Kein Nachwuchs in Sicht: Wo ist der nächste Sebastian Vettel?
Die Zahl der deutschen Piloten hat in den vergangenen Jahren rapide abgenommen, und im Unterhaus drängt sich (noch) niemand auf: Sebastian Vettel ist aber unbesorgt
(Motorsport-Total.com) - Noch vor fünf Jahren sprach die ganze Formel-1-Welt von der deutschen Dominanz in der Königsklasse. In der Saison 2010 waren bis zu sieben deutsche Piloten gleichzeitig im Feld zu finden: Michael Schumacher, Sebastian Vettel, Nico Rosberg, Nick Heidfeld, Nico Hülkenberg, Adrian Sutil und Timo Glock. Mittlerweile hat sich die Zahl reduziert, mit Vettel, Rosberg und Hülkenberg fahren nur noch drei Piloten unter dem schwarz-rot-goldenen Banner in der Formel 1.
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Bei Sebastian Vettels Einstieg 2007 waren bereits vier Deutsche in der Formel 1 Zoom
Doch wer wird das nächste deutsche Nachwuchstalent, das den Sprung in die Königsklasse schafft? Derzeit ist Mick Schumacher ein großes Thema in den Medien, doch der Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher fährt erst in der Formel 4 seine erste Saison überhaupt im Formelsport und hat noch einen weiten Weg vor sich. Viele andere Fahrer drängen sich allerdings auch in den höheren Klassen derzeit nicht auf.
Daniel Abt war in den vergangenen beiden Jahren die größte Hoffnung im direkten Unterhaus, der GP2, doch der Bayer aus der Abt-Dynastie brachte nicht die erhofften Ergebnisse und hat sein Augenmerk eher in Richtung Formel E verschoben. Christian Vietoris war nah dran und konnte in der GP2-Serie sogar drei Siege feiern, doch auch ihn hat es in eine andere Richtung verschlagen: als Mercedes-Werkspilot in die DTM.
Kein Deutscher in GP2 oder Formel Renault 3.5
Einen deutschen Piloten sieht man in den direkten Klassen unterhalb der Formel 1 mittlerweile vergebens: Weder in der GP2 noch in der Formel Renault 3.5 sind aktuell Fahrer aus der Bundesrepublik vertreten, von daher wird man wohl auf den nächsten deutschen Piloten etwas warten müssen. "Kurzfristig wird es schwierig", sieht auch Ferrari-Pilot Sebastian Vettel die Suche nach einer neuen deutschen Hoffnung als etwas problematisch an.
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Großer Name, große Karriere? Mick Schumacher ist derzeit in aller Munde Zoom
Von den Nachwuchspiloten am höchsten steht derzeit der Leipziger Marvin Kirchhöfer. Der 21-Jährige fährt sein zweites Jahr in der GP3-Serie und steht nach dem zweiten Rennwochenende mit einem Laufsieg hinter Luca Ghiotto auf Rang zwei der Gesamtwertung. Im vergangenen Jahr hat er mit ART bereits Gesamtrang drei erreichen können.
Mit Maximilian Günther (17), Fabian Schiller (18), Nicolas Pohler (19) und Markus Pommer (24) starten zudem vier weitere Piloten in der Formel-3-Europameisterschaft, von denen aktuell aber nur Günther als Sechster in den Top 10 steht. Die restliche Formelsport-Landschaft in Deutschland ist in kleineren Kategorien unterwegs. Sorgen macht sich Sebastian Vettel, der übrigens Schirmherr der neuen Formel-4-Meisterschaft ist, aber noch keine.
Vettel: Fluktuation ist normal
"Es ist normal, manchmal mehr und manchmal weniger Fahrer aus deinem Land zu haben", sieht er noch kein Problem, schließlich habe man in der Formel 1 ja ohnehin noch drei Piloten. Andere Nationen wie Frankreich hatten eine Zeit lang überhaupt keinen Fahrer, Italien wartet seit dem Aus von Jarno Trulli nach der Saison 2011 sogar schon vier Jahre lang auf eine neue Formel-1-Hoffnung.
Dass Deutschland in den kommenden Jahren ebenfalls ohne Piloten dastehen könnte, glaubt der Heppenheimer nicht, schließlich sei die Nachwuchsarbeit in Deutschland hervorragend: "Die deutsche Kartmeisterschaft gehört immer noch zu den stärksten der Welt, von daher bin ich nicht besorgt. Es gibt noch großartige Meisterschaften, in denen man beginnen kann", meint Vettel. "Es sind ein paar Fahrer da, auch wenn es zahlenmäßig vielleicht ein paar weniger sind als vor zehn Jahren."
Und dass man nicht zwingend über die GP2 in die Formel 1 kommen muss, hat ein anderer Pilot erst kürzlich bewiesen: Pascal Wehrlein hat in der DTM ein Dach über dem Kopf und über Mercedes trotzdem bereits einen Fuß in die Königsklasse gesetzt. "Er ist kurzfristig wahrscheinlich der beste Kandidat", weiß Nico Rosberg.