Ferrari runderneuert: Mit Monster-Update siegfähig zum Imola-Heimspiel?

Ferrari gewährt in Fiorano ersten Einblick auf die großen Updates am SF-24: Teamchef Fred Vasseur hat zwar Hoffnung, stapelt aber dennoch tief

(Motorsport-Total.com) - McLaren hat es vorgemacht, jetzt will auch Ferrari nachziehen, am besten schon beim Heimspiel in Imola: Nachdem die Updates am MCL38 Lando Norris in Miami jüngst zum Sieg verhalfen, möchte auch die Scuderia mit neuen Teilen der Red-Bull-Dominanz Einhalt gebieten.

Titel-Bild zur News: Carlos Sainz testet Ferraris neue Updates in Fiorano

Carlos Sainz testet Ferraris neue Updates in Fiorano Zoom

Dabei hielt sich Ferrari im Vergleich zur Konkurrenz 2024 bisher auffallend zurück mit neuen Teilen. Drei große Upgrade-Pakete planen die Roten dem Vernehmen nach für den Saisonverlauf, das erste davon zünden sie nun in Imola und geizen dabei wahrlich nicht mit Neuerungen, wie erste Aufnahmen von den beiden Filmtagen zeigen, die Ferrari am Donnerstag und Freitag auf der hauseigenen Teststrecke in Fiorano absolvierte.

Denn dabei stand für Charles Leclerc und Carlos Sainz über die erlaubten 200 Kilometer auch eine erste Erprobung der neuen Teile auf dem Programm: Im Zentrum des neuen Ferrari-Pakets steht ein Philosophiewechsel bei den Seitenkästen und der Motorabdeckung, ähnlich dem Red-Bull-Konzept.

Allerdings handelt es sich dabei weniger um eine optische Kopie, als eine langangelegte Eigenentwicklung, warb Ferrari über den Winter doch mehrere Techniker vom Klassenprimus ab, die ihr Know-how nun auch in Maranellos jüngste Entwicklungsrichtung einfließen ließen - und deren Ansätze, die Downforce damit zu erhöhen, ohne zeitgleich die aerodynamische Effizienz zu schmälern, offenbar auch durch die Daten im Windkanal gestützt wurden.

Neue Lufteinlässe am Seitenkasten: Ferrari geht in Richtung Red Bull

Neue Lufteinlässe am Seitenkasten: Ferrari geht in Richtung Red Bull Zoom

So wechselt auch die Scuderia bei den Lufteinlässen der Seitenkästen am SF-24 fortan von einem "Unterbiss" zu einem "Überbiss", so wie er seit Saisonbeginn bereits erfolgreich am RB20 zu sehen ist, um den Luftfluss in dieser Region besser zu kanalisieren. Auch sind die Einlässe deutlich größer, daran angepasst kommen weitere Veränderungen bei den Öffnungen in der Außenhaut des Ferraris im Heckbereich hinzu, wo die neu kanalisierte Luft wieder hinausströmt.

Ferrari lässt die Cobra los

Ins Auge stechen auch diverse neue aerodynamische Details, wie etwa im Bereich der Rückspiegel, und neue Flügelelemente auf Cockpithöhe, die wegen ihrer eigentümlich geschwungenen Form in den Design-Foren der technikaffinen Formel-1-Fans bereits den Namen "Cobra-Flügel" erhalten haben, und den Luftfluss in dieser Region nach innen und außen aufteilen.

Im hinteren Bereich sind die Seitenkästen bei Ferraris erstem Evo-Paket zudem etwas stärker unterschnitten. Im Verbund mit den Änderungen wird in Imola auch ein neuer Unterboden mit angepasstem Venturi-Kanal und Diffusor zum Einsatz kommen.

Klar ist ebenfalls: Durch das bloße Ausmaß der Veränderungen, werden die Ingenieure gezwungenermaßen auch im Inneren des SF-24 kräftig die Elemente umstrukturiert haben. Am Heckflügel, genauer gesagt an den Endplatten, hat Ferrari überdies bereits sichtbar Modifikationen vorgenommen, um künftig weniger Luftwiderstand zu erzeugen. Auch am Frontflügel wurde zur besseren Kompatibilität mit dem neuen Paket etwas nachjustiert.

