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Flexible Flügel: Über dieses X-Video von Jos Verstappen redet die Formel 1!
Ein X-Video, das zeigt, wie stark sich der McLaren-Heckflügel in Suzuka durchgebogen hat, beschäftigt nicht nur Jos und Max Verstappen, sondern auch die FIA
(Motorsport-Total.com) - Die angeblich flexiblen Flügel von McLaren sorgen in der Formel 1 weiterhin für Diskussionen. Vor dem Grand Prix von Bahrain hat Max Verstappens Vater Jos auf X (vormals Twitter) einen Beitrag des Users @cytrusf1 auf seinem Account geteilt, was jetzt neues Öl ins Feuer gießt. Darauf zu sehen: ein Video, das die Flexibilität des Heckflügels von McLaren und Red Bull in Suzuka vergleicht.

© LAT Images
Die Flügel am McLaren sorgen in der Formel 1 für Diskussionen Zoom
Das Video zeigt, dass sich die obere Flügelplatte am McLaren auf den Geraden, wenn die aerodynamische Last am höchsten ist, stärker durchbiegt als am Red Bull. Das ist ein Vorteil, weil so bei hoher Geschwindigkeit, wenn weniger Anpressdruck erforderlich ist, weniger Luftwiderstand generiert wird. So kann der McLaren einerseits in den Kurven verhältnismäßig viel Anpressdruck erzeugen, andererseits aber auf den Geraden trotzdem einen höheren Topspeed erzielen.
Jos Verstappen hat den Beitrag einfach wortlos geteilt, und auch Max bestätigt zwar, das Video gesehen zu haben, hält sich ansonsten aber zu dem Thema bedeckt. Auf die Feststellung, dass sich viele fragen, wie so etwas legal sein könne, geknüpft an die Frage, ob er dazu auch eine Meinung habe, antwortet der viermalige Weltmeister nur: "Ich mache die Regeln nicht, und ich bin auch nicht der, der ihre Einhaltung überwacht." Und: "Was ich sehe, sehen andere auch."
Konkrete Fragen habe er deswegen nicht gestellt: "Nein. Ich meine, ich weiß, was da vor sich geht. Aber ich konzentriere mich nur auf unser Auto. Das ist das Einzige, was ich tun kann." Auf die Frage, ob die Voraussetzungen für alle Teams gleich seien, antwortet er: "Wenn es erlaubt ist, dann ja. Alle gehen an die Grenzen. Es liegt an der FIA, darüber zu entscheiden, was erlaubt ist und was nicht."
FIA stellt klar: Keine Proteste gegen McLaren
Und seitens des Verbands gibt es zumindest bisher keine konkreten Vorwürfe gegen McLaren. In Bahrain bestätigt ein Sprecher auf Anfrage von Motorsport-Total.com, dass von keinem der anderen neun Teams eine formelle Beschwerde eingereicht wurde. Die Technikabteilung kenne die entsprechenden Videos - aber diese zu überwachen und laufend zu überprüfen, das sei ein ganz normaler Vorgang und per se nicht ungewöhnlich.
Das Thema flexible Flügel war schon zu Beginn der Formel-1-Saison 2025 ein großes Gesprächsthema im Paddock - sowohl auf den Front- als auch auf den Heckflügel bezogen. Die FIA hatte angekündigt, die entsprechenden Regeln in zwei Phasen anzupassen: Die Tests für den Heckflügel wurden bereits zum Saisonauftakt in Australien verschärft, die Überprüfungen des Frontflügels sollen ab Barcelona verschärft werden.
Die ersten Maßnahmen in Bezug auf die Heckflügel erwiesen sich jedoch offenbar als unzureichend. Vor dem Grand Prix von China führte die FIA deshalb eine neue technische Richtlinie ein. Die erlaubte Toleranz bei den vertikalen Belastungstests wurde von zwei Millimeter auf nur noch 0,5 Millimeter reduziert. In Shanghai erhielten die Teams noch einen Toleranzpuffer von 0,25 Millimeter. Ab Suzuka mussten alle Teams die strengere 0,5-Millimeter-Grenze einhalten. Ohne Toleranzen.
Ob die Barcelona-Verschärfungen dazu führen werden, dass McLaren seine Frontflügel anpassen muss, ist Stand heute nicht gesichert. Theoretisch könnte sich das Kräfteverhältnis dann aber verschieben. Die Teams, die die Flexibilität bisher perfektioniert hatten, würden mehr verlieren als andere, die die Grenzen weniger extrem ausgelotet haben.
Ein Thema, mit dem sich Verstappen nicht auseinandersetzt: "Ich habe nicht danach gefragt. Und ich denke noch nicht an Barcelona", winkt er ab - und antwortet auf die Frage, ob er enttäuscht sei, dass nicht auch Red Bull einen so flexiblen Heckflügel gebaut habe wie McLaren: "Ich bin nicht enttäuscht darüber. Alle geben ihr Bestes. Manche lesen das Reglement vielleicht ein bisschen anders. Ich weiß auch nicht."
