• 22.10.2023 02:59

  • von Tom Jeffries, Übersetzung: Stefan Ehlen

Formel-1-Sprint 2023: Alles, was du darüber wissen musst!

Die Sprintrennen der Formel 1 in der Saison 2023: Alle Infos und Erklärungen zum Ablauf und zu den Regeln sowie die Unterschiede zu den bisherigen Sprints

(Motorsport-Total.com) - Sechsmal in der Saison 2023 ändert die Formel 1 ihr Wochenend-Format und trägt jeweils am Samstag ein Sprintrennen aus. Doch wie genau funktioniert der sogenannte Formel-1-Sprint? Gibt es Punkte dafür? Und worin liegen die Unterschiede zu den Sprints der Saison 2022 und dem Sprintqualifying aus der Saison 2021? Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Thema!

Titel-Bild zur News: Formel-1-Start in Silverstone 2022 mit Carlos Sainz und Max Verstappen in Reihe eins

Formel-1-Start in Silverstone: 2023 gibt es insgesamt sechs Sprintrennen Zoom

Ein Sprintrennen ist eine verkürzte Version des Hauptrennens. Sowohl die Renndistanz als auch die Dauer des Rennens fallen geringer aus. Im Motorsport sind Sprintrennen nichts Ungewöhnliches: Der direkte Unterbau der Formel 1, die Formel 2, nutzt Sprintrennen zum Beispiel schon seit vielen Jahren.

In dieser Zeit gab es einige besonders spektakuläre Sprintrennen. In Bahrain 2017 etwa fuhr der heutige Ferrari-Formel-1-Fahrer Charles Leclerc nach einem eigentlich nicht vorgesehenen Boxenstopp binnen acht Runden vom 14. Platz zum Sieg.

In der Formel 1 gab es 2021 erstmals Sprintrennen, damals unter der Bezeichnung Sprintqualifying. Seit 2022 heißen die Sprintrennen der Formel 1 offiziell "Sprint".

Warum gibt es Sprintrennen in der Formel 1?

"Spektakel" ist das Schlüsselwort für die Beweggründe der Formel 1 zur Einführung des Sprints. So soll das Rennwochenende um einen weiteren Höhepunkt ergänzt werden. Denn unter dem Sprintformat geht es an jedem der drei Tage um etwas: am Freitag im Qualifying, am Samstag im Sprint-Shootout sowie im Sprintrennen und am Sonntag im Grand Prix.

Wie viele Sprints gibt es in der Formel 1 2023 und bei welchen Grands Prix?

Für die Formel-1-Saison 2023 haben sich die Beteiligten auf sechs Sprintrennen geeinigt. Das sind doppelt so viele wie 2021 und 2022, als jeweils drei Sprints gefahren wurden.

Schon 2022 hätten sechs Sprints im Formel-1-Kalender firmieren sollen. Damals aber verzichtete man vor allem aus Kostengründen auf die Durchführung zusätzlicher Sprintrennen und beließ es bei drei.

2023 stehen Sprints bei folgenden Rennen auf dem Programm: Baku (Aserbaidschan), Spielberg (Österreich), Spa (Belgien), Lusail (Katar), Austin (USA) und Sao Paulo (Brasilien). (Hier den kompletten Formel-1-Kalender 2023 abrufen!)

Baku, Spa, Lusail und Austin tragen erstmals Formel-1-Sprintrennen aus. Mit Baku ist zum ersten Mal ein Stadtkurs für einen Sprint nominiert.

Einige bisherige Sprint-Standorte fanden für 2023 keine Berücksichtigung mehr: Imola war nur 2022 dabei, Silverstone und Monza hatten einzig 2021 Formel-1-Sprintrennen veranstaltet.

Wo finde ich Ergebnisse zu den Formel-1-Sprints 2023?

In unserer Ergebnisrubrik stellen wir sämtliche Formel-1-Resultate zu einem Rennwochenende bereit. Dort finden sie, sobald verfügbar, auch das Ergebnis des Sprintrennens sowie die Startaufstellung für den Grand Prix.

Wer hat die bisherigen Formel-1-Sprintrennen gewonnen?

