Kevin Magnussen: "Das ist nicht mehr der Sport, den ich liebe"

Kevin Magnussen ist für den Großen Preis von Singapur zurück im Formel-1-Grid und kritisiert die FIA-Regeln: Strafpunktesystem macht den Sport kaputt

(Motorsport-Total.com) - Nach seiner Sperre in Aserbaidschan ist Kevin Magnussen zurück in der Formel 1 und wird mit Haas das bevorstehende Nachtrennen in Singapur bestreiten. Nach seiner unfreiwilligen Auszeit dank zu vieler Strafpunkte findet der Däne am Donnerstag klare Worte, was er vom aktuellen Strafpunktesystem der FIA hält.

Titel-Bild zur News: Kevin Magnussen

Kevin Magnussen am Mediendonnerstag in Singapur Zoom

"Ich bin der Meinung, dass es für die Formel 1 keine gute Situation ist, den Rennsport auf diese Weise einzuschränken", sagt Magnussen. "Es ist ein schlechtes Gefühl, wenn sich der Sport, den man so sehr liebt, auf eine Art und Weise verändert, die man nicht schätzt."

"Ich bin sicherlich einer, der ... Ich mag harte Rennen und ich denke, das ist ein großer Teil der Schönheit des Motorsports - die Kämpfe und [das] am Limit sein und etwas darüber hinaus. Diese Balance ist es, die ein Rennen ausmacht, und im Moment fühlt es sich so an, als ob die Bestrafung lächerlich ist. Als Formel-1-Fan würde ich mir wünschen, dass sich der Sport wieder öffnet und die großartigen Rennen, die man auf der Strecke sehen kann, zulässt."

Magnussen: Schön, Unterstützung von anderen Fahrern zu bekommen

Bereits am Baku-Wochenende haben sich viele Fahrer hinter Magnussen gestellt und gesagt, dass die FIA viel zu kleinlich bei Strafen geworden ist. Sogar eine Überarbeitung des Strafpunktesystems für die kommende Saison steht im Raum.

Es gab aber auch andere Stimmen wie zum Beispiel von Formel-1-Weltmeister Jacques Villeneuve, der meint, dass Magnussen schon nach der Startkollision mit Teamkollege Nico Hülkenberg und Red-Bull-Pilot Sergio Perez hätte gesperrt werden müssen. Zuvor hatte der Däne in sechs Rennen gleich zehn Strafpunkte angehäuft, wobei die Kollision mit Pierre Gasly in Monza Magnussens Strafpunktekonto endgültig auf die 12-Punkte-Marke brachte.

Auf die dennoch überwiegend zustimmende Resonanz angesprochen, sagt er der Haas-Pilot in Singapur: "Ich habe nicht gesehen, was gesagt wurde, aber es ist schön, wenn das der Fall ist." Zudem hätte der 31-Jährige auch schon einen Lösungsvorschlag für die Zukunft parat: Die Formel 1 sollte sich etwas von der IndyCar-Serie abschauen, wo er schon 2021 unterwegs war.

Magnussen: Die Strecken sind das große Problem

"Ich bin in der IndyCar-Serie gefahren. Und ich habe mir die Rennen im Fernsehen angesehen und ich denke, dass sie es dort richtig machen. Sie haben fantastische Rennen. Die Fahrer sind respektvoll zueinander. Man überlässt ihnen die Verantwortung, und ich glaube, das funktioniert."


Doch was macht die IndyCar-Serie denn anders als die Formel 1? "Es muss hart sein, und diese Autos werden mit dem Wissen auf die Strecke geschickt, dass sie beschädigt werden könnten", holt Magnussen aus. "Und wenn sie beschädigt werden, dann wird der Fahrer, der sein Auto beschädigt, natürlich bestraft. Ich denke, der einzige Unterschied zwischen der Formel 1 und IndyCar sind die Strecken."

"Die Strecken sind nicht so toll für den Rennsport. Mit diesem ganzen Streckenlimit-Kram habe ich am Ende des Tages alle meine Strafpunkte so ziemlich für Streckenlimits bekommen. Ich denke, dass es ziemlich dumm ist, wenn man ein paar Zentimeter von einer breiten Linie abweicht und deswegen ein Rennen schlecht abschließt. Das ist nicht der Sport, den ich liebe."

Punktekonto wieder auf Null: "Bin bereit, Scheiße zu bauen!"

Zur Wahrheit gehört aber auch dazu, dass nicht einer der zwölf Strafpunkte für Magnussen wegen Tracklimits vergeben wurde, sondern ausschließlich Kollisionen und unsportliches Verhalten bestraft wurden. Dennoch hofft er, die FIA werde in Zukunft etwas weniger streng sein.

"Ich kann spüren, dass die FIA etwas sieht. Ich habe das Gefühl, dass sie wissen, dass es im Moment nicht der richtige Weg ist Hoffentlich werden sie sich öffnen und erkennen, dass sie den Fahrern vertrauen müssen", sagt er.

"Natürlich gibt es Dinge, gegen die man vorgehen muss. Es gibt Dinge wie das Ausweichen beim Bremsen und das Reagieren auf Bewegungen. Es gibt gefährliche Dinge, gegen die man vorgehen sollte. Aber abgesehen von diesen kleinen Dingen sollte man es einfach laufen lassen."

Jetzt, da er mit null Strafpunkten ins Renngeschehen zurückkehrt, scherzt Magnussen darüber, wie er seine wahrscheinlich sieben letzten Formel-1-Rennen angehen wird: "Ich bin jetzt bereit, Scheiße zu bauen!"