Markensoldat Massa: "Würde ich vielleicht anders machen"
Der Ex-Ferrari-Pilot ist sich nicht sicher, beim Deutschland-Grand-Prix 2010 richtig gehandelt zu haben, als er Alonso gewinnen ließ: "Muss aber professionell sein"
(Motorsport-Total.com) - Das Qualifying zum Großen Preis von Ungarn 2009 war zweifellos ein Wendepunkt in der Karriere des Felipe Massa. Nach dem schweren Unfall, Kopfverletzungen und einer Zwangspause kam der kleine Brasilianer nicht mehr in die Gänge und gewann nie wieder ein Formel-1-Rennen. Doch es hätte anders kommen können, wäre Massa ein knappes Jahr später in Hockenheim nicht eine 180-Grad-Wende vergönnt geblieben: Er musste für Ferrari den Markensoldaten mimen und Fernando Alonso den Vortritt lassen.
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Oft machte Massa gute Miene zum bösen Spiel: In Hockenheim ging es nicht mehr
Obwohl er den Deutschland-Grand-Prix anführte und auf dem Weg zum Sieg war, funkte ihm sein Renningenieur Rob Smedley ins Cockpit: "Fernando is faster than you." Eine Stallorder, die Massa brav befolgte und somit endgültig zur ewigen Nummer zwei in Maranello abgestempelt wurde. "Das war einer der schwierigsten Tage meiner Karriere", erinnert er sich im Gespräch mit 'Autosport' mit Unbehagen an diesen Sommertag und kommt ins Grübeln: "Es war nicht schön. Vielleicht würde ich es heute anders machen."
Also beinhart die Anweisung von Stefano Domenicali und Co. ignorieren? Massa hätte damit sicher viel Kredit, der ihm als Teamplayer in Vertragsfragen lange zugute kam. verspielt. Der Paulista findet deshalb auch Argumente dafür, doch die richtige Entscheidung getroffen zu habe: "Ich habe in meinem Leben immer mehr davon gehabt, mich professionell zu verhalten, als wenn ich es nicht getan habe", resümiert Massa und zieht seine Rolle als Werksfahrer in Erwägung: "Arbeitet man für eine Firma, muss man professionell sein."
Schließlich wird etwa Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo nie müde zu betonen, dass die Mythosmarke für ihn über jeder noch so großen Fahrerpersönlichkeit steht. Nichtsdestotrotz: Massa hatte in Hockenheim einen dicken Hals und verordnete sich selbst Respektabstand. "Wir sind Menschen und manchmal passieren Dinge, die einfach zu viel sind", meint der heute 32-Jährige. "Ich habe nach dem Rennen sogar versucht, nicht einmal zu sprechen. Es ist nicht meine Art, mich zu beklagen."