Max Verstappen ist der aktuelle Rekordsieger in der Formel 1 bei Sprintrennen nach fünf Siegen in bisher zehn Sprints. Hier die bisherigen Sprintsieger im Überblick:


Fotostrecke: Alle Sieger von Sprintrennen in der Formel 1

Silverstone 2021: Max Verstappen (Red Bull)
Monza 2021: Valtteri Bottas (Mercedes)
Sao Paulo 2021: Valtteri Bottas (Mercedes)
Imola 2022: Max Verstappen (Red Bull)
Spielberg 2022: Max Verstappen (Red Bull)
Sao Paulo 2022: George Russell (Mercedes)
Baku 2023: Sergio Perez (Red Bull)
Spielberg 2023: Max Verstappen (Red Bull)
Spa 2023: Max Verstappen (Red Bull)
Lusail 2023: Oscar Piastri (McLaren)
Austin 2023: Max Verstappen (Red Bull)
Sao Paulo 2023: Max Verstappen (Red Bull)

Nach welchem Format wird der Formel-1-Sprint 2023 gefahren?

Die Renndistanz für den Formel-1-Sprint beträgt 100 Kilometer. Das entspricht ungefähr einem Drittel der üblichen Grand-Prix-Distanz (rund 305 Kilometer). Die Renndauer liegt damit bei etwa 30 Minuten.

Es besteht freie Reifenwahl. Boxenstopps zum Reifenwechsel sind nicht vorgeschrieben, aber auch nicht verboten.

Neu ist bei den Formel-1-Sprints in der Saison 2023, dass das Drag-Reduction-System (DRS) bereits ab der zweiten Runde nach dem Start und ab der zweiten Runde nach dem Restart aktiviert werden kann - also eine Runde früher als bisher und ebenso eine Runde früher als im Grand Prix. Dieser Modus soll 2023 bei den Sprints erprobt und könnte 2024 auch für die Grands Prix übernommen werden.

Wie sieht das Punktesystem für das Sprintformat 2023 aus?

Nachdem 2021 nur Punkte für die Top 3 nach dem Schlüssel 3-2-1 vergeben worden sind, erhalten seit der Formel-1-Saison 2022 deutlich mehr Fahrer etwas Zählbares, nämlich die ersten acht Fahrer im Sprint. Der Punkteschlüssel lautet 8-7-6-5-4-3-2-1 für die Top 8. Diese Punkte werden sowohl auf die Fahrerwertung als auch auf die Konstrukteurswertung angerechnet.

Was ändert sich durch den Sprint am Grand-Prix-Format?

Kurze Antwort: nichts. Am Sonntag bleibt alles beim Alten. Einziger Programmpunkt ist dann das Hauptrennen über rund 305 Kilometer. Die Grand-Prix-Distanz bleibt also unverändert. Aber: Das veränderte Format zieht Änderungen für den Wochenendablauf nach sich.

Wie sieht das Wochenend-Format mit Sprintrennen genau aus?

Der Zeitplan an den sechs vorgesehenen Wochenenden sieht im Vergleich zu den restlichen Veranstaltungen etwas anders aus.

Am Freitag gibt es nur ein Freies Training über 60 Minuten. Daran anschließend folgt nicht wie sonst das zweite Freie Training, sondern das traditionelle Qualifying mit den bekannten drei Segmenten Q1, Q2 und Q3. Dieses Qualifying bestimmt - und das ist neu in der Saison 2023 - die Startaufstellung für den Grand Prix am Sonntag.

Am Samstagmorgen folgt nicht wie bis 2022 üblich das zweite Freie Training, sondern mit dem sogenannten Sprint-Shootout ein weiteres, verkürztes Qualifying mit drei Teilsegmenten. Das Sprint-Shootout dient einzig zur Ermittlung der Startreihenfolge im Sprint.

Das Sprintrennen wird am Samstagnachmittag absolviert. Dessen Ergebnis war bis 2022 maßgeblich für die Startaufstellung zum Grand Prix, aber das ist 2023 nicht mehr der Fall. Sprich: Der Sprint hat keinerlei Einfluss auf die Startaufstellung zum Grand Prix am Sonntag.

Das Sprint-Format in der Übersicht:
Freitagmorgen: 1. Freies Training
Freitagnachmittag: Qualifying, ergibt die Startaufstellung für den Grand Prix
Samstagmorgen: Sprint-Shootout, ergibt die Startaufstellung für den Sprint
Samstagnachmittag: Sprint
Sonntagnachmittag: Grand Prix

Wie läuft das Sprint-Shootout genau ab?

