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De la Rosa: "Hielt es nicht aus, noch ein Jahr zuzusehen"
Warum die spanische Identität bei HRT in Zukunft im Vordergrund stehen soll, welche Ziele Pedro de la Rosa hat und was ihn zum Comeback bewogen hat
(Motorsport-Total.com) - Bereits beim Einstieg des spanischen Investors Thesan Capital bei HRT Anfang Juli kündigte man an, der Truppe von Colin Kolles in Zukunft eine spanische Identität verleihen zu wollen. Auch spanische Piloten waren für Saul Ruiz de Marco - Investment-Direktor des Unternehmens - von Anfang an das Ziel.
© xpb.cc
Pedro de la Rosa kann 2012 endlich wieder die Renn-Handschuhe anziehen
Nun lässt man dieser Ansage Taten folgen. Der Formel-1-Zirkus staunte vor wenigen Tagen nicht schlecht, als plötzlich "Oldie" Pedro de la Rosa als Pilot für 2012 fixiert wurde. Zudem möchte der Rennstall langfristig nach Spanien umziehen. Das ist insofern überraschend, da Teamchef Kolles erst vor wenigen Monaten einen Umzug des technischen Büros nach Brackley verworfen hatte und neben dem Team-Stützpunkt in Greding eine Niederlassung in München aufbauen wollte.
Spanische Indentität als Kernelement
Die spanischen Eigentümer haben aber offensichtlich andere Pläne. Und die sind langfristig angelegt, wie Ruiz de Marcos gegenüber 'As' verspricht: "Wir haben nicht die Absicht, zu verkaufen. Wir sind gerade erst eingestiegen. Jetzt ist die Zeit gekommen, um zu wachsen und um etwas aufzubauen, nicht um das Gegenteil zu tun."
Die spanische Identität ist für den Investment-Direktor von Thesan Capital ein Kernelement. "Wir wollen das Team so spanisch wie möglich machen", bestätigt er. "Die Verpflichtung von de la Rosa beweist das und er ist eine Schlüsselfigur für unser Projekt. Wir sind glücklich, ihn an Bord zu haben."
De la Rosa spricht seit Juli mit HRT
Der Katalane, der im Vorjahr von Sauber während der Saison vor die Tür gesetzt wurde, unterschrieb gleich einen Zweijahres-Vertrag. Nach einem Intermezzo als Pirelli-Tester war de la Rosa Anfang des Jahres zu McLaren zurückgekehrt, wo er den Großteil seiner Karriere als Testfahrer verbrachte. Doch im Juli wurde er erstmals auf eine mögliche Zukunftsperspektive bei HRT aufmerksam, als ihn Ex-Formel-1-Pilot und HRT-Berater Luiz Perez-Sala zur Brust nahm.
"Im Juli sprachen wir erstmals über das HRT-Projekt im Jahr 2012", erinnert sich de la Rosa. "Zu Beginn dachte ich nicht an einen Wechsel, aber als ich Woche für Woche erfuhr und sah, was sie machen und wie sie es angehen, da wusste ich, dass ich Teil dieses spanischen Projektes sein muss. Der Vertrag wurde aber erst vor ein paar Tagen unterschrieben."
Singapur 2011 war Schlüsselmoment
Ein Schlüsselereignis war der Grand Prix von Singapur in diesem Jahr. "Ich erinnere mich, als ich in den Spiegel schaute und sagte: 'Ich halte es nicht aus, noch ein Jahr an der Boxenmauer zu sitzen und zuzusehen, wie die Fahrer vorbeifahren", erzählt er. "Dieser Augenblick ging nicht mehr aus meinem Kopf und er definiert mich sehr gut."
Jetzt ist der 40-Jährige stolz, Teil eines spanischen Teams zu sein, obwohl er weiß: "Wir haben viel Arbeit vor uns." Er glaubt an seinen neuen Arbeitgeber: "Derzeit sind sie hinten, aber sie haben enormes Wachstums-Potenzial. Die seriöse und realistische Herangehensweise von Perez-Sala und Ruiz de Marcos im Juli und wie sie alle ihre Ankündigungen auf professionelle und disziplinierte Art und Weise umgesetzt haben, ohne zu viel Staub aufzuwirbeln, hat mich überzeugt."
Rückkehr zu McLaren kein Thema mehr
So sehr, dass er einen "mehrjährigen" Vertrag mit McLaren als Ersatzpilot vorzeitig auflöste. Eine Rückkehr zu einem späteren Zeitpunkt kommt für ihn nicht infrage: "Meine Zukunft liegt bei HRT. Das ist keine Übergangslösung. Ich zähle zu den Menschen, die ein Projekt zu Ende bringen, wenn sie es angefangen haben."
Daher möchte er dafür sorgen, dass sein neues Team auch bald in den vorderen Reihen der Startaufstellung auftaucht. Dennoch bleibt er realistisch: "Fakt ist, dass ich zu einem kleinen, bescheidenen spanischen Team stoße. Gemeinsam werden wir dafür sorgen, dass es wächst, damit Spanien stolz auf das Team sein kann. Es ist eine David-gegen-Goliath-Situation, was extrem aufregend ist."
Höchste Zeit für spanisches Team
Von konkreten Zielen sieht er derzeit ab: "Es ist zu früh, um mir ein Ziel zu setzen. Derzeit ist es das Wichtigste, die Basis für dieses Projekt zu legen, zu wachsen und unseren Prinzipien treu zu bleiben: Beharrlichkeit, Arbeit, Zielstrebigkeit und Bescheidenheit. Das Auto wird ein Ergebnis dieses Prozesses sein, aber wir müssen hart arbeiten, um das Beste der neuen Teams zu sein."
De la Rosa ist er Meinung, dass die Formel 1 ein spanisches Team benötigt - und zwar schon seit längerer Zeit: "Vor ein paar Jahren habe ich gesagt, dass Spanien nur noch ein eigenes Team in der Formel 1 fehlt. Wir haben einige der besten Fans der Welt, einen zweifachen Weltmeister, starke internationale Unternehmen - und jetzt ein Formel-1-Team."
Die Wirtschafts-Krise, die sich in Spanien in einer extrem hohen Jungend-Arbeitslosigkeit niederschlägt, sieht er nicht als Hindernis - ganz im Gegenteil: "Es stimmt, dass wir durch eine Krise gehen, aber deshalb müssen wir zusammenhalten. Ich bin stolz darauf, dass HRT den Menschen Arbeit anbieten kann." Zudem möchte er den Fans Freude bereiten: "Ich hoffe, dass sie so glücklich sind wie ich. Ich fühle mich so glücklich, wie an dem Tag, als ich erfuhr, dass ich mein Formel-1-Debüt geben werde. Das Ziel ist nicht, zu gewinnen, aber zu wachsen."