Max Verstappen gewinnt F1-Sprint in Österreich: "Das war nicht nett!"

Zwischen Max Verstappen und Sergio Perez sah es nach dem Red-Bull-Doppelsieg zunächst nach dicker Luft aus - Nico Hülkenberg einer der Fahrer des Rennens

(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen hat den packenden F1-Sprint auf dem Red-Bull-Ring in Spielberg vor seinem Teamkollegen Sergio Perez gewonnen und damit weitere acht Punkte für sein WM-Konto eingestreift. Nico Hülkenberg (Haas) wäre beinahe zur Sensation des Rennens geworden und sammelte letztendlich mit einem gewagten Reifenpoker immerhin zwei Punkte für Platz 7.

Titel-Bild zur News: Sergio Perez, Max Verstappen, Carlos Sainz

Red Bull feierte beim Heimrennen in Spielberg einen Sprint-Doppelsieg Zoom

Allerdings hängt bei Red Bull nach einer hitzigen ersten Runde zwischen Verstappen und Perez der Haussegen schief. Verstappen meinte bei der Zieldurchfahrt am Boxenfunk: "Das am Ausgang von Kurve 1 war nicht nett. Das hätte einen großen Unfall geben können. Nicht okay. Darüber werden wir reden müssen."

Auf zunächst nasser und am Ende abtrocknender Strecke fuhren die Top 5 mit Intermediates durch. Das waren die beiden Red Bulls, Carlos Sainz (Ferrari), Lance Stroll und Fernando Alonso (Aston Martin).

Nico Hülkenberg (Haas), der zwischenzeitlich an zweiter Stelle lag, beendete das Rennen auf Rang 6. Die weiteren WM-Punkte gingen an Esteban Ocon (Alpine) und George Russell (Mercedes).

Lewis Hamilton (Mercedes) wurde Zehnter, Charles Leclerc (Ferrari) Zwölfter. Alle 20 gestarteten Piloten sahen die Zielflagge.

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Was passierte in der Startphase?

19 Fahrer starteten auf Intermediates, nur Valtteri Bottas (Alfa Romeo) hatte Mediumslicks montiert. Eine Wetterverbesserung zeichnete sich jedoch nicht ab, sodass der Finne schon am Ende der Aufwärmrunde reinkam, um ebenfalls auf Intermediates zu wechseln. Somit musste er aus der Box losfahren. Vom 19. Startplatz aus ein Poker, den er eingehen konnte. Und verlor: Bottas wurde 20. und Letzter.

Bei Red Bull lagen die Nerven schon vor dem Start blank. Perez rutschte gleich in der Aufwärmrunde neben die Strecke, konnte aber weiterfahren und seine normale Startposition einnehmen. Und von der aus kam er besser weg als Verstappen und ging vor der ersten Kurve in Führung.

Das ließ sich Verstappen, angefeuert von zehntausenden niederländischen Fans am Red-Bull-Ring, nicht gefallen. Er erwischte den besseren Ausgang aus Kurve 1, doch Perez zog nach rechts und machte ihm die Tür zu. Verstappen tobte: "Er hat mich abgedrängt, was zur Hölle!"

Helmut Marko analysiert im 'ORF'-Interview: "Das war nicht notwendig. Ich muss mir das nochmal genauer anschauen und dann mit 'Checo' reden. Vielleicht hat er ihn nicht gesehen. Nachher hat sich das eh erledigt, weil ihm Max einfach davongefahren ist."

Verstappen hatte bereits mit Perez gesprochen, als er während der Pressekonferenz dann seinen Boxenfunk relativierte: "Im ersten Moment kennst du ja noch nicht alle Gründe." Und: "Zwischen uns ist alles gut."

Perez meinte, er habe "versucht, meine Linie zu verteidigen, und hatte nicht auf dem Schirm, dass Max schon neben mir war. Es hat zwar nicht viel geregnet, aber es war schwierig, nach hinten zu sehen. Als ich realisierte, dass Max da ist, war es schon zu spät. Aber wir haben das zwischen uns nach dem Rennen geklärt."

'Sky'-Experte Timo Glock findet trotzdem: "Ist zu hart. Das machst du natürlich, wenn du gegen die Konkurrenz fährst. Aber gegen den eigenen Teamkollegen macht man das nicht."

Ging das Duell danach genauso hart weiter?

Jedenfalls setzte sich Verstappen oben am Hügel vor Kurve 3 mit der Brechstange innen neben Perez und ging tatsächlich in Führung. Um eine Kollision zu vermeiden, mussten aber beide abbremsen. Jetzt war Perez sauer: "Was ist mit Max verkehrt, Mann?"

