• 26.07.2024 10:55

  • von Stefan Ehlen, Co-Autor: Jake Boxall-Legge

Guanyu Zhou meint: Bei Sauber dachten alle nur an 2026 und an Audi

Wie die Sauber-Fahrer Guanyu Zhou und Valtteri Bottas die Situation im künftigen Audi-Werksteam wahrnehmen und was aktuell die größten Stolpersteine sind

(Motorsport-Total.com) - Ob er je den Eindruck gehabt habe, bei Sauber werde zu viel Wert auf den Aufbau des künftigen Audi-Werksteams gelegt und zu wenig auf das Abschneiden in der aktuellen Formel-1-Saison 2024, wird Guanyu Zhou vor dem Belgien-Grand-Prix (alle Einheiten hier im Formel-1-Liveticker verfolgen!) gefragt. Seine Antwort: "Ehrlich gesagt ist das genau mein Gefühl."

Titel-Bild zur News: Guanyu Zhou vor Sauber-Teamkollege Valtteri Bottas in der Boxengasse

Guanyu Zhou vor Sauber-Teamkollege Valtteri Bottas in der Boxengasse Zoom

"Natürlich: Es handelt sich um ein spannendes Projekt. Das Team verwandelt sich in das Audi-Werksteam. Doch dieses Jahr fühlt es sich selbst im Vergleich zum Vorjahr so an, als würden wir die aktuelle Situation verzögern oder uns nicht darauf konzentrieren."

Sauber erhalte dieses Jahr nur "sehr limitiert" Neuteile für den C44, "und wir bringen ohnehin schon nicht so viele Updates", sagt Zhou. "Das geht auf 2023 zurück. Und deshalb habe ich den Eindruck, man lässt das Team ein bisschen hängen, indem der Fokus darauf liegt, das Team neu zu strukturieren."

Eine Transformation, wie sie Sauber auf dem Weg zu Audi zu bewerkstelligen habe, sei aber auch "nicht so einfach", betont Zhou. "Da muss erst mal jeder seine Rolle finden. Andererseits entstehen hier im Rennteam eben die Ergebnisse. Schwierig. Und eigentlich haben wir in den ersten sechs Monaten der Saison praktisch keine Fortschritte gemacht. Dann ist die Situation eben leider so, wie sie ist."

Das heißt: Sauber ist das einzige Team, das in diesem Jahr noch keine Punkteresultate vorzuweisen hat. Der Rennstall aus der Schweiz steht deshalb auf dem letzten Platz in der Formel-1-Konstrukteurswertung. Und für die Sauber-Fahrer Bottas und Zhou ist im Qualifying meist schon früh Schluss.

Hoffnung auf Besserung durch Mattia Binotto

Ob sich das unter dem neuen Teamboss Mattia Binotto verändern wird? "Ich schätze, er ist sich der Situation bewusst", meint Zhou. "Er ist ja auch deshalb hier. Und ich bin mir sicher: Ihm wird das auffallen und er wird verstehen, warum die Situation ist, wie sie ist. Ich habe keine Bedenken, dass er das genauso machen wird."

"Ich vermute, er wird versuchen wollen, das Team schon in den nächsten Monaten voranzubringen. Denn man will ja schon dieses Jahr und nächstes Jahr ein gutes Auto haben, bevor dann 2026 die neuen Regeln kommen."


Konkreter wird Zhou an dieser Stelle nicht. Und auch sein Sauber-Teamkollege Bottas hält sich bedeckt: "Ich will da nicht zu sehr ins Detail gehen. Das sind interne Themen. Klar ist aber, dass uns derzeit im Vergleich zu den Topteams noch zu viele Leute fehlen. Wir könnten mehr Personal brauchen. Aber im Hintergrund ist das Team zuletzt auch schon ziemlich gewachsen."

Bottas wünscht sich mehr technische Hilfe

Nun müsse es darum gehen, die technische Leistung zu optimieren, sagt Bottas. "Wir stehen aktuell nicht da, wo wir stehen müssten. Es braucht im Grunde genommen ein paar Upgrades, damit wir in die richtige Richtung kommen."

Das habe Sauber in den zurückliegenden ein, zwei Jahren nicht leisten können, weil "definitiv keine Stabilität" vorhanden gewesen sei. "Viele Leute sind gekommen und gegangen. Jetzt gibt es einen Wechsel in der Chefetage. Das hilft natürlich nicht im Hier und Jetzt", meint Bottas.

"Selbst die vorherigen Veränderungen waren auf die Zukunft ausgerichtet und langfristig angesetzt. Aber hätte man hier Stabilität, dann hätte man auch eher den zeitlichen Spielraum, um Probleme zu lösen."

Ihm sei andererseits "ziemlich klar, dass die Entscheidungen der vergangenen ein, zwei Jahre darauf ausgelegt waren, ab 2026 konkurrenzfähig zu sein. Das ist in manchen Fällen nicht ideal", sagt Bottas. "Leider kämpfen wir oft weit hinten. Trotzdem muss ich mein Bestes geben und dem Team bestmöglich helfen. Mehr kann ich derzeit nicht tun."