• 24.05.2016 09:10

  • von Roman Wittemeier

Frankreich-Grand-Prix: Le Mans will keine Formel 1

Die Bemühungen um eine Rückkehr der Formel 1 nach Frankreich lassen nicht nach - "Zu teuer": Le-Mans-Boss will von der Königsklasse nichts wissen

(Motorsport-Total.com) - Zwischen dem Gründungsjahr der Formel 1 (1950) und der Saison 2008 gastierte die Königsklasse regelmäßig in Frankreich. Die einzige Ausnahme war 1955, als der Grand Prix wegen des großen Le-Mans-Dramas mit über 80 Todesopfern (ausführlicher Bericht hier!) abgesagt wurde. Die "Grande Nation" war einmal fester Bestandteil des Formel-1-Zirkus, seit dem Abschied aus Magny-Cours gibt es immer wieder Bestrebungen für eine Rückkehr der Szene.

Titel-Bild zur News: Sebastien Buemi, Stephane Sarrazin

Andere Strecke, andere Autos: In Le Mans jagen die LMP1 teils über Landstraßen Zoom

Ein Comeback von Le Castellet hat sich allerdings ebenso zerschlagen wie ein Neubauprojekt nördlich von Paris. Magny-Cours gilt nicht gerade als beliebtester Schauplatz für weitere Formel-1-Rennen in Frankreich, zudem ist dort die Finanzierung ebenso schwierig wie an allen anderen Orten. Die klassischen Grand-Prix-Strecken wie Reims, Rouen oder Clermont-Ferrand gibt es nicht mehr - wohl aber Le Mans. An der Sarthe hatte die Szene 1967 gastiert (alle Frankreich-Grands-Prix im Überblick!).

Der Schauplatz des größten 24-Stunden-Rennens der Welt, das jährlich über 250.000 Zuschauer an den 13,6 Kilometer langen "Circuit 24 Heures" lockt, bietet mit dem "Circuit Bugatti" eine Anlage, auf der unter anderem die MotoGP häufiger Gast ist. FIA-Präsident Jean Todt fühlte beim örtlichen Veranstalter Automobile Club de l'Ouest (ACO) vor, ob man sich in Zukunft auch die Austragung von Formel-1-Rennen vorstellen könne.

Der Präsident des Automobil-Weltverbandes erhielt jedoch eine herbe Abfuhr. "Das würde uns nichts bringen", so ACO-Präsident Pierre Fillon in der Zeitung 'Le Maine Libre'. Sorgen bereiten vor allem die Finanzen in Zusammenhang mit einem möglichen Grand Prix. "Wir müssten 17 oder 18 Millionen Euro investieren, dies aber allein durch Ticketverkäufe decken. Im besten Fall kommen wir dabei mit einer Null heraus", meint Fillon, dessen 24-Stunden-Rennen zusammen mit der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) derzeit im Aufwind ist.


Fotostrecke: Formel-1-Weltmeister in Le Mans

Viele Piloten der aktuellen Formel 1 wollen früher oder später beim Klassiker in Le Mans an den Start gehen. Nico Hülkenberg hatte 2015 das Kunststück vollbracht, bei seinem Debüt an der Sarthe mit Porsche zu gewinnen. Dies sorgte für große Resonanz im Fahrerlager der Formel 1. Dort liebäugeln nicht nur Piloten mit Gastspielen auf der Langstrecke, sondern auch Hersteller und Teams. Unter anderem aus dem Lager des Renault/Nissan-Konzerns sind immer wieder Andeutungen zu vernehmen, ebenso von Ferrari.

"Ferrari wird in der Formel 1 bleiben, bis sie wieder Weltmeister sind", zeigt sich Fillon angesichts der Gerüchte um eine Rückkehr der Italiener in den Kampf um den Gesamtsieg in Le Mans realistisch. "Ich fände es allerdings eine grandiose Idee, wenn der Fiat-Konzern die Marke Alfa Romeo in der Langstreckenszene positionieren würde." Konzernchef Sergio Marchionne hatte zuletzt mehrfach von einem Formel-1-Comeback der Marke gesprochen, dies aber von Verkaufszahlen abhängig gemacht.