Norris witterte kurzzeitig die Chance, die Führung zu übernehmen, blieb bei Kurve 3 aber gefühlt fast stehen und fiel auf Platz 10 zurück. Grund: "Ich kam ein bisschen seitlich an und das Auto schaltete ins Notprogramm. In Kurve 3 hatte ich Leerlauf und musste dabei zuschauen, wie alle an mir vorbeifuhren. Das hat mich alles gekostet. Ich weiß nicht, wie es dazu kam. Meine Kurve 3 war eigentlich okay."

Profitieren konnte Hülkenberg, der bei Kurve 4 an Perez vorbeiging. Das war übrigens nur in der ersten Runde wirklich spannend. Zehn Runden vor Schluss hatte Verstappen bereits zehn Sekunden Vorsprung auf seinen Teamkollegen. Und fuhr den nächsten Sieg auf einer seiner Leibstrecken sicher nach Hause. Auch, weil Red Bull auf abtrocknender Strecke dank des bereits überlegenen Vorsprungs risikolos mit Intermediates durchfahren konnte.

Wie lief Hülkenbergs Rennsamstag?

Nach fünf Runden lag Hülkenberg 2,8 Sekunden hinter Verstappen und 2,0 Sekunden vor Perez auf Platz 2. Der Haas, normalerweise ein "Reifenfresser", funktionierte bei kühlen und nassen Bedingungen tadellos. Denn die Kunst war bei diesen Verhältnissen nicht, die Reifen nicht überhitzen zu lassen, sondern sie auf Temperatur zu bringen. Eine Disziplin, die Hülkenberg und Haas perfekt beherrschen.

Teamkollege Kevin Magnussen lag zu Beginn des Rennens an zehnter Stelle, mit den beiden Mercedes im Schlepptau. Die konnte Magnussen aber nicht lang halten. In etwa zur gleichen Zeit, als Alonso auf die Frage, ob die Strecke bis Rennende abtrocknen könnte, mit "potenziell ja" antwortete, schrumpfte Hülkenbergs Vorsprung auf Perez auf 0,5 Sekunden zusammen. Das war in Runde 10 von 24.

In Runde 12 - die Strecke wurde jetzt langsam trockener - war Perez dann nicht mehr zu halten. Hülkenberg konnte sich bei Kurve 3 noch verteidigen, ausgangs Kurve 4 konnte er aber keine Gegenwehr mehr leisten. Und nur eine Runde später fiel er an der gleichen Stelle auch hinter Sainz zurück.

Hülkenberg war jetzt Vierter, zweieinhalb Sekunden vor Stroll und Alonso. Stroll hatte seinerseits Druck von hinten, als er das Team um eine Stallorder bat: "Sagt Fernando, dass wir nicht zu viel Zeit mit Kämpfen verlieren sollten."

In Runde 17 war es dann so weit, und Hülkenberg musste zuerst Stroll durchlassen. Zu dem Zeitpunkt hatte Rennleiter Niels Wittich gerade das DRS freigegeben, was das Überholen einfacher und das Verteidigen für ihn schwieriger machte. Jetzt kam die altbekannte Rennschwäche des Haas immer stärker zur Geltung.

In Runde 17 zockte Hülkenberg dann und wechselte auf weiche Slicks. Zwei Runden zuvor hatte Russell umgesteckt, der gerade anfing, damit beste Sektorenzeiten zu fahren. Für Russell ging der Poker auf. Er war phasenweise um zweieinhalb Sekunden schneller als Spitzenreiter Verstappen auf Intermediates.

Hülkenberg und Russell überholten in der Schlussphase dank der besseren Reifen einen Konkurrenten nach dem anderen. Hülkenberg fehlten am Ende nur 1,1 Sekunden auf Alonso.

Dass Hülkenbergs Poker aufgehen würde, hätte zum Zeitpunkt der Entscheidung kaum jemand gedacht. Auch nicht Verstappen. Der gibt zu: "Als ich hörte, dass jemand auf Slicks gewechselt hatte, dachte ich nur: 'Viel Glück!' Für uns war es definitiv richtig, mit dem Inter zu Ende zu fahren."

Hülkenberg selbst analysiert: "Ich glaube, der Inter und die nasse Strecke sind uns entgegengekommen. Die abtrocknende Strecke hat dann aber ganz schön Reifen gefressen. Bei allen, aber gefühlt bei uns und bei mir einen Ticken mehr als bei anderen. Da war dann irgendwann ziemlich deutlich und klar, dass ich den Slick brauche."