Gut zu sehen: Die beiden Cobra-Flügelchen neben dem Halo

Gut zu sehen: Die beiden Cobra-Flügelchen neben dem Halo Zoom

Dass Ferrari sein umfangreiches Update-Paket ausgerechnet in Imola zündet, ist indes keine Überraschung: Zuletzt standen im Formel-1-Kalender mit Schanghai und Miami zwei Sprint-Wochenenden auf dem Programm, mit entsprechend wenig Testzeit im Training. In Imola bieten sich den Ingenieuren entsprechend deutliche bessere Evaluierungsoptionen.

Ferrari-Teamchef Fred Vasseur wehrt sich bei Sky deshalb auch gegen den Vorwurf der Effekthascherei: "Bei der Entwicklung geht es nicht darum, dass wir etwas in Italien bringen wollen, weil es in Italien ist: Wir treiben die Entwicklung voran und sobald wir fertig sind, produzieren wir die Teile. Die Tatsache, dass Imola in der Nähe der Fabrik liegt, trägt aber dazu bei, dass wir etwas bringen können, einfach weil wir die Teile etwas später freigeben können."

Die Logistik stehe demnach klar im Vordergrund, nicht der Showeffekt vor den Tifosi - wenngleich sich Vasseur natürlich eine Leistungssteigerung durch das Upgrade erhofft: "Wir dürfen jetzt auch nicht erwarten, dass es der große Gamechanger wird. Aber es geht so eng zu, dass es natürlich eine bessere Performance bringen kann", sagt der Franzose.

Vasseur: Red Bull vorne, aber ...

Allein an den Updates ließe sich der Erfolg aber nicht festmachen, dämpft er im gleichen Atemzug die Erwartungen: "Es geht auch darum, was wir mit den Fahrern machen, mit dem Set-up des Auto oder dem Reifenmanagement. Wir dürfen nicht nur an die Upgrades und Entwicklung denken, es geht auch um den Job, den wir auf der Strecke machen."

Zumal Vasseur die gravierenden Auswirkungen von Updates, trotz McLarens Erfolg in Miami, infrage stellt: "Wir wissen, dass jeder bisher eine Menge Updates gebracht hat, aber trotzdem waren wir vor einigen Autos", ordnet er in Bezug auf Ferraris bis dato zurückhaltenden Ansatz in Sachen Neuerungen ein: "Wir haben einen Punkt in der Entwicklung des Autos erreicht, an dem man Zehntel und nicht Sekunden gewinnt, wenn man etwas Neues bringt."

Auch Charles Leclerc war am Freitag zur Erprobung der Teile im Einsatz

Auch Charles Leclerc war am Freitag zur Erprobung der Teile im Einsatz Zoom

Der Ferrari-Teamchef glaubt: "Vor Jahren konnte dies passieren. McLaren hat am Wochenende (in Miami) ein riesiges Paket an Updates gebracht, aber trotzdem war das Auto nicht eine halbe Sekunde schneller als alle anderen."

Mit Blick aufs große Ganze will sich Vasseur deshalb keinen Illusionen hingeben: "Seit dem Start der Saison ist es ein bisschen abhängig von der jeweiligen Strecke", sagt er in Bezug auf die engen Abstände unter den Verfolgern, "aber ich glaube ehrlich gesagt, dass Red Bull immer noch vorne ist." Nach Dafürhalten des Ferrari-Bosses hätte Verstappen ohne das Safety-Car auch in Miami gewonnen, nicht McLarens Norris.

Was Vasseur in Bezug auf Ferraris Rückstand auf Red Bull dennoch zuversichtlich stimmt: "Im Vergleich zu vor einem Jahr, sind wir jetzt da, wenn wir einen guten Job machen und alles zusammenpasst. Das bedeutet, wir setzen sie ein bisschen unter Druck, sie müssen dann aggressiver mit der Strategie sein und sind nicht mehr ganz so sehr in der Komfortzone wie etwa letztes Jahr, als ganz egal was auch passierte, sie nach zwei Runden wieder vorne waren."

Deshalb hofft Vasseur mit Blick auf Ferraris jüngste Umbauten am Auto: "Es ist eine Möglichkeit für uns, denn wenn uns noch ein kleiner Schritt gelingt, dann werden wir meiner Meinung nach wirklich in eine Position kommen, dass wir sie jedes Wochenende herausfordern können." Am besten natürlich schon in Imola vor den euphorischen Tifosi ...