BMW M1 Procar: Rennwagen der Superlative
Das BMW M1 Procar, das in Hockenheim zum Einsatz kommt, zählt immer noch zu den aufregendsten Sportwagen der Motorsportgeschichte
(Motorsport-Total.com) - Der BMW M1 war mit jeder Schraube für den Einsatz auf der Rennstrecke gemacht. So wusste das Fahrzeug schon in seiner Variante als zulassungstauglicher Straßensportwagen zu beeindrucken und ging mit einer Höchstgeschwindigkeit von über 260 km/h als "schnellster Sportwagen Deutschlands" in die Geschichtsbücher ein. Die Rennsportvarianten des BMW M1 nach dem Reglement der Gruppe 4 und 5 waren indes noch einmal imposanter.

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Das BMW M1 Procar in Aktion, pilotiert vom Rennlegende Niki Lauda
Die 1972 gegründete BMW Motorsport GmbH hatte mit dem BMW 2002 und dem BMW 3.0 CSL bereits international für Furore gesorgt. Nun sollten diese Erfolge mit dem BMW M1 eindrucksvoll untermauert werden. Bei einem TV-Auftritt präsentierte der Chef der BMW Motorsport GmbH, Jochen Neerpasch, die Rennversion des BMW M1 Anfang 1978 schließlich erstmals in den klassischen Farben Weiß, Blau und Rot.#w1#
Das Kraftpaket: der BMW M88 Motor
Für die Mannschaft um Motorenchef Paul Rosche stellte es kein Problem dar, dem Reihensechszylinder die nötige Leistung abzuverlangen, damit der BMW M1 in der Gruppe 4 bestehen könnte. Geschmiedete Kolben, nachgearbeitete Pleuel und Kanäle, schärfere Nockenwellen, größere Ventile, Schieber statt Drosselklappen sowie die modifizierte Auspuffanlage zeigten Wirkung: Von ursprünglich 277 PS schoss die Leistung des Aggregats auf knapp unter 500 PS in die Höhe.
Der BMW M88 mit Trockensumpfschmierung war längs vor der Hinterachse montiert und machte den BMW M1 zur wahren "Mittelmotorflunder". Für die Modelle nach Gruppe-5-Homologation konnte die Power des Motors noch einmal - je nach Ladedruck der zwei Abgasturbolader - nahezu verdoppelt werden.
Schlanker Auftritt für den Renneinsatz
In seiner Rennversion wies auch das Chassis des BMW M1 einige entscheidende Veränderungen auf. Der Innenraum wurde aller unnötigen Verkleidungen beraubt und die Instrumente auf das Nötigste beschränkt. Das Fahrwerk erhielt ebenso einen Rennsporttrimm wie die Bremsanlage. Ein Aluminiumkäfig für das Cockpit erhöhte zudem die Sicherheit für die Piloten.
Bei Testfahrten im April 1978 war es den Testpiloten nur schwer möglich, den Gruppe-4-Rennwagen auf der Strecke zu halten. Also bekam das Auto einen mächtigen Heckflügel verabreicht, um den nötigen Abtrieb zu generieren. Trotz zusätzlicher Kotflügelverbreiterungen und dem tiefer gelegten Fahrwerk unterschied sich die Rennversion optisch allerdings nur dezent von seinem Bruder von der Straße.
Die Bestimmung erfüllt sich
Das für den Sporteinsatz auf 1.020 Kilogramm abgespeckte BMW M1 Procar brachte es auf rund 310 km/h und beschleunigte binnen 4,5 Sekunden von null auf 100 km/h. Derart präpariert umrundete Marc Surer beispielsweise die legendäre Nordschleife des Nürburgrings in nur 7:55.9 Minuten.
Der nach Gruppe-4-Reglement aufgebaute BMW M1 wurde aber nicht nur je fünf Formel-1-Piloten pro Rennen für den Procar-Markenpokal zur Verfügung gestellt. Als einsatzfertiges Rennauto konnte das Fahrzeug für 150-000 D-Mark auch direkt ab Werk gekauft werden. Namhafte Tuner wie Schnitzer und Heidegger nahmen dieses Angebot wahr.
Die Produktion des Rennwagens erfolgte an mehreren Standorten. Die vormontierten BMW M1 kamen entweder direkt zur BMW Motorsport GmbH oder wanderten zur Komplettierung zu Osella nach Italien oder zu Ron Dennis nach Großbritannien. Die verbauten Teile wurden indes immer durch die Münchener ausgewählt und bereitgestellt. Durch die Mischung von werksseitig vorbereiteten BMW M1 und jenen von Privatteams erhielt der Markenpokal zusätzlichen Reiz.
No Limits: Gruppe 5 M1 mit Biturbomotor
Im Schatten der Procar-Serie standen die Erfolge des BMW M1 nach Gruppe-5-Reglement. Dort waren Spezialproduktionswagen startberechtigt, die aus homologierten Fahrzeugen anderer Rennklassen abstammen mussten. Viel mehr Reglementierungen gab es nicht. Der doppelt aufgeladene BMW M88/2 Motor sorgte für immensen Vor-, das auffällige Flügelwerk für den nötigen Abtrieb. Schnitzer schickte den damals stärksten Rennwagen in die Deutsche Automobil-Rennsport-Meisterschaft. Das Supercoupé mit Kevlar-Außenhaut und verstärktem Chassis feierte zahlreiche Siege.
1981 dominierte der BMW M1 in der amerikanischen IMSA GTO Meisterschaft. Dave Cowart und Kenper Miller landeten auf den Plätzen eins und zwei. Nur ein Fahrer unter den besten Zehn dieses Jahres war nicht auf einem BMW Mittelmotor-Coupé unterwegs.
Im selben Jahr endete die Produktion des BMW M1, nachdem insgesamt 46 Procar-Rennwagen das Licht der Welt erblickt hatten. Zehn dieser Einzelstücke kehren anlässlich des Großen Preises von Deutschland auf die große Motorsportbühne zurück.
Technische Daten BMW M1 Procar:
Motor: 6-Zylinder-Reihen-Mittelmotor
Hubraum: 3.500 ccm
Leistung: 470 PS bei 9.000 U/Min
Radstand: 2.560 mm
Länge: 4.360 mm
Breite: 1.924 mm
Höhe: 1.110 mm
Leergewicht: 1.020 kg
0-100 km/h: 4,5 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 310 km/h

