommissare noch schärfer)
"Schade, das hat uns ein Podium gekostet. Es hat uns ein Rennen gekostet, in dem wir geduldig geblieben sind, nachdem wir in der ersten Runde in der ersten Kurve bereits von der Strecke gedrängt wurden, was wir akzeptiert haben. Wir können gegen diese Strafe keinen Protest einlegen, damit ist dieses Kapitel für uns abgeschlossen."
Auf die Frage, ob Norris die Position hätte zurückgeben können, antwortet er: "Wir haben mehrmals überprüft, ob beide Autos neben der Strecke waren. Für uns bestand kein Zweifel, dass das Manöver korrekt war."
Norris: Das war so nicht richtig
Lando Norris sieht es ähnlich: "Für mich ist der entscheidende Punkt, dass das, was Max gemacht hat, nicht richtig war. Nämlich seine Position zu verteidigen, indem er die Strecke verlässt und seine Position hält. Das ist nicht korrekt."
"Er ist von der Strecke abgekommen, weil er zu hart verteidigt hat und dabei einen Fehler gemacht hat. Am Ende hat er davon profitiert. Gleichzeitig musste ich deshalb die Strecke verlassen."
Außerdem kritisiert er die mangelnde Konsistenz bei den Strafen: "Es sieht so aus, als hätten sich die Regeln geändert, denn ich habe das Gefühl, dass es nicht mit dem übereinstimmt, was in Österreich passiert ist, als Max keine Strafe bekam, als er von der Strecke abkam und sich einen Vorteil verschaffte."
Er glaubt, dass es für die Sportkommissare eine schwierige Entscheidung war. Gegenüber Sky sagt er: "Es sah so aus, als ob die Stewards mehrere Runden lang keine Entscheidung treffen konnten. Es war also keine einfache Entscheidung, sonst hätten sie sie früher getroffen."
Später kritisiert er, dass die Entscheidung während des Rennens getroffen wurde: "Es ist einfach eine übereilte Entscheidung und sie (die Stewards) hören oder verstehen unsere Punkte nicht, was sie nach dem Rennen tun sollten. Sie wollen einfach schnell eine Entscheidung treffen, damit das Podium und die Punkte feststehen."
"Deshalb ist es eine übereilte Entscheidung, und sie hören sich weder meine Meinung noch die meines Teams oder die von Max an, was meiner Meinung nach vielleicht nicht ganz korrekt ist."
Sind die Regeln selbst das Problem?
Schließlich stellt sich die Frage, ob die Fahrrichtlinien, an denen sich die Strafe orientiert, praxistauglich sind. Denn auch Verstappens Angriff in Kurve 1 scheint dies zu zeigen: Eine Divebomb gibt einem Fahrer das Recht auf die Kurve, wenn er am Scheitelpunkt vorn ist - ganz gleich, ob er die Kurve bekommt oder nicht. Ist der Text also praxisfremd?
"Das ist schwierig. Es ist einfach schwierig, diese Dinge zu regulieren. Ich musste die Strecke verlassen, weil er zu hart verteidigt hat. Niemand kann sagen, ob ich es geschafft hätte oder nicht, wenn ich auf der Strecke geblieben wäre. Deshalb kann man so etwas nicht reglementieren."
Verstappen steht natürlich voll und ganz hinter der Entscheidung, Norris zu bestrafen: "Ich denke, es ist ganz klar, dass man außerhalb der weißen Linie nicht überholen darf. Ich habe das auch schon erlebt. 2017 habe ich hier [im Kampf mit Kimi Räikkönen] ein Podium verloren."
Und er fügt hinzu: "Sie beschweren sich in letzter Zeit sowieso sehr viel. Aber es steht ganz klar im Reglement. Außerhalb der weißen Linien darf überholt werden. Wie gesagt, davon bin ich auch bereits betroffen gewesen."
Helmut Marko, auf den Vorwurf Stellas angesprochen, die Kommissare hätten sich zu sehr eingemischt, verweist ebenfalls auf die Regeln: "Das ist durch dieses Regelwerk, und es kommen immer mehr Regeln hinzu. Natürlich haben wir auf unser Recht bestanden, er hat außerhalb der Strecke überholt. Schade, denn es war ein ganz toller Zweikampf."
Kurve 1: Norris gibt Fehler zu
Die andere strittige Situation war die erste Kurve. Norris erwischte den besseren Start, doch in der ersten Kurve griff Verstappen auf der Innenbahn an. Beide Autos kamen von der Strecke ab. Wieder war Verstappen am Scheitelpunkt vorn, weshalb die Szene gar nicht erst untersucht wurde.
"Auf der Innenbahn war eine Lücke, die habe ich genutzt", kommentiert der amtierende Weltmeister trocken. "Die Kurve ist sehr breit, man hat viele Möglichkeiten, hineinzufahren. Ich habe mich für die enge Variante entschieden und bin trotzdem als Zweiter rausgekommen."
Nur, dass, wie er selbst sagt, ein Dritter davon profitierte: "Ich denke, es lief ganz gut für mich, denn Charles [Leclerc] war sowieso schneller, und so zog er einfach davon."
Norris räumt ein, vielleicht nicht energisch genug verteidigt zu haben. Der McLaren-Pilot wurde schon öfter dafür kritisiert, Verstappen im Zweikampf mental nicht gewachsen zu sein, Kurve 1 in Austin wird die Kritiker wohl kaum verstummen lassen. Während er in der Situation mit der Strafe klar der Meinung ist, dass ihm Unrecht getan wurde, sieht er sich im Fall Kurve 1 mit in der Verantwortung.
"Da ist es etwas schwieriger zu sagen, ob es daran lag, dass ich nicht genug Einsatz gezeigt habe. Aber er ist wieder so schnell reingefahren, dass er von der Strecke abgekommen ist. Ich meine, ich kann nicht einfach während des Rennens auf der Innenseite von jemandem auftauchen, von der Strecke fahren und den Platz behalten. Aber aus irgendeinem Grund ist das in Runde 1 und Kurve 1 völlig in Ordnung. Schwierig."
"Aber wenn ich mich in Kurve 1 besser verteidigt hätte und nicht wie ein Depp gefahren wäre, dann hätte ich nach Kurve 1 geführt und wir hätten diese Diskussion nicht führen müssen..."
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