Als Gerhard Berger fast gestorben wäre

1989 in Imola, aber schon fünf Jahre davor bei einem schweren Autounfall in seiner Tiroler Heimat war Gerhard Berger dem Tod sehr nahe

(Motorsport-Total.com) - Zwar nie Weltmeister geworden, aber zehn Grands Prix gewonnen, Millionen verdient, als Teamchef bei BMW und Toro Rosso sehr erfolgreich gewesen: Gerhard Berger kann auf eine Bilderbuch-Karriere in der Formel 1 zurückblicken. Doch dazu wäre es beinahe nie gekommen, denn 1984 ist er dem Tod nur knapp von der Schaufel gesprungen.

Titel-Bild zur News: Gerhard Berger

Beim Feuerunfall in Imola sprang Gerhard Berger dem Tod von der Schaufel

Berger hatte viele schwere Formel-1-Crashes - unvergessen sein Feuerunfall 1989 in Imola oder auch der kuriose Abflug nach der Boxenausfahrt in Estoril 1993, wo ihn die nachfolgenden Fahrzeuge beinahe mit 300 km/h aufgespießt hätten. Doch am meisten Glück hatte der in Monaco lebende Österreicher, als er im Winter 1984, nach seinen ersten Grand-Prix-Einsätzen für das Arrows-Team, mit seinem PKW in Tirol schwer verunglückte.

Im kalten Wasser auf den Tod gewartet

"Ich habe mir den ersten und zweiten Rückenwirbel gebrochen. Ich lag in einem Bach, halb im Wasser, halb heraußen", erinnert sich Berger im Interview mit 'F1 Racing'. "Normalerweise gab es auf der Straße in der Nacht keinen Verkehr, aber diese Kerle fuhren auf der Autobahn aus dem Urlaub nach Hause. Sie fuhren gerade durch Österreich, als sie Hunger bekamen. Also fuhren sie von der Autobahn ab, um zu sehen, wo sie etwas zu essen bekommen können."

"Sie kamen gerade vorbei, als ich meinen Unfall hatte", fährt er fort. "Sie sprangen in den Bach, um mich zu retten. Ich war halb bewusstlos, beschwerte mich aber über meinen Rücken. Sie realisierten sofort, dass sie mich nicht anrühren dürfen. Die Rettung kam an und wollte mich sofort auf eine Trage legen, aber der eine sagte: 'Hör zu, wenn ihr ihn in einen normalen Rettungswagen legt, wird er sterben. Mir scheint, er hat eine Rückenverletzung. Ihr braucht eine Luftmatratze.'"

Gerhard Berger

1986 gelang Gerhard Berger auf Benetton der erste Sieg in der Formel 1 Zoom

"Außerdem waren diese Kerle Hubschrauber-Notärzte und hatten Infusionen und alles Mögliche im Kofferraum. Als die Rettung ankam, hing ich bereits an den Infusionen. Ohne diese zwei Kerle, da bin ich mir sicher, wäre ich tot", so der 52-Jährige. Später hat er Kontakt gehalten und seine Lebensretter ins Formel-1-Fahrerlager eingeladen, aber inzwischen hat er sie "schon eine Weile nicht mehr" gesehen: "Sie waren einmal bei einem Rennen."

Der zweite große Schicksalsschlag war der Feuerunfall in der Tamburello-Kurve in Imola. Bergers Ferrari zerschellte an der Betonmauer, wo fünf Jahre später sein Freund Ayrton Senna sterben sollte, fing Feuer und brannte für mehr als 20 Sekunden. Nur der blitzschnellen Reaktion der Streckenposten hatte er sein Leben zu verdanken, aber Berger war danach nie mehr der Gleiche: "Da habe ich realisiert, wie weh es tut, in eine Wand zu krachen", gibt er zu.

Tamburello hat ihn für immer verändert

"Nach dem Unfall mit dem Ferrari in Tamburello hat sich meine Einstellung geändert. Danach konnte ich nie wieder die gleichen Dinge tun wie davor. Ich würde sagen, das hat mich ein bisschen langsamer gemacht. Ich konnte nicht mehr die gleichen Risiken eingehen wie davor", räumt Berger ein. Galt er davor als kompromissloser Action-Racer, so veränderte er seinen Fahrstil nach dem Unfall tatsächlich zum Besonneneren hin.

Josef Leberer, Gerhard Berger und Karl-Heinz Zimmermann

Konfrontiert mit der Sterblichkeit: Beim Begräbnis seines Freundes Ayrton Senna Zoom

Außerdem wurde er nachdenklich: "Da denkst du über Umstände im Leben nach, was dir alles passieren kann. Da denke ich an Tamburello und meinen Unfall dort: Riesencrash, Riesenfeuer, aber ich bin okay. Und dann denke ich an Ayrton, der an der gleichen Stelle genau gleich in die Mauer fährt. Er bricht sich nicht einmal einen Knochen, aber sein Vorderrad löst sich, ein Teil der Radaufhängung trifft ihn am Kopf - und er ist tot."

Ein weiteres prägendes Erlebnis für den damaligen Ferrari-Fahrer, der seine Karriere Ende 1997 beendet hat. Berger trug bei Sennas Beerdigung sogar den Sarg in erster Reihe, unmittelbar neben Emerson Fittipaldi - und musste sich als Familienvater in der Formel 1 plötzlich mit dem Thema Sterblichkeit auseinandersetzen. Dabei kam ihm eine Erkenntnis, die ihn für immer verändert hat: "Du musst das Leben genießen, solange du kannst..."