Gerhard Berger rät Sebastian Vettel: Bleib bei Ferrari!
Kehrtwendung um 180 Grad: Im Vorjahr steckte Ferrari in der Krise und der Druck wurde größer - Nun ist Sebastian Vettel auf den Spuren von Michael Schumacher
(Motorsport-Total.com) - Bei Ferrari gilt seit Jahrzehnten eine Weisheit: Wenn du gewinnst, dann lieben dich alle, aber wenn du verlierst, wird es ganz schwierig. Schon viele Champions mussten diese Erfahrung machen. Von Niki Lauda über Alain Prost bis Fernando Alonso. Der Jubel von Sebastian Vettel auf dem Bahrain-Podium zeigte eindeutig, wie gut die Stimmung derzeit bei der Scuderia ist.
© xpbimages.com
Fünfter Sieg mit Ferrari: Sebastian Vettel ist wieder prächtiger Stimmung Zoom
Das Bild hat sich im Vergleich zum Vorjahr um 180 Grad gedreht. Das Wort Krise machte durch die Misserfolge die Runde. Vettel reagierte oft genervt und Kritiker sahen sein Projekt mit Ferrari zum Scheitern verurteilt. Sein Vertrag läuft Ende 2017 aus und manche sahen ihn möglicherweise auf dem Weg zu Mercedes, denn zu den Silberpfeilen würde ein Deutscher gut passen. Valtteri Bottas hat auch nur einen Vertrag für dieses Jahr.
Mit zwei Siegen und der WM-Führung in der Tasche ist bei Ferrari nun wieder alles im Lot. Vettel ist ein ernsthafter Anwärter auf den Weltmeistertitel. Auch wenn bald Vertragsverhandlungen anstehen, wird es wohl nur um den finanziellen Aspekt gehen. "Ich glaube, wenn Ferrari performt, dann gibt es keinen Grund, von Ferrari wegzugehen", meint Gerhard Berger bei 'Sky'. Der Österreicher fuhr in seiner Karriere sechs Jahre für die Italiener.
Ausbleibende Erfolge erhöhen Druck bei Ferrari
Mehr als vereinzelte Grand-Prix-Siege gelangen Berger nicht. Ende 1989 warf er das Handtuch und ging zu McLaren, um 1993 zurück zu Ferrari zu wechseln. Die Ära Jean Todt stand aber erst am Beginn. Als Michael Schumacher für 1996 verpflichtet wurde, flüchtete Berger zu Benetton, um nicht die zweite Geige spielen zu müssen. Schumacher musste in der Folge auch einige Zeit kämpfen, bis sich die großen Erfolge einstellten.
© xpbimages.com
Gerhard Berger stattete der Formel 1 in Bahrain einen Besuch ab Zoom
"Natürlich, wenn es eine Durststrecke gibt und man keine Rennen gewinnt, wird dort ein enormer Druck aufgebaut. Dann flüchtet man von dort", weiß Berger aus Erfahrung und denkt dabei auch an Alonso. "Aber so wie es momentan dort aussieht, sind sie auf dem richtigen Weg. Sebastian strahlt. Darum kann ich mir nicht vorstellen, dass sich etwas ändern wird." Mit seiner fehlerfreien Performance in den ersten drei Rennen hat Vettel im Team auch seinen Status als Nummer 1 zementiert.
Deswegen glaubt Berger auch nicht, dass sich eine ähnliche Situation wie mit Alonso ergeben wird, der ursprünglich Ferrari als letzte Karrierestation gesehen hatte, nach verpassten WM-Titeln und Misserfolgen die Reißleine zog. "Sie führen in der Weltmeisterschaft. Also gibt es kein Ende", glaubt Berger an eine lange Partnerschaft Vettel und Ferrari. "Man muss immer aufpassen, wo man hingeht." Alonsos Wechsel zu McLaren ist diesbezüglich ein warnendes Beispiel.
Bahrain war der 44. Sieg in Vettels Karriere. Damit fehlen noch sieben Erfolge auf Prost, der in der ewigen Bestenliste den dritten Platz hält. Sollte Vettel in diesem Jahr seinen fünften WM-Titel holen, würde er mit Juan-Manuel Fangio gleichziehen.
Nur ein Fahrer war noch erfolgreicher. "Sebastian denkt nach Statistiken und will Erfolge haben", glaubt Berger. Er war damals 2008 der Teamchef von Toro Rosso, als Vettel sensationell in Monza seinen ersten Sieg feierte. "Er will mit den Weltmeisterschaften seinem Idol Michael Schumacher näherkommen. Und ich glaube, er hat auch das Zeug dazu. Mit Ferrari ist er super happy."