Formel-1-Saison 2022: Fahrer, Autos, Strecken und Kalender
Alles, was Du zur Formel-1-Saison 2022 wissen musst: Welche Fahrer und Teams dabei sind, mit welchen Autos, auf welchen Strecken und wie der Kalender aussieht
(Motorsport-Total.com) - Nach der Formel-1-Saison ist vor der Formel-1-Saison. Denn unmittelbar im Anschluss an das Finale 2021 in Abu Dhabi richtet sich die Aufmerksamkeit von Fahrern und Teams vollkommen auf die Saison 2022 und das dann neue Formel-1-Reglement.
© FOM
Prototyp für ein Formel-1-Auto unter dem neuen Reglement für die Saison 2022 Zoom
Es handelt sich um die größten technischen Änderungen seit Jahren, vor allem aerodynamisch tut sich einiges: 2022 kommen komplett neue Fahrzeuge zum Einsatz, die nach einem völlig anderen Grundkonzept entwickelt worden sind.
Neues gibt es auch auf dem Fahrermarkt: Ein Formel-1-Neuling steht vor seiner ersten Saison in der Grand-Prix-Szene, ein anderer Fahrer kehrt nach einem Jahr Auszeit in die Formel 1 zurück. Und andere Cockpits sind ebenfalls neu besetzt worden.
Auch der Formel-1-Rennkalender hat Änderungen erfahren: 2022 debütiert die nächste neue Strecke, im dann größten WM-Kalender bisher mit insgesamt 23 Rennen. Erwartet wird zudem die Rückkehr einiger Austragungsorte, die aufgrund der Coronakrise zuletzt keine Rennen mehr veranstaltet haben.
In dieser Übersicht stellen wir alle Informationen zusammen, die bereits zur Formel-1-Saison 2022 bekannt sind.
Die Fahrer und Teams der Formel 1 2022
Mercedes: Lewis Hamilton, George Russell
Red Bull: Max Verstappen, Sergio Perez
Ferrari: Charles Leclerc, Carlos Sainz
McLaren: Lando Norris, Daniel Ricciardo
Alpine: Fernando Alonso, Esteban Ocon
AlphaTauri: Pierre Gasly, Yuki Tsunoda
Aston Martin: Sebastian Vettel, Lance Stroll
Williams: Nicholas Latifi, Alexander Albon
Alfa Romeo: Valtteri Bottas, Guanyu Zhou
Haas: Mick Schumacher, Nikita Masepin
Vor der Formel-1-Saison 2022 kommt es zu prominenten Fahrerwechseln: Mercedes ändert erstmals seit dem überraschenden Rücktritt von Nico Rosberg im Jahr 2016 seine Cockpitbesetzung. Lewis Hamilton bleibt bei Mercedes, erhält mit George Russell aber einen neuen Teamkollegen. Der Mercedes-Junior wird nach drei Jahren, in denen er sich bei Williams einen Namen gemacht hat, ins Werksteam geholt.
Der Wechsel von Russell zu Mercedes bedeutet auch: Für Valtteri Bottas ist dort kein Platz mehr. Bottas wechselt zu Alfa Romeo und wird dort Nachfolger von Ex-Champion Kimi Räikkönen, der seine Karriere beendet - bei dem Team, wo er 2001 in die Formel 1 eingestiegen war.
Bei Williams gibt der frühere Red-Bull-Fahrer Alexander Albon sein Formel-1-Comeback. Er hat die Saison 2021 als Test- und Ersatzfahrer verbracht und war als Rennfahrer in der DTM aktiv. 2022 bildet er mit seinem früheren DAMS-Teamkollegen aus der Formel 2, Nicholas Latifi, das neue Fahrerduo bei Williams. Weil dort Mercedes-Antriebe verwendet werden, wurde Albon aus seinem Red-Bull-Vertrag entlassen.
Bei den weiteren Teams haben etliche Fahrer ihre Verträge verlängert. Sergio Perez etwa bleibt nach seinem ursprünglich nur einen Jahr gültigen Kontrakt über 2021 hinaus der Teamkollege von Max Verstappen bei Red Bull.
Ferrari setzt wie geplant weiterhin auf Charles Leclerc und Carlos Sainz. Bei McLaren stehen Lando Norris und Daniel Ricciardo ebenfalls langfristig unter Vertrag.
