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Australisches Know-how für Singapur
Tim Schenken analysiert, was in Singapur 2009 noch besser gemacht werden kann und wie seine Leute aus Melbourne dabei mithelfen
(Motorsport-Total.com) - In Singapur findet heute der erste Nacht-Grand-Prix der Formel-1-Geschichte statt. Für die Strecke verantwortlich ist ausnahmsweise nicht der deutsche Architekt Hermann Tilke, sondern die Agentur Kellogg Brown & Root. Für die Abwicklung des Events wurde Tim Schenken, Renndirektor im Melbourner Albert Park, an Bord geholt.

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Die Helligkeit ist mit 3.000 Lux wie erwartet nicht das geringste Problem
Schenken sieht zwischen seinen beiden Formel-1-Rennen "gar keinen Unterschied", wie er gegenüber 'Motorsport-Total.com' verriet, denn: "Dies ist zwar ein Rennen bei Nacht, aber es wird unter taghellen Verhältnissen ausgetragen. Die meisten Teile der Strecke sind so extrem ausgeleuchtet, sodass es heller ist als am Tage, zumindest wenn es wolkig ist. Die Streckenposten, der Umgang mit Flaggen und vieles mehr wird genauso gehandhabt wie am Tag."#w1#
Beleuchtung funktioniert optimal
Im Vorfeld hatte es hinsichtlich der Beleuchtung Befürchtungen gegeben, wonach es für Geschwindigkeiten von annähernd 300 km/h zu dunkel sein könnte, doch die italienische Firma Valerio Maioli stellte 1.500 Flutlichtmasten auf, die sich zumindest an den beiden Trainingstagen bewährt haben. Nur die Sorge, dass es bei einem etwaigen Regenrennen lästige Lichtreflexionen geben könnte, bleibt bestehen.
Aber: "Wir sind - unsere Tests vor Wochen haben das gezeigt - zuversichtlich, dass es im Regen bei künstlicher Beleuchtung und bei Nacht kein größeres Problem geben wird als anderswo, zum Beispiel zuletzt in Monza. Regenrennen sind doch immer problematisch, seit man Anfang der 1970er-Jahre die breiten Reifen eingeführt hat. Das war meine Zeit in der Formel 1 und seither hat sich diesbezüglich kaum etwas geändert."
Schenken, der seinen größten Erfolg als Rennfahrer mit Platz drei beim Grand Prix von Österreich 1971 gefeiert hat, ist beim Nachtrennen auch ein Verfechter des digitalen Flaggensystems. Wegen der Dunkelheit sind die herkömmlichen Flaggen aus den Cockpits schwer zu sehen, also wurden ergänzend Digiwalls installiert. Doch hundertprozentig zufrieden ist Schenken damit nicht: "Es gibt leichte Kritik daran - aber das ist normal, wenn man etwas neu einführt."
"Wenn es ein Problem mit der Steuereinheit gibt, können wir jederzeit normale Flaggen schwenken. Es gibt zu Anfang ganz normale technische Probleme. Wir haben viel Arbeit in die Beleuchtung und in das elektronische Flaggensystem investiert. Die bisherigen Probleme sind alles nur Kleinigkeiten. Sollte das Licht ausfallen, dann haben wir ein Problem. Aber wenn die digitalen Flaggen mal ausfallen, haben wir ja immer noch die normalen Flaggen", so Schenken.
50 Australier in Singapur

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Traumkulisse: So spektakulär wie in Singapur war die Formel 1 noch nie Zoom
Damit derartige Kinderkrankheiten möglichst schon im Keim erstickt werden, hat der Melbourne-Renndirektor 50 seiner Mitarbeiter aus Australien nach Singapur mitgenommen. Singapur ist logischerweise kein traditionelles Motorsportland und benötigt somit vorerst noch ausländisches Know-how. Das wurde der Formel 1 in den Trainings bewusst, als die Streckenposten bei der Bergung von Unfallautos überdurchschnittlich lang brauchten.
"Wir haben einen Dreijahresvertrag gemacht", so Schenken. "Wir haben 50 Leute hier, die wir in den drei Jahren sukzessive reduzieren werden. Singapur ist kein Motorsportland. Sie hatten nur ein paar Rallyes und in den 1960er-Jahren einen Grand Prix, aber abgesehen davon gibt es hier keine Motorsportkultur. Die müssen wir ihnen antrainieren. Es gibt etwa 800 Freiwillige. Unsere Aufgabe ist es, die zu trainieren, damit sie den Event selbst abwickeln können."
Schenken rechnet langfristig mit weiteren Nachtrennen in der Formel 1, denn abgesehen von kleineren Pannen ist der Gesamteindruck des Events an diesem Wochenende doch ein überwiegend positiver: "Herr Ecclestone will mehr Nachtrennen, also halte ich das in den östlichen Zeitzonen für unausweichlich. Dadurch garantieren wir günstigere TV-Sendezeiten für die westlicheren Länder", sagte der 65-Jährige.

