Ferrari-Pilot Rubens Barrichello im Interview
Am Rande der Testfahrten in Magny-Cours sprach der Brasilianer über Monaco und die Besonderheiten der Testfahrten
(Motorsport-Total.com) - Vergangenen Sonntag machte Rubens Barrichello mit seinem zweiten Platz in Monaco den Doppelerfolg für die Scuderia Ferrari perfekt. Seit 2 Tagen testet der Brasilianer bereits wieder in Magny-Cours, wo man sich zum einen auf das dort am 1. Juli stattfindende Rennen, sowie den am 10. Juni in Kanada ausgetragenen Grand Prix vorbereitet.
Frage: "Rubens, wie fühlst du dich nach dem anstrengenden Rennen in Monaco?"
Rubens Barrichello: "Ich bin wieder vollkommen fit. Fit genug, um hier in Magny-Cours, einer sehr schwierig zu fahrenden Strecke, gute Arbeit zu leisten. Das Problem auf dieser Strecke hier ist das Finden einer richtigen Abstimmung für das Auto. Darüber hinaus arbeiten wir hier simultan an der Vorbereitung auf das Renen in Kanada, sowie das später stattfindende hier in Frankreich."
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Rubens Barrichello empfindet Testfahrten angenehmer als Rennen
Frage: "Und wie bereitet man sich für zwei auf verschiedenen Rennstrecken ausgetragenen Rennen auf nur einem Kurs vor?"
Barrichello: "Man muss ganz einfach so präzise wie möglich arbeiten. Ich teste zum Beispiel die Reifen für Kanada, wenngleich zwischen dem Asphalt dort und hier ein Unterschied besteht, muss man ganz genau wissen, was, und vor allem warum man es tut. Des weiteren haben wir natürlich die Bremsen auf dem Programm stehen, die in Kanada sehr stark belastet werden. Dann gilt es die Reifen für Frankreich zu testen und natürlich auch die Aerodynamik. Man muss also immer verschiedene Dinge im Hinterkopf haben."
Frage: "Sind Testfahrten für dich entspannender oder anstrengender als ein Rennwochenende?"
Barrichello: "Also das Testen an sich kann viel anstrengender als ein Rennen sein. Ich gebe mal ein kleines Beispiel: Am ersten Tag hier in Magny-Cours bin ich 78 gezeitete Runden gefahren. Das war sehr anstrengend für die Kondition, während unsere eigene Teststrecke in Fiorano eher 'geistig' ermüdend ist. Fiorano ist eine sehr kurze Strecke, weshalb man extrem viele Runden fährt. Manchmal kennt man jede Kurve, einfach jeden Zentimeter der Strecke beinahe zu gut, sodass man schnell unkonzentriert werden könnte. Das Problem, das sich daraus ergibt, sind Schwierigkeiten mit dem Auto, mit der Analyse der gesammelten Daten und so weiter. Man fährt dann manchmal zig Runden, anstatt sich hinzusetzen und zu versuchen die Probleme zu verstehen und zu beheben - weil man einfach den Kurs zu gut kennt. Es ist also schon eine Konzentrationssache. Allerdings ist es für uns auch ein großer Vorteil, dass Fiorano nur wenige Meter von der Fabrik entfernt ist. Magny-Cours hingegen ist eine Strecke auf der wir kaum testen, weshalb es auch interessanter ist hier zu fahren. Den Hauptteil der auf der Strecke verbrachten Zeit beschäftigen wir uns aber mit dem Studieren der Reifenmischungen und deren Verhalten. Das heißt, dass man meist 8 bis 10 Runden am Stück fährt, bevor man dann an die Box kommt, um die Daten zu analysieren, dann geht man wieder auf die Strecke. So geht das in einer Tour. Das Positive daran ist, dass man wenigstens die eigene Kondition dabei trainiert. Ganz ehrlich, ich war noch nie so fit wie jetzt. Ich denke, dass ich das Problem in Monaco, wo mich Beinkrämpfe plagten, nur wegstecken konnte, weil ich jetzt sehr trainiert bin. Das ist ganz allein den vielen Testfahrten zu verdanken, denn die haben meine Muskeln trainiert."
Frage: "Du arbeitest bei den Rennen und Testfahrten mit unterschiedlichen Ingenieuren und Mechanikern zusammen. Ist die Arbeit bei den Tests schwieriger, weil du mit einer anderen Mannschaft arbeitest?"
Barrichello: "Oh nein, wir haben gute Leute im Testteam. Natürlich ist es schön mit dem Rennteam zu arbeiten, da man vertrauter mit den Leuten ist, aber auch die benötigen mal eine Pause, um beim nächsten Rennen wieder fit und ausgeschlafen zu sein. Während unserer Analyse der einzelnen Sessions während eines Rennwochenendes stehen wir ja auch mit den Leuten in Maranello in Kontakt. Ich spreche immer mit Ross und zu den anderen Ingenieuren, sodass es einem vorkommt als wären alle in einem großen Raum, was natürlich nicht der Fall ist. Wichtig ist es sich bei diesen Sitzungen auf die Analyse zu konzentrieren, denn nur so kann man den Ingenieuren das richtige Feed-back geben. Wir machen das 'Debrief' immer nachdem die Strecke geschlossen wurde. Ein paar Stunden später haben wir dann noch eine andere Sitzung und anschließend essen wir alle zusammen an der Strecke Abendbrot. Ein Testtag ist ziemlich lang, es macht aber auch viel Spaß. Jeder hilft so gut er kann, sodass die Atmosphäre bei einem Test viel relaxter ist. Ein weiteres Beispiel gefällig? Okay. Also wenn man eine Abstimmung hat, die einem Probleme bereitet, so kann man hier zu dem Punkt zurückkehren, an dem noch alles stimmte. An einem Renntag geht das nicht, da hat man nur eine Chance. Da hilft es dann nur geduldig zu sein und von vorne anzufangen, ohne sich erneut zu verzetteln."