• 10.08.2001 09:38

Michelin: Ziele erreicht, Erwartungen übertroffen

Der französische Reifenhersteller hat zur Sommerpause Bilanz über die Rückkehr in die Formel 1 gezogen und ist zufrieden

(Motorsport-Total.com) - Das Comeback geriet zum Senkrechtstart
Im Schnelldurchlauf hakte Formel 1-Rückkehrer Michelin in der laufenden Saison alle selbst gesetzten Ziele ab und übertraf mit bislang drei Grand Prix-Siegen sowie vier weiteren Podiumsplatzierungen sämtliche Erwartungen. In einer von kaum einem Formel 1-Experten für möglich gehaltenen Geschwindigkeit etablierte sich der französische Reifenhersteller wieder als Top-Player in der höchsten Motorsportklasse - ein Weg, für den frühere Debütanten weit längere Anläufe benötigten.

Titel-Bild zur News: Michelin

Michelin hat über die Rückkehr in die Formel 1 eine positive Bilanz gezogen

Ein Meilenstein pro Grand Prix
So lassen sich die ersten Rennen seit dem Wiedereinstieg von Michelin in die Formel 1 zusammenfassen. Großer Preis von Australien: starkes Debüt, wenn auch letztlich ohne zählbaren Erfolg. Malaysia: erste WM-Punkte im zweiten Saisonrennen. Brasilien: erste Führungskilometer. Grand Prix von San Marino: Michelin feiert seine Premiere auf dem Podium - und bereits den ersten Sieg. Ralf Schumacher schenkte sich, seinem BMW WilliamsF1 Team und auch dem Reifenpartner den ersten Grand Prix-Triumph der neuen Formel 1-Ära.

"Wir betrachten 2001 als Lehrjahr, in dem es vor allem darum geht, die verschiedenen Strecken-Charakteristika kennen zu lernen und die Zusammenarbeit mit unseren Partnern aufzubauen", hatte Michelin-Motorsportchef Pierre Dupasquier noch vor der Saison tief gestapelt.

Hintergrund: Aufgrund der Testbeschränkungen des Automobil-Weltverbandes FIA konnten die französischen Techniker ihre Pneus auf nur wenigen aktuellen F1-Kursen probieren. Die Grand Prix-Pisten von Australien, Brasilien, Kanada, Monaco und Deutschland (Hockenheim) zum Beispiel blieben für Michelin bis zum ersten freien Training Strecken mit vielen Unbekannten.

Auch wenn somit die Reifen, die Michelin zu den ersten Saisonrennen mitbrachte, nicht exakt auf die spezifischen Bedingungen zugeschnitten sein konnten: Sehr schnell hatte das Team um den charismatischen Rennleiter den Erfahrungsvorsprung des Wettbewerbs mehr als kompensiert. Nach fast drei Vierteln der Saison 2001 steht das BMW WilliamsF1 Team als erfolgreichster Partner des französischen Reifenherstellers auf Platz drei der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft - Tendenz weiter steigend. Mit Jaguar-Cosworth, Benetton-Renault und Prost-Acer sammelten drei weitere "Kollaborateure" wichtige WM-Zähler. Insgesamt eroberten Michelin-bereifte Teams nach zwölf von 17 Rennen bereits 71 Weltmeisterschaftspunkte, was einem Durchschnitt von fast sechs Zählern pro Rennen entspricht - und das, obwohl Michelin in seiner Comeback-Saison bewusst nicht mit den dominierenden Teams der Vorjahre kooperierte.

Die Entscheidung, gemeinsam mit Michelin eine Lernkurve zu absolvieren, zahlte sich vor allem für das aufstrebende BMW WilliamsF1 Team aus. Standen für das deutsch-englische Duo im Vorjahr nach zwölf Rennen noch 24 Punkten zu Buche, so holten sie im gleichen Zeitraum 2001 an der Seite von Michelin 56. Auch Jaguar (von drei auf fünf Punkte) und Prost (von null auf vier) erhöhten ihre Punkteausbeute gegenüber der Vorsaison deutlich.

Auf allen Strecken schnell, auf manchen unschlagbar
Die bislang drei Saisonsiege in Imola, Montréal und Hockenheim erzielte Michelin-Pilot Ralf Schumacher durchgehend auf Kursen mit langen Geraden und engen Schikanen. Dabei kommt ihm wie auch den anderen Partnern eine konstruktive Besonderheit der französischen Pneus zugute: Dank der relativ weichen Flanken kön-nen die Fahrer die Randsteine der Schikanen besonders aggressiv überfahren, oh-ne dass ihr Auto dadurch aus der Balance gerät. Doch auch wenn die drei "Erfolgs-kurse" eine ähnliche Charakteristik aufweisen: Überzeugen konnten die Michelin-Pneus auf jeder der bisher befahrenen zwölf GP-Pisten.

Angesichts des oftmals unbekannten Terrains erstaunt die Gleichmäßigkeit der von Michelin ausgestatteten Teams: In zehn von zwölf Läufen holten Michelin-Piloten WM-Zähler. Nur beim Debüt in Australien und dem Großen Preis von Österreich - den BMW Williams-Pilot Montoya zu Beginn anführte - blieb Michelin ohne Punkte. Insgesamt lagen Michelin-Partner in acht von zwölf Saisonrennen zumindest zeitweise in Front, zuletzt bei fünf Grand Prix in Folge. In der Rangliste der meisten Führungsrunden liegt nur Ralfs Bruder Michael vor den beiden Fahrern des BMW WilliamsF1 Teams, die bislang für 132 (R. Schumacher) bzw. 86 Runden (Montoya) das Feld anführten. Mit diesen 218 Führungsrunden lagen Michelin-Fahrer länger an der Spitze als alle anderen Piloten zusammen - den amtierenden Weltmeister ausgenommen. Fünf schnellste Rennrunden unterstützten die Bilanz der starken Rennperformance.

In der Hälfte aller bislang ausgetragenen Grand Prix nahm ein BMW Williams-Pilot mit Michelin-Pneus das Rennen aus der ersten Startreihe auf. Während Ralf Schu-macher in Magny-Cours (F) die Pole Position eroberte, gelang dies Juan Pablo Montoya in Hockenheim knapp vor seinem deutschen Teamkollegen. Dieser jüngste Doppelerfolg krönt die vorläufige Qualifying-Bilanz von Michelin - gemeinsam mit dem Ergebnis in Monte Carlo, als mit den beiden BMW Williams und dem Jaguar des Briten Eddie Irvine erstmals seit der Rückkehr drei Michelin-bereifte Autos in den Top-Ten platziert waren.