• 10.07.2002 14:32

  • von Marcus Kollmann

McNish: Das Leben kann manchmal ziemlich hart sein

Der Schotte über seinen verkorksten Heim-Grand Prix und warum das Glück es fortan gut mit ihm und Toyota besser meinen sollte

(Motorsport-Total.com) - Toyota-Pilot Allan McNish hatte sich im Vorfeld des zehnten WM-Laufes auf seinen persönlichen Heim-Grand Prix in Silverstone mächtig gefreut, doch Fortuna meinte es im Verlauf des Rennwochenendes nicht gut mit ihm, wie sich später herausstellen sollte.

Titel-Bild zur News: Allan McNish

McNish glaubt, dass die Pechsträhne nun vorbei und Fortuna ihm wieder hold ist

Warum der Schotte vor den Augen der britischen Fans besonders gut abschneiden wollte, erklärt sich wie folgt: "Als ich ein kleiner Junge war und in Dumfries lebte, da konnten wir nur die Rennen in Monaco, Silverstone und Monza im Fernsehen empfangen. Ich erinnere mich noch daran wie ich James Hunt beim britischen Grand Prix 1977 bewunderte, denn er hinterließ bei mir einen bleibenden Eindruck - damals war ich sieben Jahre alt. In den Anfangstagen meiner Karriere hatte ich die Chance mit James zusammen zu arbeiten, denn er war Marlboros Fahrerberater und ich war einer ihrer Fahrer. 1990, im ersten Rennen der F3000-Meisterschaft, hatte ich dann einen schlimmen Unfall auf Grund dessen ich bewusstlos war. Einen Monat später stand dann die International Trophy in Silverstone an und Professor Sid Watkins hatte mir grünes Licht für die Teilnahme gegeben. Damals war Silverstone anders, eine viel schnellere Strecke als sie es jetzt ist und es gelang mir die Pole Position herauszufahren. Nachdem ich im Rennen zunächst Damon Hill ein paar Runden gefolgt war, überholte ich und gewann dann auch das Rennen. Das war ein sehr emotionaler Moment für mich", erinnert sich der heute 32-Jährige an das Gefühl bei seinem Heimspiel siegreich gewesen zu sein.

Rennwochenende fing schon schlecht an

Dass es über ein Jahrzehnt dauern sollte, dass er wieder eine Gelegenheit bekommen würde im britischen Grand Prix in Silverstone zu fahren, wusste McNish damals zum Glück noch nicht, denn das hätte ihn damals eigenen Worten nach "sehr stark enttäuscht". Obwohl der Wahl-Monegasse mit seinen 32 Jahren ein recht alter "Rookie" ist, bedauert er den spät erfolgten Einstieg in die Königsklasse jedoch nicht. "Jetzt bin ich weiser und auch erfahrener, aber auch älter. Meiner Meinung profitiert man aber davon wenn es darum geht die Momente zu genießen."

Die Gelegenheit seinen Heim-Grand Prix zu genießen hatte McNish letztes Wochenende aber nicht. Schon am Freitag hatte das Team auf Grund des Ausfalls von Mika Salo hinsichtlich der zu absolvierenden Abstimmungsarbeit ein großes Handicap gehabt und das typisch britische Wetter trug sein Übriges dazu bei, dass McNish am Ende des Tages der langsamste Pilot des Fahrerfeldes gewesen war. Dafür lief es dann am Samstag etwas besser: "Wir konnten für die Qualifikation eine gute Balance finden und Mika fuhr Startplatz 8 heraus, unsere beste Qualifyingperformance in dieser Saison. Ich selbst war am Morgen vergleichbar schnell gewesen, jedoch hatte ich auf meiner besten Runde Verkehr. Das kostete mich zwei oder drei Zehntel. In den anderen beiden Sektoren lag ich gleichauf mit Mika. Obwohl uns am Ende nur 0,39 Sekunden trennten, so bedeutete das einen Unterschied von sieben Plätzen." Den vielen Toyota- und McNish-Fans machte das aber nichts, denn diese jubelten wann immer der Schotte an ihrer Tribüne vorbeifuhr.