Im Fall von Fernando Alonso und Alpine greift eine Option, die Alonso auch 2022 in der Formel 1 fahren sieht. Außerdem hat Alpine den Vertrag mit Esteban Ocon vorzeitig verlängert. Als Test- und Ersatzfahrer rückt der bisherige Formel-2-Fahrer Oscar Piastri auf.
AlphaTauri greift auch 2022 auf die Dienste von Pierre Gasly und Yuki Tsunoda zurück. Bei Aston Martin besteht das Fahrerduo weiterhin aus Sebastian Vettel und Lance Stroll. Keine Änderungen auch bei Haas: Dort treten Mick Schumacher und Nikita Masepin ein weiteres Mal für das US-Team an, das 2021 als einziger Rennstall punktelos geblieben ist.
Die Präsentationstermine für die neuen Formel-1-Autos 2022
Bisher hat kein Team einen Präsentationstermin für sein neues Formel-1-Auto für 2022 bekanntgegeben. Weil die ersten Wintertests aber für den 23. bis 25. Februar 2022 geplant sind, werden die Vorstellungen der Fahrzeuge wohl vorher erfolgen.
Zum Vergleich: 2021 hat McLaren als erstes Team sein Auto am 15. Februar präsentiert. Schlusslicht war damals Ferrari, nur zwei Tage vor dem Testauftakt. Die Testfahrten begannen 2021 allerdings erst am 12. März.
Die Formel-1-Autos 2022: Zahlen, Fakten, Design und Geschwindigkeit
Der größte Unterschied zum bisherigen Formel-1-Reglement ist die Rückkehr zu Fahrzeugen mit Bodeneffekt. Eben diese Designrichtung war in der Formel 1 seit 1982 verboten gewesen, fand aber zuletzt wieder mehr und mehr Befürworter. Deshalb wurde der Bodeneffekt in das neue Formel-1-Reglement für 2022 aufgenommen.
Die Formel 1 will nämlich die Aerodynamik der Rennwagen verändern und deren aerodynamische Abhängigkeit von Front- und Heckflügel reduzieren. Denn gerade durch die Flügel entsteht ein Großteil der Dirty-Air, der Luftverwirbelungen, die das Hinterherfahren in der Formel 1 erschweren bis unmöglich gestalten.
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Hier kommt der Bodeneffekt ins Spiel: Durch große Lufteinlässe vorne am Unterboden wird Luft unter das Auto und hinein in zwei Venturi-Kanäle geleitet. Die Luft strömt unter dem Auto hindurch, und dabei entsteht ein Unterdruck, womit sich das Fahrzeug am Boden festsaugt.
Das heißt: Die Bedeutung des Unterbodens für die Abtriebsgenerierung steigt. Damit reduzieren sich auch die Verwirbelungen durch andere aerodynamische Komponenten des Rennautos.
Im Gegensatz zu den ursprünglichen Bodeneffekt-Fahrzeugen der späten 1970er- und frühen 1980er-Jahren verfügen die Formel-1-Autos ab 2022 allerdings nicht über seitliche Schürzen. Es gibt aber eine Reihe von Finnen unter dem Fahrzeug, die mögliche Verwirbelungen minimieren sollen.
Damit jedes Team den Unterboden wie vorgesehen einsetzt, wird eine einheitliche Platte entwickelt, die verbindlich vorne am Unterboden angebracht werden muss.
Wie viel sich äußerlich an den Formel-1-Fahrzeugen verändert, das zeigt sich zum Beispiel sehr gut anhand der Windabweiser: Die bisher sehr komplexen Aufbauten vor den Seitenkästen verschwinden komplett.
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Neu sind dagegen Abdeckungen an den Vorderrädern: Einerseits geben Felgenabdeckungen ihr Comeback in der Formel 1, andererseits werden für 2022 Luftleitbleche seitlich und über den Rädern montiert, um die dort entstehenden Luftverwirbelungen möglichst gering zu halten.
Das Drag-Reduction-System (DRS), der verstellbare Heckflügel, bleibt mittelfristig erhalten. DRS könnte aber auf den Prüfstand gestellt werden, sofern die Fahrzeuge der neuen Generation auf der Rennstrecke die gewünschten Änderungen im Zweikampf-Verhalten ermöglichen.
Automobil-Weltverband (FIA) und Formel 1 sind zuversichtlich. Simulationen zufolge verbleiben einem nachfolgenden Auto beim Hinterherfahren 2022 noch 86 Prozent des eigentlichen Abtriebs. Unter dem bisherigen Formel-1-Reglement bis 2021 lag dieser Wert noch bei nur 55 Prozent.
