• 14.07.2017 08:24

  • von Christian Nimmervoll & Maria Reyer

Bottas 2018: Mercedes lässt sich nicht in Entscheidung hetzen

Worauf wartet Toto Wolff noch? Valtteri Bottas sei sein erklärter "Favorit" für 2018, aber: "Der Markt wird 2019 und danach ziemlich interessant"

(Motorsport-Total.com) - Trotz des Sieges beim Grand Prix von Österreich in Spielberg hat das Mercedes-Team keine Eile, den Ende 2017 auslaufenden Vertrag mit Valtteri Bottas vorzeitig zu verlängern. "Wir wollen uns nicht in eine voreilige Entscheidung treiben lassen, weil sich der Fahrermarkt vor allem für 2019 völlig verändert", stellt Sportchef Toto Wolff klar.

Titel-Bild zur News: Valtteri Bottas

Valtteri Bottas hat seinen Vertrag für die Saison 2018 noch nicht in der Tasche Zoom

Bottas selbst, momentan mit 15 Punkten Rückstand auf Teamkollege Lewis Hamilton WM-Dritter, weiß, dass er sich "nicht zurücklehnen" kann. Denn bei Mercedes zu bleiben, wäre "mein Traum", sagt er: "Ich genieße jeden Moment der Zusammenarbeit mit dem Team. Mein Ziel ist, hier eine langfristige Zukunft zu haben. Aber der Ball liegt in ihren Händen."

"Irgendwann werden wir sicher sprechen. Ich weiß nichts Genaues. Das ist eine Angelegenheit zwischen mir und dem Team", erklärt der Finne. "Ich glaube nicht, dass mich das ablenkt. Ich war schon oft in meiner Karriere in der Position, dass ich nicht wusste, wie es weitergeht. Eigentlich jedes Jahr. Meistens stand das nächste Jahr erst sehr spät fest. Darüber mache ich mir keine Sorgen."

Im Paddock wird indes hinterfragt, warum Mercedes den Vertrag mit Bottas noch nicht verlängert. Doch die Führungsetage um Wolff steht nicht unter Druck. Für den 27-jährigen Fahrer gibt es ohnehin keine attraktiveren Alternativen, und eine Rückkehr zu Williams wäre wohl auch spät in der Saison noch möglich. Also kann sich Mercedes in aller Ruhe anschauen, ob und wie sich der Transfermarkt bewegt.

In diesem Zusammenhang entfacht Wolffs Besuch bei der 30er-Feier von Sebastian Vettel nach dem Grand Prix von Aserbaidschan Spekulationen. Sollte Vettel von Ferrari genug bekommen, so heißt es, könnte Mercedes versuchen, den Deutschen zu verpflichten. Gleiches gilt für Max Verstappen und Red Bull. Nur: Stand heute sieht es danach aus, als würden beide bei ihren Teams bleiben.

"Der Markt", sagt Wolff, "wird 2019 und danach ziemlich interessant. Du musst vorausplanen, was passiert. Das spricht aber überhaupt nicht gegen Valtteri, denn er ist eindeutig unser Favorit. Wir wollen, dass er sehr lange bei uns bleibt. Aber wir dürfen uns mit diesen Szenarien auseinandersetzen."

Und zwar in nicht allzu ferner Zukunft: "Wir wollen über den Sommer zu einer Entscheidung kommen", kündigt Wolff an. "Es sind noch zwei Rennen bis zur Sommerpause. Dann lassen wir uns die Sonne auf den Bauch scheinen und werden überlegen, was die beste Konstellation für nächstes Jahr ist."

Für Bottas ist die Sache recht simpel: "Ich will Rennen gewinnen, auch für meine Zukunft. Aber das ändert nichts an meiner Herangehensweise ans Rennwochenende. Ich gebe einfach mein Bestes. Jedes Rennen ist wichtig für die WM. Am Ende des Jahres zählt jeder einzelne Punkt. Ich habe schon das Gefühl, dass ich mich noch im WM-Kampf befinde. Gerade haben wir drei Rennen in vier Wochen. Es ist mein Ziel, da das Maximum herauszuholen."


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So verlockend ein "Dream-Team" Hamilton/Vettel auch sein mag: "Im Moment sind wir wirklich glücklich mit unserer Fahrerpaarung", hält Wolff fest. "Ich weiß, dass das nicht die aufregende Antwort ist, die alle hören wollen, aber Stabilität und die Dynamik zwischen den Fahrern sind wichtige Faktoren. Da haben wir momentan keinen Grund, uns zu beschweren."

Und was ist mit Fernando Alonso? Der zweimalige Weltmeister sucht so verzweifelt nach einem Top-Cockpit, dass Mercedes theoretisch einen Versuch wagen könnte, ihm ohne Gage einen Vertrag anzubieten. Schließlich wollte auch Ayrton Senna 1993 so unbedingt den überlegenen Williams, dass er Frank Williams seine Dienste gratis angeboten hat.

Im Rahmen der FIA-PK in Österreich mit diesem Szenario konfrontiert, entgegnet Wolff dem fragenden Journalisten: "Sie wären ein ziemlich harter Teammanager!" Und: "Fernando ist ohne Zweifel eine wichtige Persönlichkeit in der Formel 1 und ein großartiger Fahrer. Honda und McLaren wissen das zu würdigen." Nämlich mit der höchsten Gage aller Grand-Prix-Piloten, wie gemunkelt wird.


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In der Praxis ist Alonso zu Mercedes kein Thema. Wolff hat bereits klargestellt, dass er für den politisierenden Spanier "nicht masochistisch genug" ist. Zumal eine Neuauflage des "Kriegs der Sterne" - Hamilton und Alonso waren schon 2007 bei McLaren-Mercedes ein Pulverfass - den Entscheidern des Daimler-Konzerns in Stuttgart wenig attraktiv erscheint.

Weltstar Hamilton hingegen soll im Idealfall langfristig gebunden werden. Der 32-Jährige steht bis Ende 2018 unter Vertrag, und laut Niki Lauda soll er bereits um eine vorzeitige Verlängerung gebeten haben. Was Wolff relativiert: "Das war ein Missverständnis. Lewis hat uns nicht angefragt. Er hat einen Vertrag, der über eineinhalb Jahre läuft."

"Irgendwann einmal, wenn die Situation weniger brisant ist, werden wir uns zusammensetzen", kündigt der Österreicher an. "Das wird vermutlich noch dieses Jahr sein." Aber eher erst nach der Entscheidung im Titelkampf. Es sei denn, Hamilton besteht auf einem früheren Gespräch ...