Lasse mich nicht mehr von Martin Brundle interviewen

Nachdem die Balance seines Autos schon in der Qualifikation gut gewesen war, hatte man im Warm Up noch paar Verbesserungen finden können, sodass sich McNish sehr auf das Rennen freute. Als die Lichter jedoch ausgingen und der Große Preis von Großbritannien gestartet war, war sein erster Heim-Grand Prix in einem Formel-1-Boliden aber schon beendet gewesen bevor er so richtig angefangen hatte.

"Als ich in der Startaufstellung stand, wartete ich auf die Freigabe des Rennens. Die Launch-control war aktiviert, (alles was ich dabei tue, ist, den Knopf zu drücken und beim Ausgehen der Lichter den Knopf loszulassen) und als das letzte Licht erschien schaltete der Motor ab. Instinktiv riss ich meine Arme hoch und schaute in die Spiegel, um zu sehen ob einer der anderen Fahrer auffahren würde. Zum Glück konnten die Piloten hinter mir aber alle ausweichen. Anschließend wurde ich in die Box geschoben wo der Motor neugestartet werden konnte, jedoch hatten wir keinen Vortrieb und das war es dann für mich", schilderte der Formel-1-Neuling einen sehr enttäuschenden Augenblick den er schon einmal so ähnlich in dieser Saison erlebt hatte. "Martin Brundle hat mich jetzt zwei Mal in der Startaufstellung, in Imola und Silverstone, interviewt. In beiden Rennen verdarben mir Probleme mit der Launch-control den Start. Ich werde mit ihm zukünftig also nicht mehr vor einem Rennen sprechen", glaubt McNish, dass es kein Zufall ist, dass ausgerechnet immer dann die Probleme auftraten wenn er zuvor Brundle Rede und Antwort gestanden hatte.

Heim-Grand Prix ist etwas ganz besonderes

Beim Heim-Grand Prix auszuscheiden ist für jeden Fahrer schon schlimm genug, doch erst gar nicht daran teilnehmen zu können, kommt einer Höchststrafe gleich. Verständlich, dass McNish ein Wechselbad der Gefühle erlebte und am Ende sehr verbittert war.

"Ich selbst wollte für mich, für das Team und all die Leute die kamen, um mich zum ersten Mal in einem Formel 1 zu sehen, ein gutes Rennen fahren. Aber das Leben kann manchmal ziemlich hart sein, besonders bei einem Rennen wo man sich vorgenommen hat gut abzuschneiden. Klar, es geht nur um weitere 10 Punkte und es sind weitere 300 Kilometer Renndistanz, doch der Heim-Grand Prix ist immer etwas ganz besonderes. Ich war zutiefst enttäuscht, dass ich die uns in Silverstone einen herzlichen Empfang bereitenden Fans am Sonntag nicht aufwärmen konnte", tat es McNish besonders wegen der Zuschauer auf den Tribünen Leid.

McNish glaubt an mehr Glück in den kommenden Rennen

"Abseits der Strecke hörte ich, dass Toyota Großbritannien voll und ganz hinter dem Panasonic Toyota Racing Team steht, welches bei jedem Grand Prix die Kantine mit Landesfahnen und Bannern dekoriert und typisches Essen des Gastgeberlandes serviert. Über 400 Händler drückten uns die Daumen und es tut mir Leid, dass wir ihnen keinen Grund zum Jubeln liefern konnten", erklärte McNish noch einmal, dass die Motivation groß gewesen war, es aber einfach nicht hatte sein sollen.

Nach dem Pech in den letzten Rennen glaubt der Schotte nun, dass das Team wieder bessere Rennwochenenden erleben wird: "Ich denke, dass wir nun wieder an der Reihe sind und ich hoffe, dass uns das Glück schon wieder in Magny-Cours hold sein wird. Vor diesem Rennen werden Mika und ich in Monza testen, wo wir uns auf Abstimmungsarbeiten für einige der schnelleren Rennstrecken, auf denen wir später in der Saison noch fahren, konzentrieren werden. Anschließend werde ich beim Goodwood Festival of Speed den TF102 fahren und mit meinem in Le Mans siegreichen Porsche GT1 wiedervereint werden. Panasonic Toyota Racing Präsident und Ex-Rallye Superstar Ove Andersson wird ebenfalls auf der Strecke sein und es sollte ein tolles Wochenende werden. Kommt vorbei", empfiehlt der Toyota-Pilot allen Fans die dazu die Gelegenheit haben.