Um die Kosten für den Bereich Forschung und Entwicklung zu reduzieren, werden die Getriebe von 2022 bis einschließlich 2025 eingefroren. In diesem Zeitraum darf lediglich ein Upgrade vorgenommen werden.
Bei der Radaufhängung sind ab 2022 nur noch Federn und Dämpfer erlaubt. Der Einsatz von ausschließlich Drehstab-Lösungen ist nicht mehr zugelassen. Um die Aufhängungssysteme zu vereinfachen, sind künftig außerdem Federungen mit hydraulischen Kolben verboten. Federbeine müssen ab 2022 direkt in die Radaufhängung integriert sein, ohne externe Verknüpfungspunkte.
Der Frontflügel wurde komplett überarbeitet. Es dürfen dort unter dem neuen Formel-1-Reglement nur noch maximal vier Elemente verwendet werden. Am auffälligsten ist: Die seitlichen Endplatten haben eine neue Form erhalten und verstehen sich als nach oben gebogene Verlängerung der Hauptprofile, ähnlich wie bei manchen Flugzeug-Tragflächen.
Die Fahrzeugnase setzt ab 2022 direkt auf dem Frontflügel auf. Das erinnert an das in der Formel 1 vorherrschende Design bis in die frühen 1990er-Jahre hinein.
Änderungen gibt es auch beim Heckflügel. Dieses Element kommt nun praktisch ohne echte seitliche Endplatten aus. Stattdessen biegen sich die Flügelprofile seitlich stark nach unten weg. Auch davon verspricht man sich eine Reduzierung der Luftverwirbelungen am Heck des Fahrzeugs, was das Hinterherfahren erleichtern dürfte.
Die Formel 1 verabschiedet sich zudem von den bisherigen 13-Zoll-Rädern und verwendet ab der Saison 2022 18-Zoll-Räder, für die Formel-1-Lieferant Pirelli neue Reifen entwickelt hat.
Die Fahrer gehen davon aus, dass die Fahrzeuge ab 2022 schwieriger zu fahren sein werden. Und: Der Unterschied bei den Rundenzeiten von 2021 auf 2022 fällt vermutlich geringer aus als zunächst gedacht.
Der Formel-1-Rennkalender 2022
20.03.2022: Sachir (Bahrain)
27.03.2022: Dschidda (Saudi-Arabien)
10.04.2022: Melbourne (Australien)
24.04.2022: Imola (Italien)
08.05.2022: Miami (USA)
22.05.2022: Barcelona (Spanien)
29.05.2022: Monaco (Monaco)
12.06.2022: Baku (Aserbaidschan)
19.06.2022: Montreal (Kanada)
03.07.2022: Silverstone (Großbritannien)
10.07.2022: Spielberg (Österreich)
24.07.2022: Le Castellet (Frankreich)
31.07.2022: Budapest (Ungarn)
28.08.2022: Spa (Belgien)
04.09.2022: Zandvoort (Niederlande)
11.09.2022: Monza (Italien)
25.09.2022: Sotschi (Russland)
02.10.2022: Singapur (Singapur)
09.10.2022: Suzuka (Japan)
23.10.2022: Austin (USA)
30.10.2022: Mexiko-Stadt (Mexiko)
13.11.2022: Sao Paulo (Brasilien)
20.11.2022: Abu Dhabi (Abu Dhabi)
Der Formel-1-Kalender 2022 ist der bisher größte in der Geschichte der Weltmeisterschaft, mit 23 angesetzten WM-Läufen von März bis November.
Neu dabei ist der Miami-Grand-Prix im Mai auf dem Miami International Autodrome rund um das Hard-Rock-Stadion. Dort wird ein temporärer Kurs mit 19 Kurven und einer Länge von rund 5,4 Kilometern errichtet, der im Schnitt mit etwa 220 km/h zu befahren sein soll. Erstmals seit 1984 werden damit wieder in nur einer Saison gleich zwei Formel-1-Rennen in den Vereinigten Staaten von Amerika ausgetragen. (Hier weitere Hintergründe zum Formel-1-Kalender 2022 abrufen!)
Die Grands Prix in Australien, Japan, Kanada und Singapur sind für die Rückkehr in den Formel-1-Kalender vorgemerkt. Die genannten Rennen waren zuletzt je zwei Mal aufgrund der Coronakrise gestrichen worden.
