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Keine Wende in Barcelona: Stroll weiter unter den Erwartungen
Lance Stroll sollte in Barcelona endlich ein gutes Wochenende haben, doch auch auf einer ihm bekannten Strecke, war die Leistung mehr als dürftig - Williams geduldig
(Motorsport-Total.com) - Dreimal ausgefallen, einmal außerhalb der Punkte ins Ziel gekommen: Lance Stroll hatte nicht gerade den Saisonauftakt, den er sich gewünscht hatte. Aufgrund der Sponsorenmillionen seines Vaters war der 18-Jährige mit argwöhnischen Blicken in die Saison gegangen, konnte seinen Kritikern mit seinen Leistungen auch nicht den Mund stopfen. Dass er keine Punkte einfahren konnte, nahm ihm angesichts seiner Unerfahrenheit und drei unverschuldeten Ausfällen niemand übel. Doch in Barcelona stand für ihn der Grand Prix der Wahrheit an.
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Lance Stroll muss sich steigern, will er eine Formel-1-Zukunft haben Zoom
Zum ersten Mal kam Stroll auf eine Strecke, auf der er schon viel Vorerfahrung sammeln konnte. Viele Runden drehte er bei den Testfahrten und hätte damit endlich näher an seinen Teamkollegen Felipe Massa rücken müssen. Zugegeben, das ist ihm im Qualifying gelungen, wo er in Q1 nicht einmal drei Zehntelsekunden hinter seinem Teamkollegen lag. Trotzdem schied er dort als 18. aus, während Massa noch in Q3 auf Rang neun kam.
Zuvor lagen stets rund acht Zehntelsekunden zwischen den beiden Teamkollegen, was in Formel-1-Zeitrechnung mehr als eine Welt ist. Im Rennen von Barcelona wurde sein Auftritt nicht besser: Mit zwei Runden Rückstand landete er auf dem letzten Platz und war dabei wieder einmal deutlich hinter seinem Teamkollegen, obwohl dieser zwei unliebsame Begegnungen mit McLaren-Honda hatte und schon nach der ersten Runde zum Reparaturstopp kommen musste.
Es gibt derzeit nicht viel Positives, was für die Leistungen des Teenagers spricht. In Monaco, wo er noch nie unterwegs war, droht ihm das nächste schwere Wochenende, zumal ein eventueller Fehler dort noch deutlich härter bestraft wird. Gleiches gilt für Kanada, wo erneut härtere Reifen zum Einsatz kommen werden, die bislang ein Schwachpunkt des Kanadiers waren: Er muss sich erst daran gewöhnen, die Pneus in das Arbeitsfenster zu bekommen.
Williams hat noch Geduld
Aus diesem Grund würde Stroll auch derzeit auf der gesamten Runde Zeit verlieren, wie Williams-Technikchef Paddy Lowe sagt. Es sei keine bestimmte Stelle, in der der Kanadier das Nachsehen hätte - aber es läppert sich eben überall.
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Für die Ausfälle macht man den Kanadier nicht verantwortlich Zoom
Trotzdem ist man bei Williams noch weit davon entfernt, die Geduld mit seinem Piloten zu verlieren, der zumindest eine Stange Geld zum Team bringt: "Er setzt sich selbst unter Druck, weil Rennfahrer immer konkurrenzfähig sein wollen. Das geht weniger von uns aus", betont Lowe, dass man Stroll noch nicht hinterfragt. Auch Teamchefin Claire Williams zeigt Verständnis: "Es ist hart, den Sprung von den Juniorserien in die Formel 1 zu machen", sagt sie.
Hinzu kommt, dass Stroll durch die Finanzspritze seines Vaters häufig als Bezahlfahrer gesehen und deshalb noch eine Spur kritischer gesehen wird: "Von ihm wird eine Menge erwartet. Viele sehen, wo er herkommt, und fragen sich, ob er seinen Platz verdient", weiß Lowe. Doch die Frage beantwortet Williams mit ja: "Wir müssen uns keine Sorgen machen. Er hat bewiesen, dass er es kann und dass er einen Platz in der Formel 1 verdient."
Stroll soll auf Teamerfahrung hören
Die Teamchefin hat keinen Zweifel daran, dass der 18-Jährige bald in die Spur finden und Ergebnisse liefern wird. Sobald er sich nicht mehr unter so großen Druck setzt, könne er Großartiges erreichen, sagt sie.
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Vor der Saison hatte man extra den schon in Rente gegangenen Felipe Massa zurückgeholt, um Stroll einen erfahrenen Teamkollegen an die Seite zu stellen, von dem er etwas lernen kann - der Brasilianer ist derzeit aber eher seine eigene Messlatte. "Felipe ist für jemanden wie Lance ein großartiger Teamkollege", betont Williams und hofft, dass der Youngster sich etwas abschaut: "Lance muss auf die Erfahrung im Team hören. Wir sind schon seit 40 Jahren dabei und wissen, wie man mit einem jungen Talent umgehen muss."
Stroll selbst ist mit seinen Leistungen bisher zufrieden, wie er sagt. "Sicherlich hatten wir durch Pech und eigene Fehler nicht die gewünschten Ergebnisse, aber ich fühle mich wohler und besser, jedes Mal, wenn ich ins Auto steige." An Selbstvertrauen mangelt es ihm nicht: "Ich bezweifel nicht, dass die Ergebnisse kommen werden", sagt er.
Stroll hat Probleme mit Veränderungen
Als größtes Problem macht er derzeit aus, dass sich in der Königsklasse so viel verändert, während man in den Juniorserien ein konstantes Niveau fahren kann: "In der Formel 1 muss man vor jeder Strecke auf den Restart-Knopf drücken und von Null beginnen", sagt er. Das beginne schon bei Details wie dem plötzlichen Einsatz der Soft-Reifen statt der Supersoft-Reifen im Qualifying und gehe bis zum Ablauf an einem Wochenende.
"Nirgendwo gibt es am Wochenende so viele Veränderungen wie in der Formel 1", so Stroll. "Man fährt keinen konstanten Reifen, fährt bis zur Qualifikation keine Quali-Runden, und man macht bis zum Rennen auch kaum eine Rennsimulation. Es passiert so viel in so geringer Fahrzeit. Und weil es keine Testfahrten gibt, ist das Wochenende die einzige Chance, sich als Fahrer zu verbessern."
Doch die Formel 1 ist ein Haifischbecken, in dem selten Rücksicht auf Umstände genommen wird. Auch andere Piloten mussten durch diese Mühen gehen und wurden nicht so gut vorbereitet wie Stroll. Man darf nicht vergessen, dass der Kanadier das größte Vorbereitungsprogramm aller Piloten in diesem Jahrtausend hatte - und dafür war die Ausbeute bislang wirklich mager.