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"Nicht nachvollziehbar": Stuck übt Kritik an EU-Haltung
DMSB-Präsident Hans-Joachim Stuck wundert sich über das Veto der EU gegen das Vorhaben des Landes Rheinland-Pfalz, Geld in die Nürburgring GmbH zu pumpen
(Motorsport-Total.com) - Dass die Wettbewerbskommission der Europäischen Union dem Land Rheinland-Pfalz untersagt hat, weitere 13 Millionen Euro in die Nürburgring GmbH zu pumpen und fällige Kreditraten erneut zu stunden, war letztendlich der ausschlaggebende Sargnagel dafür, dass die Besitzgesellschaft in die Insolvenz geschickt werden muss. Ähnlich wie der zuständige Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) findet auch Hans-Joachim Stuck, dass sich die EU-Kommission nicht einmischen hätte sollen.
© Dederichs Reinecke & Partner
Hans-Joachim Stuck hofft, dass es für den Nürburgring eine gute Zukunft gibt
Als besonders bedauerlich empfindet der Präsident des Deutschen Motor Sport Bundes (DMSB), dass damit zahlreiche Motorsport-Veranstaltungen gefährdet sind: "Ich mache mir große Sorgen um die wichtigste deutsche Automobil-Sportstätte", sagt Stuck gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Wenn uns die wegbricht, wäre das natürlich eine Katastrophe - man denke nur an das 24-Stunden-Rennen, die VLN, den Truck-Grand-Prix oder auch Motorrad-Veranstaltungen."
"Ich verstehe vor allem nicht, wie die EU reagiert. Es geht hier um ein deutsches Kulturgut. Warum man da nicht in der Lage ist, alles daran zu setzen, die Sache zu erhalten, ist mir ein Rätsel", kritisiert er. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sagen würden: 'Der Eiffelturm rostet, den bauen wir nicht mehr auf!' Das würde auch nicht stattfinden - das verstehe ich nicht. Ich bin zu wenig in der Politik drin, aber das ist für mich nicht nachvollziehbar."
Stuck begrüßt Ecclestones Angebot
Obwohl der Nürburgring bald in den Händen des Insolvenzverwalters liegen wird, behaupten die Streckenbetreiber Jörg Lindner und Kai Richter, dass Bernie Ecclestone selbst als Promoter des Grand Prix von Deutschland auftreten würde. Angeblich kann sich der Formel-1-Geschäftsführer sogar vorstellen, auf die Grand-Prix-Gebühr komplett zu verzichten. Allerdings würde er dann selbst die Einnahmen aus dem Kartenverkauf einstreifen.
Eine ähnliche Konstellation hat vor Jahren schon den Grand Prix in Spa-Francorchamps gerettet. Stuck lehnt die Pläne von Ecclestone nicht ab: "Die Absichten von Bernie finde ich grandios, weil er damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt. Erstens erhält er für den Nürburgring den Grand Prix und zweitens hat er auch die Möglichkeiten, so etwas ordentlich durchzuziehen. Das finde ich toll", gibt der 61-Jährige zu Protokoll.
Eine Saison ohne Deutschland-Grand-Prix - Hockenheim hat zwar für die geraden Jahre bis 2018, nicht aber für die ungeraden Vertrag - soll es nicht geben: "Ich denke nicht, dass das passieren wird", wird Mercedes-Sportchef Norbert Haug von der 'dpa' zitiert. "Das Interesse an der Formel 1 ist in Deutschland nach wie vor riesengroß, und ich bin davon überzeugt, dass es auch künftig einen Weg geben wird, hier ein Formel-1-Rennen zu veranstalten."
Zerstückelung der Gesamtanlage?
Zunächst einmal gilt es aber zu klären, wer die neuen Nürburgring-Eigentümer sein werden. Stuck: "Wenn die Insolvenz nächste Woche am Dienstag losgeht, werden schon Leute kommen, die sich die Sahnestückchen wie Nordschleife und Grand-Prix-Kurs rauspicken werden. Wenn jetzt ein Herr X den Grand-Prix-Kurs übernimmt, wird er sich freuen, wenn er ein Formel-1-Rennen bekommt. Bernie kann das möglich machen."
© xpb.cc
Ministerpräsident Kurt Beck steht durch das Nürburgring-Fiasko enorm unter Druck Zoom
Eine Zerstückelung der Gesamtanlage in Einzelteile hält er für unvermeidlich: "Ein Dorint-Hotel und ein Lindner-Hotel stehen ja da, aber diese ganzen anderen Gebäude wie das Eifeldorf und der Boulevard haben ja mittlerweile schon sehr große Baumängel. Ich glaube nicht, dass einer, der dafür bietet, das Risiko eingeht, das abreißen und komplett sanieren zu müssen. Es wäre toll, wenn es in einem bliebe, aber ich halte das nicht für realisierbar", sagt der Motorsport-Total.com-Experte.
"Normalerweise muss das ein Ein-Euro-Deal werden. Die Frage ist, ob sich einer das antut und diese maroden Bauten übernimmt", überlegt Stuck. "Einiges ist ja schon geschlossen, weil Schimmel und Pilz drin ist. Das ist das Problem: Du kaufst dir ja auch kein verschimmeltes Einfamilienhaus, sondern eines, wo du einziehen kannst, ohne zum Kauf noch etwas dazuinvestieren zu müssen, oder? Da sehe ich das Problem."