Australien ist mit Melbourne zwar wieder im Formel-1-Rennkalender vertreten, nimmt aber nicht seine übliche Position als Saisonauftakt ein. Stattdessen wird das erste Rennen in Sachir in Bahrain ausgetragen. In der Woche danach folgt schon Dschidda in Saudi-Arabien, das erst 2021 sein Formel-1-Debüt gegeben hat.
Imola in Italien, ausgetragen als Grand Prix der Emilia-Romagna, markiert den Europa-Auftakt der Formel-1-Saison 2022. Anschließend kommt der Ausflug nach Miami, ehe die Rennserie wieder nach Europa zurückkehrt.
Bis September gibt es nur zwei weitere Übersee-Rennen, nämlich in Aserbaidschan und in Kanada. Im September verabschiedet sich die Formel 1 aus Europa, den Auftakt dazu macht das Rennen in Sotschi in Russland. Die Formel-1-Saison 2022 endet im November mit dem Grand Prix von Abu Dhabi.
Das Rennjahr endet also deutlich früher als in der Saison 2021. Das ist keine Überraschung: Die Formel 1 stockt zwar ihre Rennanzahl noch einmal auf, hält die geplanten 23 Grands Prix aber in einer kürzeren Zeitspanne ab.
China taucht nicht auf dem Formel-1-Kalender für 2022 auf, obwohl man über einen gültigen Vertrag verfügt. Katar ist 2022 planmäßig nicht dabei, weil es im Winter 2022 als Gastgeber für die Fußball-Weltmeisterschaft auftritt. Das arabische Land ist erst ab 2023 wieder in der Formel 1 vertreten.
Wann finden die Formel-1-Wintertests 2022 statt?
Die Formel-1-Wintertests vor der Saison 2022 werden voraussichtlich auf zwei unterschiedlichen Strecken abgehalten. Den Auftakt macht wahrscheinlich Barcelona in Spanien vom 23. bis zum 25. Februar. Vom 10. bis zum 12. März folgen weitere drei Testtage in Sachir in Bahrain, wo wenige Tage später auch der Saisonauftakt ausgetragen wird.
Bei den Wintertests sind die Fahrzeuge der Generation 2022 erstmals in Aktion zu sehen. Die Ergebnisse der Tests sind aber wie immer mit Vorsicht zu genießen: Üblicherweise deckt kein Formel-1-Team seine Karten komplett auf, bevor es zum ersten Grand Prix geht.
Die Regeländerungen zur Formel-1-Saison 2022
Zusätzlich zu den umfangreichen Änderungen im Technischen Reglement führt die Formel 1 2022 noch weitere Regeländerungen ein. Die betreffen zum Beispiel die Nutzung von Windkanal und CFD-Simulationen. Genauer: Je nach Abschneiden in der Konstrukteurswertung 2021 wird die Entwicklungszeit mehr oder weniger stark eingeschränkt.
Dieser Regelung liegt die sogenannte Aerodynamik-Testphase zugrunde. 2022 gibt es sechs solcher Testphasen zu je 320 Stunden im Windkanal und 80 Stunden mit einer Windgeschwindigkeit von mehr als 15 Metern pro Sekunde. Macht insgesamt eine Windkanal-Zeit von 400 Stunden pro Segment.
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Dann kommen die Handicaps ins Spiel: Der Gewinner der Konstrukteurswertung 2021 darf nur 70 Prozent dieser Werte ausschöpfen. Das Team auf Platz zehn der Konstrukteurswertung wiederum erhält 115 Prozent der Grundwerte, hat also deutlich mehr Entwicklungsspielraum.
Faustregel: Je erfolgreicher ein Team in der Vorsaison war, umso weniger Entwicklungszeit erhält es in der Folgesaison, im Windkanal und bei CFD-Simulationen.
Es wird 2022 auch wieder Sprintrennen geben in der Formel 1. Nach drei Sprint-Testrennen in der Saison 2021 sind für 2022 sogar sechs Sprintrennen geplant. Sie sind für die Grands Prix in Sachir (Bahrain), Imola (Emilia-Romagna), Montreal (Kanada), Spielberg (Österreich), Zandvoort (Niederlande) und Sao Paulo (Brasilien) vorgesehen.
Außerdem wird das Maximalbudget pro Team und Jahr noch einmal verkleinert, von rund 128 Millionen Euro (2021) auf etwa 124 Millionen Euro (2022). Das geschieht nach einem bereits lange im Voraus verabschiedeten Stufenplan.