'GPMA'-Hersteller: "Haben nicht klein beigegeben"
Mercedes-Sportchef Norbert Haug sieht die gestrige Einschreibung der 'GPMA'-Teams nicht als Niederlage an - Geld bleibt ein entscheidender Faktor
(Motorsport-Total.com) - Gestern hat die Herstellervereinigung 'GPMA', der BMW, DaimlerChrysler, Honda, Renault und Toyota angehören, bekannt gegeben, dass sich ihre fünf Teams für die Teilnahme an der Formel-1-Weltmeisterschaft 2008 eingeschrieben haben. Damit wurde das Phantom einer Konkurrenzserie nach jahrelangen Verhandlungen endlich verjagt.
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Norbert Haug ist erfreut über die neuesten Entwicklungen im Formel-1-Streit
Allerdings will die 'GPMA' diese Entwicklung keineswegs als eine Niederlage gegen die FIA und ihren Präsidenten Max Mosley verstanden wissen: "Ich sehe es nicht so, dass die Hersteller klein beigegeben haben. Sie fühlen sich nicht in die Knie gezwungen", betonte Mercedes-Sportchef Norbert Haug gegenüber der 'dpa'. "Als letzte Konsequenz bleibt immer noch eine eigene Serie, auch wenn ich die Wahrscheinlichkeit dafür als gering einschätze."#w1#
Hersteller waren gezwungen, sich jetzt einzuschreiben
Die Einschreibung sei lediglich notwendig gewesen, um sich an den Diskussionen über die zukünftige Gestaltung des Reglements beteiligen zu dürfen, denn Mosley hatte angekündigt, sich nur mit jenen Teams an einen Tisch setzen zu wollen, die sich bis Ende März verbindlich seiner Formel 1 verpflichten. Angesichts der radikalen Regelvorschläge, die auf dem Tisch liegen, konnten sich die Hersteller diese Gelegenheit nicht entgehen lassen.
"Man muss sich jetzt zusammensetzen und das Reglement so modifizieren, wie es den Wünschen der Mehrheit der Teams entspricht", kündigte Haug an. Die Idee, die Weiterentwicklung der Motoren für fünf Jahre einzufrieren, sei ein "diskutabler Ansatz", so der Mercedes-Sportchef, der diesem aber noch den "Feinschliff" verpassen möchte, zumal sich niemand vorstellen kann, dass die Hersteller fünf Jahre lang mit einem vorgegebenen Kräfteverhältnis Vorlieb nehmen werden...
Tatsächlich bleiben noch einige Monate Zeit, um das endgültige Reglement für 2008 auszuhandeln, und da nun in allen entscheidenden Gremien einfache Mehrheiten genügen, um einen Beschluss zu fassen, ist anzunehmen, dass die teilweise recht radikalen FIA-Ideen noch angepasst werden. Dass die Hersteller ohne Rücksicht auf Verluste ihr eigenes Ding durchziehen wollen, ist aber nicht anzunehmen, schließlich signalisierten sie zuletzt immer wieder Kompromissbereitschaft.
Einigung auf kommerzieller Seite steht noch aus
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Bernie Ecclestone wird sich mit den Teams ebenfalls sehr bald einigen Zoom
Fast entscheidender als die Einschreibung bei der FIA ist ohnehin die ausstehende Einigung auf kommerzieller Seite, die jedoch nur noch Formsache sein sollte. Die Investmentgruppe 'CVC' übernahm gestern mit ihrer Tochterfirma 'Alpha Prema', an der auch Bernie Ecclestone und die 'Bayerische Landesbank' Anteile halten, mehrheitlich die Kontrolle über die Formel 1 - und 'CVC' ist an einer Einigung genauso interessiert wie die 'GPMA'-Hersteller.
Dabei geht es - wie so oft in der Formel 1 - um das liebe Geld, von dem Ecclestone in der Vergangenheit laut Ansicht der 'GPMA' zu viel in seine eigene Tasche gesteckt hat: "Die Hersteller sorgen für den Wettbewerb und den Kampf an der Spitze. Wir wollen einen Teil von dem Kuchen haben", stellte Haug klar. "Wir wollen eine klare Steigerung der Einnahmen, ein liberales Reglement und eine deutliche Kostensenkung."
Künftig 50 oder 60 statt nur 23 Prozent für die Teams
Laut bisherigem Concorde Agreement bekommen die Teams 23 Prozent vom Einnahmenkuchen der Formel 1 ab, der laut 'Times' pro Jahr gut 650 Millionen Euro schwer sein soll. 'Alpha Prema' und Ecclestone haben nun als Kompromiss 50 Prozent ab sofort oder 60 Prozent ab 2008 angeboten - und auf eine dieser beiden Varianten werden sich die Hersteller mit hoher Wahrscheinlichkeit einlassen.
Darüber hinaus soll der 'GPMA' sauer aufgestoßen haben, dass Ferrari die Unterschrift unter das Concorde Agreement von 2008 bis 2012 mit einem Bonus von mehr als 80 Millionen Euro versüßt worden sein soll, ebenso wie mit einem Vetorecht bei allen Abstimmungen. Dadurch, dass nun jedoch alle Teams mehr verdienen, können die Hersteller damit gut leben. Außerdem muss sich Ferrari laut Regelentwurf entgegen anders lautender Zusagen künftig Mehrheitsbeschlüssen fügen.