Im zur Saison 2023 neu eingeführten Sprint-Shootout treten alle 20 Fahrer zu einem dreistufigen Qualifying an. Der Ablauf ist ähnlich wie beim Qualifying am Freitag. Aber: Die einzelnen Teilsegmente SQ1, SQ2 und SQ3 sind nur zwölf, zehn und acht Minuten lang (statt 18, 15 und zwölf Minuten). Es scheiden am Ende jeweils die fünf langsamsten Fahrer aus, sodass im finalen Segment noch zehn Fahrer dabei sind.

Die Reifen sind im Sprint-Shootout vorgeschrieben: In SQ1 und SQ2 müssen die Fahrer die Medium-Mischung verwenden, in SQ3 wird Soft notwendig.

In welcher Einheit wird die Poleposition vergeben: Qualifying oder Sprint?

Wer im Qualifying am Freitag die Bestzeit erzielt, erhält die Poleposition für die Formel-1-Statistik und steht beim Grand Prix am Sonntag auf Startplatz eins.

Charles Leclerc jubelt in Bahrain 2022 auf seinem Ferrari F1-75

Wer im Qualifying auf den ersten Platz fährt, bekommt die Poleposition für die Statistik Zoom

2021 hatte der Sieger im Sprintrennen offiziell die Poleposition für den Grand Prix erhalten, was zu viel Kritik an diesem Vorgehen geführt hatte. Daher die Rolle rückwärts für 2022, als die Poleposition wieder offiziell im Qualifying ausgefahren wurde. Neu in der Saison 2023 ist, dass die im Qualifying herausgefahrene Poleposition wieder für den Grand Prix am Sonntag gilt.

Qualifying oder Sprint: Was ist maßgeblich für die Grand-Prix-Startaufstellung?

Im Qualifying am Freitag wird die Startaufstellung für den Grand Prix am Sonntag ermittelt. Die Reihenfolge im Sprint ist ab 2023 nicht mehr relevant für die Startreihenfolge im Grand Prix.

Was passiert, wenn ein Fahrer das Sprintrennen nicht beendet?

Wer im Sprint ausfällt beziehungsweise nicht über die Distanz kommt, hat einfach Pech gehabt. Ein Ausfall hat keine sportlichen Folgen für den Grand Prix am Sonntag, weil die Startaufstellung anhand des Qualifying-Resultats vom Freitag erstellt wird und Sprint-Shootout und Sprint ab 2023 komplett eigenständig gehandhabt werden.

Eine Ausnahme aber gibt es, wenn ein Fahrer im Sprint-Shooutout oder im Sprint mit einer Startplatz-Strafe belegt wird.

Was passiert, wenn ein Fahrer im Sprint-Shooutout oder im Sprint eine Startplatz-Strafe erhält?

Unter dem ab 2023 gültigen Sprintformat gilt Folgendes bei Vergehen: Im Sprint-Shootout ausgesprochene Startplatz-Strafen werden im Sprint angewendet. Im Sprint ausgesprochene Startplatz-Strafen werden im Grand Prix angewendet.

Im ersten Freien Training oder im Qualifying ausgesprochene Startplatz-Strafen werden ebenfalls im Grand Prix angewendet.

Was passiert, wenn ein Auto im Sprintrennen beschädigt wird?

Sofern es im Sprint zu einem Unfall mit Schäden am Fahrzeug kommt, können die Teams das Auto bis zum Grand Prix am Folgetag wieder instandsetzen. Da für die Rennwagen jedoch bereits mit Beginn des Qualifyings am Freitagnachmittag Parc-ferme-Bestimmungen gelten und Umbauten nicht mehr zulässig sind, dürfen beschädigte oder zerstörte Teile nur durch exakt baugleiche Teile ersetzt werden.

Sind die Sprintrennen schon in der Budgetobergrenze enthalten?

Nein. Pro Sprint dürfen die Teams 300.000 US-Dollar (umgerechnet rund 282.000 Euro) zusätzlich ausgeben. Das ist doppelt so viel wie bisher: 2021 und 2022 durften die Teams jeweils 150.000 US-Dollar (rund 141.000 Euro) extra aufwenden.

Bis 2022 konnten die Formel-1-Teams außerdem bei im Sprint entstandenen Fahrzeugschäden 100.000 US-Dollar (rund 94.000 Euro) pro Auto und Sprint geltend machen, sofern das Fahrzeug den Sprint nicht beendet hatte. Für 2023 fiel diese Zusatzregelung weg: Unfallschäden sind jetzt im erhöhten "Sprintbudget" enthalten.

Neueste Kommentare