Ecclestone vermutet Intrige gegen Horner: "Die wollen ihn loswerden"
Vor dem Launch des Red Bull RB20, bei dem Christian Horner als Teamchef auftreten wird, spricht erstmals Bernie Ecclestone über die Affäre rund um seinen Trauzeugen
(Motorsport-Total.com) - Es ist ein eigentlich unscheinbarer Satz in einer Medieninformation des Red-Bull-Teams vor der 2024er-Präsentation am Donnerstag in Milton Keynes: "Red Bull Racing bereitet sich auf den Start der 20. Saison des Teams in der Formel 1 vor, mit einer live gestreamten Show mit CEO und Teamchef Christian Horner, Max Verstappen und Sergio Perez [...]."
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Bernie Ecclestone im Gespräch mit seinem Trauzeugen Christian Horner Zoom
Unscheinbar, aber doch entscheidend, denn: Damit steht fest, dass Christian Horner zumindest beim Car-Launch des neuen RB20 noch Teamchef sein wird. Daran waren Zweifel aufgekommen, nachdem die Red Bull GmbH am Fuschl am 5. Februar erklärt hatte, dass gegen den 50-jährigen Briten "eine unabhängige Untersuchung" eingeleitet wurde.
Die beschäftigt seither die Formel 1, mit teils wilden Spekulationen, was eigentlich der konkrete Gegenstand der Untersuchung sein könnte. Klar ist, dass eine Mitarbeiterin des Teams Vorwürfe gegen Horner erhoben hat, zu denen dieser am vergangenen Freitag acht Stunden lang von einem unabhängigen Ermittlungsanwalt befragt wurde.
Im Zuge der Berichterstattung zur Horner-Affäre war zuletzt auch durchgesickert, dass der ehemalige Formel-1-Boss Bernie Ecclestone (93) mit Horner, seinem Trauzeugen, über die Angelegenheit gesprochen haben soll. Ecclestone soll dabei versucht haben, die Situation zu "kalmieren", heißt es aus Kreisen, die mit dem Thema vertraut sind.
Horner-Affäre: Das sagt Ecclestone!
Jetzt hat sich Ecclestone erstmals selbst öffentlich geäußert. Der Nachrichtenagentur AFP sagt er: "Mein Ratschlag an Christian ist: nichts tun und abwarten, und schauen, was weiter passiert. Ich stehe in engem Kontakt mit ihm. Das Problem ist halt: Sobald du erfolgreich bist, hast du viele Feinde. Und das ist in diesem Fall so."
Ecclestone rät seinem engen Freund und Trauzeugen daher, sich nicht provozieren zu lassen, und würde das Problem selbst so klären, "dass jemand persönlich mit ihm und der Frau spricht. Dann lässt sich das sicher regeln." Was übrigens schon passiert ist: Der von Red Bull beauftragte Ermittlungsanwalt hat sowohl Horner als auch die betroffene Mitarbeiterin befragt.
Ecclestone: Nie um einen Deal verlegen
Der ehemalige "Formel-1-Zampano" ist selbst keiner, der unkonventionelle Lösungen nach Kontroversen scheut. Erst 2023 hat er sich in einem Steuerverfahren schuldig bekannt, ein Jahr davor hatte man ihn verhaftet, weil er mit einer Waffe ein Flugzeug betreten wollte. Und in Bayern hat er 2014 100 Millionen Dollar dafür bezahlt, dass ein Verfahren wegen Bestechung gegen ihn eingestellt wurde.
Ecclestone war in seiner langen Laufbahn als Sportmanager noch nie darum verlegen, die Dinge beim Namen zu nennen, und so spricht er als einer der Ersten das aus, was bislang vor allem hinter den Kulissen getuschelt wurde. Nämlich, dass hinter den Kulissen des Formel-1-Programms von Red Bull gerade ein Machtkampf tobt.
Machtkampf hinter den Kulissen von Red Bull?
Die in Österreich verbreitete Version geht so: Horner soll nach dem Tod von Dietrich Mateschitz im Oktober 2022 seine Chance gewittert haben, mehr Macht an sich zu reißen, vorbei an Mateschitz' engstem Vertrauten im Motorsport, Helmut Marko. Und soll sich dabei an die thailändischen Mehrheitseigentümer von Red Bull angeschmiegt haben.
Ecclestone erzählt eine andere Geschichte des Machtkampfs: "Ich habe das Gefühl, als Dietrich starb, entstand ein Vakuum. Da kamen einige Leute in andere Positionen und sahen ihre Chance, alle möglichen Geschichten zu erfinden und ihm (Horner; Anm. d. Red.) zu schaden. Damit sie ihn loswerden und eine Position für sich selbst schaffen können. Die wollen ihn loswerden."
Die Gerüchte über den Machtkampf bei Red Bull sind für Außenstehende de facto nicht seriös zu verifizieren. Manch einer erzählt, das Verhältnis zwischen Jos Verstappen und Horner sei arg beschädigt - aus welchen Gründen auch immer. Andere glauben, Marko sei der, der Horner loswerden möchte. Der meinte kürzlich aber nur: "Horner hat für uns jahrelang einen super Job gemacht."
Marko sagt nichts zur Horner-Affäre
In offiziellen Interviews schweigt Marko derzeit zur Horner-Affäre. Via oe24 stellt er nur klar: "Solange die Untersuchung läuft beziehungsweise es kein Ergebnis gibt, werden Sie nichts von mir erfahren. Es handelt sich um ein laufendes Verfahren." Und: "Ich hoffe, dass wir unsere Turbulenzen schnell in den Griff bekommen."
Handfeste Neuigkeiten zum Verlauf der Untersuchung - für Horner gilt dabei die Unschuldsvermutung - gibt es übrigens nicht. Die Red Bull GmbH hat sich seit dem ersten Statement am 5. Februar nicht mehr zu dem Thema geäußert. Und so werden beim Red-Bull-Launch am Donnerstag nicht alle Augen auf den RB20 gerichtet sein, sondern auch ein paar auf den Teamchef ...
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