Welche Rolle spielt Rob Marshall?
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass der Ingenieur, der bei McLaren das Thema flexible Flügel mutmaßlich auf das nächsthöhere Niveau gebracht hat, ausgerechnet ein ehemaliger Red-Bull-Mann ist. Rob Marshall war bis Mai 2023 Chief Engineering Officer bei Red Bull und arbeitet seit Januar 2024 als Technischer Direktor für Engineering und Design bei McLaren. Dass McLaren 2024 erstmals wieder Konstrukteurs-Weltmeister wurde, ist womöglich kein Zufall.
Marshall hat in seiner Laufbahn schon bahnbrechende Designprojekte wie den legendären Schwingungstilger (auch Masse- oder Vibrationsdämpfer) verantwortet, mit dem Fernando Alonso vor rund 20 Jahren auf Renault Weltmeister wurde. Und er soll bei Red Bull einer der Masterminds hinter der Technologie gewesen sein, die Flügel elastisch macht. Was für die Performance von Formel-1-Autos extrem hilfreich ist.
Es liegt an der FIA, erstmal festzustellen, ob die Flügel von McLaren (oder auch anderen Teams) zu flexibel sind oder nicht. Sollten sie zu flexibel sein, könnte die Schlinge weiter zugezogen werden. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten. "Wir können die Anforderungen für die statischen Tests bei Bedarf noch weiter verschärfen", nennt Nikolas Tombazis, Direktor der Einsitzerkommission der FIA, ein Beispiel.
"Wir können uns auch die DRS-Mechanismen der verschiedenen Teams im Detail ansehen, um genau zu verstehen, was sie tun und wie sie sie einstellen. Im Moment denken wir, dass es in Ordnung ist. Aber ich möchte da nicht zu zuversichtlich sein", erklärt er.
FIA: Kamerabilder könnten Beweismittel sein
Ein weiterer möglicher Weg ist die Nutzung von Kamera-Aufnahmen. Die FIA verlangt bereits jetzt, dass die Teams zusätzliche Kameras an ihren Autos anbringen, um während der Freien Trainings die Flexibilität der Flügel zu überwachen. Zwar ist diese Verpflichtung derzeit auf das Training beschränkt, sie könnte theoretisch aber auf andere Sessions ausgeweitet werden - und sogar als Beweismittel durch die FIA dienen.
"Die Kameras sind sehr präzise", unterstreicht Tombazis. "Wir haben schon darüber nachgedacht, ob wir uns auf Kameras und maximale Durchbiegungen beschränken sollten, aber das würde ein ziemlich umfangreiches und aufwändiges Kapitel aufschlagen. Wir müssten dann rechtzeitig alle Kameras aller Autos auswerten, sämtliche Signale verarbeiten und so weiter. Wir hatten das Gefühl, dass das die Sache unnötig verkomplizieren würde. Es wäre eine Menge Arbeit für alle Beteiligten, und wir haben dafür auch nicht 50 Leute zur Verfügung."
Aber: "Das heißt nicht, dass die Kameraoption für die Zukunft ausgeschlossen ist. Wir schließen sie nicht aus. Es ist keine schlechte Idee, nur eben sehr arbeitsintensiv. Wenn wir feststellen, dass wir die Tests nicht mehr ausreichend kontrollieren können, könnten wir diesen Schritt in Zukunft gehen."
Zumindest bis Barcelona (und wahrscheinlich noch länger) werden die flexiblen Flügel in der Formel 1 vermutlich ein Thema bleiben. Im aus Red-Bull-Sicht besten Fall würde McLaren dann einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil verlieren. Bei McLaren hat man diesbezüglich aber keine Bedenken, wurden doch bisher alle von der FIA angelegten Testmechanismen erfolgreich bestanden. Was McLaren macht, ist somit Stand heute legal.
"Ehrlich gesagt denke ich darüber gar nicht großartig nach", winkt Verstappen ab. "Ich konzentriere mich darauf, Performance mit unserem Auto zu finden. Sobald wir nahe an ihnen dran sind oder sogar gleichauf, weiß ich, dass es für mich passt. Aber so weit sind wir noch nicht. Da müssen wir erstmal hinkommen, denn sonst brauchen wir über den WM-Kampf nicht einmal zu reden."
Die ersten drei Rennwochenenden hat Verstappen den Umständen entsprechend gut überstanden. Derzeit liegt er mit 61 Punkten an zweiter Stelle der Fahrer-WM, nur einen Punkt hinter McLaren-Fahrer Lando Norris und zwölf Punkte vor Oscar Piastri.


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