Wie zufrieden ist Sainz mit P3?

Der Ferrari-Pilot freut sich drüber, dass die jüngsten Updates insbesondere in den schnellen Kurven anzuschlagen scheinen. Auch wenn im Rennen nicht alles perfekt war: "Im Nassen hatten wir Schwierigkeiten, die Vorderreifen zu schonen. Es war das erste Mal mit dem Inter an diesem Wochenende. Da weißt du vorher nicht, was du mit der Balance machen sollst. Da sind wir vielleicht einen Schritt zu weit gegangen."

Und er sagt: "Ich hoffe, dass das für uns der Beginn der Wende ist. Ich hatte das ganze Wochenende ein gutes Gefühl im Auto. Auch wenn die Red Bulls immer noch zu schnell für uns sind. Morgen werden wir das schon genauer wissen."

Hat Alonso Stroll absichtlich nicht angegriffen?

Die beiden Aston Martins lieferten sich am Ende ein Duell um die Positionen 4 und 5. Alonso war in der ersten Runde hinter Stroll zurückgefallen, als Norris wegen der Red Bulls abbremsen musste. Später sah es so aus, als würde er seinen Teamkollegen noch ein- und überholen können.

In der letzten Runde wurde es richtig eng. Eine ernsthafte Attacke setzte Alonso aber nicht mehr. Absichtlich zurückgehalten habe er sich nicht. Er erklärt: "Bei deinem Teamkollegen gibst du extra Rücksicht. Ich denke, ich hätte noch eine Runde gebraucht. Ich hatte eine Chance in Kurve 7, aber das ist keine Kurve, in der du überholst."

Wie bewertet Mercedes die Performance?

Das Team war eigentlich optimistisch ins Wochenende gegangen. Spielberg sollte dem W14 besser liegen als Montreal. Doch nach dem Debakel im Qualifying war aufgrund der schlechten Startpositionen nicht mehr viel auszurichten. Hamilton kam als Zehnter ins Ziel, mit 46,4 Sekunden Rückstand.


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Er war darüber nicht erfreut. Das kann man aus seinen Kommentaren nach dem F1-Sprint ablesen: "Es war kein schwieriger Nachmittag. Es hat Spaß gemacht", sagt er. "Ich habe einfach gelacht und habe es genossen. Es war so, als wäre ich auf der Rye-Haus-Kartbahn gefahren und hätte einfach Spaß gehabt."

Russell findet im Nachhinein, dass er wahrscheinlich schon früher auf Slicks wechseln hätte können. "Aber wenn noch so viel Gischt ist, kannst du oftmals nicht gleich erkennen, ob das nur die Gischt ist oder ob die Strecke noch nass ist", sagt er. "Ich habe dem Team nur gesagt: 'Wenn jetzt Qualifying wäre, würde ich Slicks nehmen.' Zwei Runden früher, dann hätte ich weitere zwei Positionen gewonnen."

Gibt's für den F1-Sprint eigentlich WM-Punkte?

Der Sieger erhält acht Punkte für den F1-Sprint (8-7-6-5-4-3-2-1); der Sieg zählt aber nicht als klassischer Grand-Prix-Sieg für die ewige Statistik. Außerdem gibt's für die Top 3 Medaillen und keine Pokale.

Anders als bei den ersten F1-Sprints zählt das Ergebnis aber nicht als Startaufstellung für den Grand Prix am Sonntag. Die wurde bereits am Freitagabend in einem klassischen Qualifying ermittelt.

Wo gibt's den Großen Preis von Österreich live zu sehen?

In Deutschland wird das komplette Rennwochenende exklusiv von Sky übertragen. Am Sonntag steigt der Grand Prix von Österreich über 71 Runden auf dem Red-Bull-Ring. Start für das Rennen ist um 15:00 Uhr, Sky überträgt bereits ab 13:30 Uhr. Übrigens mit Einschätzungen von Experte Timo Glock. (ANZEIGE: Sei mit Sky hautnah dabei, vom ersten Freien Training bis zur Siegerehrung!)


Abgerundet wird das Programm auf Sky durch die tägliche F1-Show auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de. Host Kevin Scheuren begrüßt Stefan Ehlen vor Ort in Spielberg zur Analyse des Tages in der Formel 1. Am Samstag ab 22:30 Uhr, am Sonntag ab 23:00 Uhr (Sendeplan provisorisch, Änderungen vorbehalten). (Um per Pushnachricht informiert zu werden, wann die Streams losgehen, am besten jetzt kostenlos den Kanal abonnieren und die Glocke aktivieren!)