Lewis Hamilton: "Ich bin mir sicher, Kurve 8 geht mit Vollgas"
Sportlich wird Kurve 8 laut den Piloten wohl keine Herausforderung mehr, weil sie voll geht, körperlich könnte es hart werden - Max Verstappen von Papa ausgelacht
(Motorsport-Total.com) - "Diese Kurve 8 ist ein Killer", sagt Sergio Perez. Denkt man an die Formel-1-Strecke in Istanbul, denkt man zweifellos an diese Kurve, die eigentlich vier Kurven mit vier verschiedenen Scheitelpunkten sind (Formel 1 2020 live im Ticker). Sie ist das herausstechende Merkmal des Istanbul Park - zumindest war sie es damals, als die Formel 1 noch regulär in der Türkei Station machte.
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Kurve 8 war einst berüchtigt: Wie viel ist heute noch davon übrig? Zoom
Sportlich dürfte die Vierfach-Linkskurve 2020 keine große Herausforderung mehr sein. "Ich bin sicher, dass sie Vollgas geht", meint Mercedes-Pilot Lewis Hamilton, der selbst noch 2011 auf der Strecke gefahren war. Schon damals war man nah an der Grenze zum Vollgas - wenn im Falle von Red Bull nicht schon sogar darüber hinaus. "Ich weiß es aber nicht mehr", so Hamilton.
In den vergangenen neun Jahren habe man aber eine Menge Abtrieb hinzugewonnen, sodass sich der Brite mit seinem Mercedes fast sicher sein kann, dass die Kurve kein Problem mehr sein wird. Auch Max Verstappen freut sich auf Kurve 8, sagt aber auch, dass sie "vermutlich ohnehin Vollgas gehen wird."
Selbst im Simulator von Alfa Romeo Vollgas
Im Grunde gilt: Je weiter vorne das Auto, desto größer die Chance, dass die Fahrer für Kurve 8 nicht lupfen brauchen. Selbst Antonio Giovinazzi sagt, dass die Kurve im Simulator bei Alfa Romeo mit Vollgas zu fahren war. "Aber wir werden sehen, wie es in Realität aussieht."
Lediglich Williams-Pilot George Russell zeigt sich etwas skeptischer und spricht nur bei wenig Sprit von Vollgas - ungefähr die Hälfte des Rennens am Sonntag. "Zumindest mit viel Benzin wird es etwas schwieriger sein", sagt der Brite.
Doch während Kurve 8 vielleicht fahrerisch nicht mehr die anspruchsvollste sein mag, gibt es andere Faktoren, die sie für die Fahrer zu einer Herausforderung machen. "Der rechte Vorderreifen wird richtig Prügel bekommen", sagt Russell. "Für die Reifen wird es wirklich hart, die Belastung auszuhalten."
Russell: Sechs Sekunden lang rund 5g
Vor allem steht aber der Hals im Fokus, der ganz besonderen Belastungen ausgesetzt sein wird. "Das wird echt brutal für uns Fahrer", meint Russell. "Ich weiß nicht, wie lange die Kurve geht, aber es sind vier bis fünf g - also 45 bis 50 Kilogramm - Belastung auf unserem Hals, die wir für sechs Sekunden aushalten müssen. Das wird eine echte Aufgabe."
Dabei helfen könnte eine zusätzliche Polsterung, die den Kopf des Fahrers stützt und an der sich die Piloten in der langen Kurve anlehnen können - doch die scheint unter den Fahrern selbst verpönt zu sein. "Mein Ingenieur hat mich gefragt, ob ich die Polsterung möchte, aber ich versuche es ohne", sagt Renaults Esteban Ocon.
"Mein Ingenieur hat mir die gleiche Frage gestellt, und ich habe ihn ausgelacht", sagt Teamkollege Daniel Ricciardo. "Wir werden sehen, ob mir mein Selbstvertrauen in den Hintern kneifen wird." Auch der Australier war schon einmal in Istanbul unterwegs, damals aber nur im Training und bei nassen Bedingungen. "Ich habe also die volle Kurve-8-Erfahrung noch nicht mitgemacht."
Kopfpolsterung verpönt: Verstappen von Vater ausgelacht
Auch bei den Mercedes-Piloten ist die Polsterung durchgefallen: "Ich nutze das nie, also habe ich es auch nicht vor", winkt Hamilton ab. "Nein, auch für mich niemals Polsterung", stimmt Valtteri Bottas zu.
Und auch für Max Verstappen kommt das überhaupt nicht infrage - das aber aus einem anderen Grund: "Ich erinnere mich an meinen allerersten Formel-3-Test. Nach einem Tag konnte ich meinen Hals nicht mehr gerade halten und musste eine Polsterung einbauen", erzählt er. "Und natürlich hat mich mein Vater ausgelacht, dass ich das benutze."
Und seit diesem Tag weigert sich der Niederländer, eine solche Polsterung zu benutzen. "Mir fällt lieber der Kopf ab, als dass ich mit Polsterung fahre. Daher wird das auch am Wochenende so sein", sagt er.
Einzig sein Teamkollege Alexander Albon ist anderer Meinung: "Mir ist es lieber, wenn mein Kopf nicht abfällt", lacht er. Der Thailänder nutzt auch keine klassische Polsterung, hat aber ein paar Höcker verbaut. "Es gibt sogar ein Wort, das wir dafür haben, aber das kann ich hier nicht sagen", lacht er. "Aerodynamik-Beulen (Aerodynamic blisters) nennen wir das. Nee, irgendwas anderes."
Am Sonntag wird sich zeigen, welche Herausforderungen Kurve 8 im Jahr 2020 noch zu bieten hat.
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