Jean Todt hofft: Werden wir Michael Schumacher eines Tages wiedersehen?

Michael Schumachers enger Freund Jean Todt hat "Schumi"-Fans auf der ganzen Welt mit sorgfältig gewählten Worten in einem Zeitungsinterview Hoffnung gemacht

(Motorsport-Total.com) - Jean Todt, langjähriger Teamchef von Michael Schumacher bei Ferrari, hofft, dass "Schumi" eines Tages wieder dazu in der Lage sein wird, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen. Das hat der FIA-Präsident am Rande des Grand Prix von Ungarn in Budapest in einem Interview mit der 'Mail on Sunday' erklärt.

Titel-Bild zur News: Jean Todt, Michael Schumacher

Sternstunde Suzuka: Jean Todt & Michael Schumacher am Ziel ihrer Träume Zoom

"Ich habe Michael erst vor einer Woche gesehen", sagt Todt - und wählt seine Worte sorgfältig, wenn er über Schumacher spricht: "Er kämpft. Ich hoffe, dass ihn die Welt eines Tages wieder zu Gesicht bekommt. Das ist es, worauf er und seine Familie hinarbeiten."

Todt war zwischen 1995 und 2006 Schumachers Teamchef bei Ferrari. Die beiden haben zusammen fünfmal die Fahrer- und sechsmal die Konstrukteurs-WM gewonnen. Bis heute verbindet sie eine enge Freundschaft.

Bereits im Jahr 2018 hat Todt in einem Interview verraten, dass er die Formel-1-Rennen manchmal bei Schumacher in Gland (Schweiz) schaut. Das Interview sorgte anschließend für Schlagzeilen, weil er sich darin über die langen Werbepausen bei RTL aufregte.

Todt ist der Familie Schumacher ein guter Freund

Todt (74) kümmert sich um Schumacher (51) wie um einen zweiten Sohn, heißt es. Er unterstützt die Familie auch bei diversen Therapien. Zuletzt hatte es in den Medien Gerüchte gegeben, Schumacher könnte sich einer Stammzellentherapie unterziehen, um seinen Rehabilitationsprozess zu unterstützen.

Doch bei aller Freundschaft: Todt würde nicht so weit gehen, Schumacher als besten Rennfahrer aller Zeiten zu bezeichnen. "Ich liebe Michael", sagt er zwar, aber: "Zu sagen, wer der Beste aller Zeiten ist, ist unmöglich. Da gibt es Juan Manuel Fangio, Jim Clark, Ayrton Senna und Michael. Ich glaube, man kann immer nur für eine bestimmte Generation den besten Fahrer bestimmen."


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Dass Schumachers für unerreichbar gehaltenen Rekorde (sieben WM-Titel, 91 Grand-Prix-Siege) bald von Lewis Hamilton (sechs Titel, 86 Siege) eingeholt werden könnten, tut Todt nicht weh: "Ich weiß, dass es passieren kann, dass Lewis Michael als den Fahrer mit den meisten Titeln übertrifft. Er hat bei Mercedes die besten Voraussetzungen dafür. Aber das stört mich nicht."

"Ich erinnere mich an 2000, als ich in Suzuka mit Michael auf dem Podium stand. Er hatte gerade seinen ersten Titel auf Ferrari gewonnen und ich sagte ihm, dass unser Leben jetzt nie wieder so wie vorher sein würde. Wir hatten alles erreicht, was wir uns vorgenommen hatten. Nach so einem Unfall, wie Michael ihn hatte: Ist es da wirklich wichtig, ob Lewis mehr Titel hat oder nicht?"

Das sei letztendlich "eine Frage der Verhältnismäßigkeit", findet Todt - und die Wertigkeiten, was wichtig ist im Leben und was nicht, haben sich durch Schumachers Schicksalsschlag 2013 radikal verändert. Der FIA-Präsident sagt: "Alle, die wir in der Formel 1 sind, haben doch großes Glück, wenn man schaut, was in der Welt so los ist. Und damit meine ich nicht nur das Monster COVID-19."

Hamilton: Schumacher-Rekorde keine Priorität

Übrigens: Hamilton selbst schiebt den Gedanken an die Schumacher-Rekorde von sich weg. Es ist zwar aus seinem Umfeld überliefert, dass der siebte und achte Titel sehr wohl ein konkretes Karriereziel für ihn sind. Aber er betont: "Das hat für mich nicht Priorität. Das ist nichts, woran ich dauernd denke. Es stand nie auf der Liste meiner Prioritäten, wenn ich ehrlich sein soll."


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"Ich erinnere mich noch gut an früher, als ich die Rennen im TV geschaut und gesehen habe, wie Michael all diese Rennen gewonnen hat. Jetzt bin ich selbst mittendrin. Ich strebe zwar nicht konkret danach, aber ich komme der Anzahl seiner Siege immer näher", so der 35-Jährige unmittelbar nach seinem Sieg beim Grand Prix von Ungarn.

"Ich denke mir: 'Herrje, ich habe ja schon viel gewonnen - aber immer noch weniger als Michael!' Das erinnert mich daran, wie sehr er dominiert hat und wie herausragend er war, über einen so langen Zeitraum. Ich kann mich gut in seine damalige Situation hineinversetzen. Ich verstehe den Druck, dem er ausgesetzt gewesen sein muss. Das ist schon bemerkenswert."

Schumachers 91 Siege könnte Hamilton möglicherweise noch diese Saison einholen, ebenso wie die sieben WM-Titel. Und geht man davon aus, dass die Formel-1-Autos für die Saison 2021 nur im begrenzten Ausmaß weiterentwickelt werden dürfen, steht einer Fortsetzung von Hamiltons Erfolgslauf in der Königsklasse nichts im Weg ...

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