Interview: Als die McLaren-Autos noch rot waren...
Patty McLaren-Brickett, die Witwe von Teamgründer Bruce McLaren, erinnert sich an längst vergangene Tage in der Königsklasse des Motorsports
(Motorsport-Total.com/McLaren.com) - Heute ist Ron Dennis nicht mehr als Teamchef von McLaren wegzudenken, doch gegründet wurde der Rennstall ursprünglich von Bruce McLaren. Im Interview erinnert sich dessen Witwe Patty McLaren-Brickett an vergangene Zeiten, gleichzeitig spricht sie aber auch über ihre Verbindung zum Team, die nie ganz abgerissen ist.

© McLaren
Patty McLaren-Brickett ist die Witwe von Rennfahrerlegende Bruce McLaren
Frage: "Frau McLaren-Brickett, es ist schon lange her, dass Bruce sein Team gegründet hat. Kommt es Ihnen auch so lange vor?"
Patty McLaren-Brickett: "Nein, das tut es nicht. Es kommt mir wie gestern vor, aber die Teams haben sich so stark verändert - das ist nicht mehr der Motorsport, den ich kenne! Es war eine wirklich interessante Zeit."#w1#
McLaren begann mit einem Cooper-Chassis
"Das Cooper-Team, für das Bruce damals fuhr, konnte sich die Rennen in der Tasman-Serie in Australien nicht mehr leisten, also entschloss sich Bruce dazu, sein eigenes Ding zu machen. Er tat dies anfangs mit der Zustimmung des Cooper-Teams, nahm ein Cooper-Auto und modifizierte es. Die Tasman-Serie war wundervoll. Alle Topfahrer der damaligen Zeit, zum Beispiel Jim Clark oder Graham Hill, nahmen daran teil. Für sie war das ein bisschen Entspannung am Ende des Jahres, glaube ich. Sie alle genossen es so sehr - und wir kümmerten uns um sie."
Frage: "Wie entwickelten sich die Dinge in den Anfangsjahren des McLaren-Teams?"
McLaren-Brickett: "Es passierte nicht über Nacht, es lief am Anfang ziemlich schleppend. Wir waren in der CanAm-Serie erfolgreich, aber in der Formel 1 zunächst nicht. Das war damals sehr schwierig. In den Anfangstagen des Teams waren die Autos aus irgendeinem Grund rot. Die Italiener sind im Motorsport sehr leidenschaftlich und dachten wohl, es sei ein Ferrari. Sie feuerten unsere Autos wie wild an, bis sie realisierten, dass es keine Ferraris waren!"
Frage: "Bruce hat 1968 in Spa-Francorchamps seinen ersten Grand Prix für das Team gewonnen. Das muss speziell gewesen sein, nicht wahr?"
McLaren-Brickett: "Ja, es war absolut wundervoll. Damals waren die McLaren-Autos aber schon orange."
Frage: "Wie wichtig war es Ihnen, dass das Team am Leben bleiben würde, als Bruce 1970 starb?"
McLaren-Brickett: "Sehr. Ich wollte für die Jungs weitermachen, für meine Jungs, wie ich sie damals genannt habe."
Frage: "Wie unterscheidet sich die Formel 1 heute von damals?"
McLaren-Brickett: "Ich wusste, dass diese Frage kommen würde! Alles ist ganz anders. In den 60er-Jahren waren wir alle Freunde. Die Fahrer und Ehefrauen waren Kumpel und reisten immer gemeinsam. Wir fuhren von Rennen zu Rennen, manchmal in einem Konvoi, und wir hatten unterwegs wundervolle Zeiten. Es ist unausweichlich, dass sich die Dinge ändern, weil der Sport heute kommerziell und so viel Geld mit im Spiel ist."
Frage: "Fühlen Sie sich immer noch wie ein Teil des McLaren-Teams?"
McLaren-Brickett: "Oh ja, sehr! Ich schaue mir die Rennen immer im Fernsehen an und liebe es, den McLaren-Namen immer noch in den Resultaten zu sehen. Ich glaube, dass ich noch ein bisschen involviert bin, kenne noch viele Leute. Ich komme immer nach Silverstone - ich bin ein Mitglied des Britischen Rennfahrerklubs - und fliege ab und zu zu einem Grand Prix nach Europa."
McLaren-Brickett steht in Kontakt mit vielen Legenden
Frage: "Zu wem haben Sie aus den alten Tagen noch Kontakt?"
McLaren-Brickett: "Ich versuche, mit allen Fahrern, die in den 60ern dabei waren, in Kontakt zu bleiben - zum Beispiel Sir Jack Brabham, Tony Brooks und Sir Stirling Moss. Ken Tyrrell weilt ja leider nicht mehr unter uns. Ich mag es, zu Veranstaltungen nach Goodwood zu kommen, denn dort treffe ich immer alte Freunde. Beide Veranstaltungen (Festival of Speed und das Revival; Anm. d. Red.) sind wundervoll. Ich habe das Glück, dass mich Veranstalter Lord March immer beide Male einlädt und mich wie ein VIP behandelt."
Frage: "Kennen Sie einige McLaren-Fahrer der vergangenen Jahre?"
McLaren-Brickett: "Oh ja. Ich habe es genossen, sie alle zu treffen, auch wenn ich sie vor ein paar Jahren noch besser kannte als heute. Kimi (Räikkönen; Anm. d. Red.) habe ich noch nie getroffen, aber alle anderen kannte ich."
Frage: "Was sind die Ziele des Bruce-McLaren-Fonds?"
McLaren-Brickett: "Im Moment ist das ein Tribut an Bruce. Das Büro ist in der früheren McLaren-Familiengarage untergebracht, wo sich auch viele Memorabilia befinden. Ich habe die meisten von Bruces Pokalen gespendet und Denny Hulmes Witwe Greeta wird das auch machen, sobald wir etwas gefunden haben, was als Museum in Anerkennung für Neuseelands Motorsportgrößen dienen könnte. Die Neuseeländer sind genauso verrückt auf Motorsport wie auf Rugby, daher suchen wir gerade nach einem Platz, wo man ein permanentes Museum errichten könnte. Es ist schon jetzt öffentlich zugänglich, aber sehr beschränkt. Für diesen Zweck tragen sie gerade Gelder zusammen."

