Ecclestone: Kein Team kämpft ums Überleben
Laut Bernie Ecclestone haben alle Teams mehr Geld "als Gott" - Zudem bestätigt der Formel-1-Boss, dass Marussia das "Commercial Agreement" unterschrieben hat
(Motorsport-Total.com) - Teams, die ihre Rechnungen nicht mehr begleichen können und mit den Löhnen im Rückstand sind. Teamchefs, die sich wegen der finanziellen Schieflage dazu gezwungen sehen, auf zwei mäßig erfolgreiche Rookies zu setzen, nur weil sie Geld in die Teamkasse spülen. Verdiente Routiniers wie Timo Glock und Heikki Kovalainen, die plötzlich trotz guter Leistungen vor die Tür gesetzt werden. Dass sich die "Königsklasse" des Motorsports derzeit in einer wirtschaftlichen Krise befindet, steht für viele außer Frage.
© Formula Sochi
Formel-1-Boss Bernie Ecclestone sieht keine finanziellen Probleme bei den Teams Zoom
Sogar Topteams wie Lotus haben große Mühe, den Spagat zwischen einem konkurrenzfähigen Auto und einer wirtschaftlichen Unternehmensführung zu schaffen - mit dem Ergebnis, dass die Zukunft des Rennstalls, der im Vorjahr in der Konstrukteurs-WM auf Platz vier rangierte, alles andere als abgesichert ist.
Dennoch sieht Formel-1-Boss Bernie Ecclestone derzeit keinen Grund zur Sorge. Alle Teams seien "abgesichert", sagt der Brite gegenüber 'Autoweek'. Am Donnerstag vergangener Woche traf sich der 82-Jährige mit Vertretern der Privatteams Lotus, Williams, Marussia, Caterham, Force India, Sauber und Toro Rosso in London, um die aktuelle Lage zu besprechen.
Letztes Team unterschreibt Financial Agreement
Nach wie vor wartet die Formel 1 auf ein neues Concorde-Agreement, das unter anderem die Einnahmenverteilung klärt und die Teams für die Zukunft an den Sport bindet - die schwächeren und meist kleineren Rennställe kommen dabei nicht in den Genuss der Gelder der großen Teams. Das alte Abkommen lief mit Saisonende 2012 aus.
Trotz des bankrottgegangenen HRT-Rennstalls ist Ecclestone überzeugt, dass alle verbleibenden Teams die Kurve kratzen werden und an der Saison 2013 teilnehmen - selbst das finanzschwache Marussia-Team, dem von Ecclestone bis zuletzt kein "Financial Agreement" zur Unterschrift vorgelegt worden war.
Marussias Herkulesaufgabe
Das soll sich nun geändert haben: "Wir haben nun mit allen einen Vertrag, auch mit Marussia." Bis zuletzt stand aber ein Fragezeichen über der Zukunft der Truppe rund um Teamchef John Booth, bestätigt Ecclestone: "Ich dachte, dass sie uns verlassen, aber das ist nicht der Fall. Wir machen mit Marussia weiter."
Was die Situation für das russische Team so schwierig macht: Im Vorjahr befand man sich lange auf Kurs zu Platz zehn in der Konstrukteurs-WM, doch beim letzten Rennen wurde man doch von Caterham auf den elften Platz verdrängt. Da nur die Top-10-Teams in den Genuss kommen, einen Teil der TV-Einnahmen der Formel 1 - es handelt sich um rund 7,5 Millionen Euro - zu erhalten, schaute Marussia am Ende doch noch durch die Finger. Es kam aber noch schlimmer: Auch die Bonus-Gelder für die drei 2010 eingestiegenen Teams bleiben 2013 aus - sie stehen den Teams nur in den ersten drei Jahren zu.
Ecclestone kämpft an mehreren Fronten
Positiv für die Formel-1-Teams ist aber, dass die Einnahmenverteilung nach dem neuen, noch nicht unterzeichneten Concorde-Agreement für sie lukrativer werden soll. Während die Top-10-Teams bisher 50 Prozent der Einnahmen erhielten, sollten es in Zukunft 63 Prozent sein. "Sie alle haben mehr Geld als Gott", ätzt der Formel-1-Zampano, der im Jahr vor den Concorde-Verhandlungen erfolgreich einen Keil in die Teamorganisation FOTA getrieben hatte, um sich eine bessere Ausgangssituation zu verschaffen.
Doch Ecclestone kämpft derzeit an mehreren Fronten: Hinter den Kulissen tobt ein Machtkampf mit FIA-Boss Jean Todt. Der Franzose will die Einnahmen des Automobilweltverbandes enorm erhöhen, was auf Kosten der Teams, Fahrer und des Inhabers der kommerziellen Rechte geht. Das stößt Ecclestone sauer auf und droht, die Formel 1 von der FIA abzuspalten.
Argument: Die Reglementrevolution 2014, die den Wechsel von V8-Saugmotoren mit 2,4-Liter Hubraum auf V6-Turbos mit 1,6 Liter Hubraum vorsieht, ist nicht nur teuer, sondern schadet auch der Formel 1, weil der Motorensound wenig aufregend sein soll. Mit Ferrari-Boss Luca di Montezemolo hat der Brite diesbezüglich bereits einen mächtigen Allierten gefunden, während die anderen Hersteller die Bedenken für ungerechtfertigt halten. Ecclestone sieht diese aber nun allein auf weiter Flur: "Kein Team will die V6-Motoren, aber die Hersteller sagen, dass der Sound gut sein wird, also warten wir einmal ab."