• 11.02.2014 15:51

  • von Roman Wittemeier

Heidfeld: Mit Rebellion in Lauerstellung

Rebellion-Pilot Nick Heidfeld in Vorfreude auf die neue Saison: Die Gründe für die Vertragsverlängerung, die Aussichten auf Erfolge und die Entwicklung des R-One

(Motorsport-Total.com) - Rebellion mag zwar in der LMP1-Szene der WEC gegen die übermächtigen Werksteams von Audi, Porsche und Toyota kaum Chancen auf Gesamtsiege haben, aber die Schweizer gehen die Saison 2014 dennoch mit voller Kraft an. Teambesitzer Alexandre Pesci lässt sich die Fortführung des Engagements einiges kosten. Der Bau des brandneuen Rebellion R-One wird viel Geld verschlingen, auch nach dem Abgang von Neel Jani zu Porsche setzt man auf absolute Profis im Cockpit.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Nick Heidfeld fährt 2014 alle acht Rennen der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) Zoom

Die Schweizer gaben am heutigen Dienstag bekannt, dass man neben Nicolas Prost auch weiterhin auf die Dienste von Nick Heidfeld und Mathias Beche setzen wird. Rebellion wird somit erfahrene und prominente Piloten in die acht Rennen der WEC-Saison 2014 schicken. Das Ziel: Man möchte - wann immer es möglich ist - die Werke ärgern und Podestplätze erringen. "Ich fahre erstmals die komplette Meisterschaft mit", freut sich Heidfeld im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'.

"Auch wenn mein weiteres Engagement bei Rebellion erst heute verkündet wurde, so ist doch schön länger klar, dass ich 2014 in der WEC mit dem Team fahre. Ich bin also auch nicht erst seit gestern in das Projekt R-One involviert. Ich weiß, wie der Stand der Dinge ist - alle sind optimistisch", schildert der Wahlschweizer seinen Eindruck von den aktuellen Entwicklungen im Team von Rebellion. Der R-One soll neue Chancen bringen. Allerdings dürfe man in der ersten Jahreshälfte auch nicht zu viel erwarten.

"Ich habe in der Vergangenheit in verschiedenen Serien gelernt, dass jene Zahlen, die man bezüglich eines Projektes errechnet hat und jene, die sich dann auf der Strecke zeigen, nicht immer deckungsgleich sind. Wir hoffen natürlich, dass alles wie erwartet laufen wird, aber man muss erst einmal vorsichtig sein", gibt sich Heidfeld zurückhaltend. Beim alten Lola-Coupé gab es kaum Überraschungen, der neue Rebellion R-One muss erst einmal Durchhaltevermögen beweisen.

Vorteil: Orecas Nähe zu Le Castellet

"Das bringt einerseits neue Spannung, andererseits auch eine neue Herausforderung", sagt der gebürtige Mönchengladbacher, der im vergangenen Jahr nur ausgewählte Rennen mit den Schweizern absolvierte. "In Oreca hat man allerdings einen super Partner gefunden. Die haben in der Vergangenheit bereits mehrfach gezeigt, was sie können. Dennoch: Es ist ein riesiges Projekt, ein solches LMP1-Auto von Grund auf neu aufzubauen."

Rebellion R-One

Der neue Rebellion R-One wird vom französischen Hersteller Oreca gebaut Zoom

Für Oreca, die gleichzeitig Unterstützung beim LMP1-Auftritt von Toyota bieten und ein neues LMP2-Auto in der Entwicklung haben, ist der R-One das aktuelle Vorzeigeprojekt. Die ersten Teile sind produziert, der Bau des ersten Chassis steht kurz bevor. Anschließend will man möglichst schnell auf die Teststrecke. Da ist es von großem Vorteil, dass die bewährte Anlage von Le Castellet nur wenige Kilometer vom Oreca-Standort in Signes entfernt ist.

"Ich gehe davon aus, dass die ersten Tests in Paul Ricard stattfinden werden. Das ist absolut sinnvoll. Sollte es irgendwelche Probleme geben, dann kann man schnell reagieren. Später wird es aber natürlich auch notwendig sein, mal auf anderen Strecken zu testen", sagt Heidfeld. "Es gibt einen gewissen Zeitraum, den wir bezüglich des ersten Tests ins Auge gefasst haben. Einen konkreten Termin haben wir uns nicht gesetzt." Spätestens am 28. März muss man beim offiziellen WEC-Test ausrücken.

Rebellion will die Werke ärgern

"Wir haben natürlich die Hoffnung, dass wir die Werke in dieser Saison ärgern können. Das hängt aber nicht nur von uns ab, sondern vor allem vom Reglement und den dort verankerten Einstufungen", blickt der Deutsche auf den LMP1-Wettbewerb 2014 voraus. Es wird ein Kampf David gegen Goliath, ein Duell zwischen umfangreicher Hybridtechnik und konventionellem Antrieb (Toyota-V8-Saugmotor) im Heck des R-One. "Die Werke hab ein Budget, das einem Vielfachen der Rebellion-Möglichkeiten entspricht."

"Natürlich müssen und sollten die Werksautos häufiger gewinnen - das sehe ich auch so. Allerdings ist es für alle - und ich meine nicht nur die Fans, sondern auch die Werksteams - besser, wenn etwas Konkurrenz vorhanden ist", meint Heidfeld. "Es wäre gut, wenn wir nahe dran sein könnten und nicht wieder viele Sekunden pro Runde verlieren. Ein gewisser Anschluss wäre uns sehr wichtig. Ob das so passieren wird, kann man noch nicht absehen."


Teaser: Die WEC-Saison 2014

Zumindest möchte man in Lauerstellung sein und etwaige technische Probleme an den neuen LMP1-Wertksautos ausnutzen. "Wir wünschen niemandem etwas Schlechtes, aber natürlich wünschen wir uns, dass wir zur Stelle sein können, falls jemand in Probleme gerät - ist doch klar. Es kann gut sein, dass die Werke mit den neuen Technologien in ihren Autos manchmal ihre Sorgen haben werden. Allerdings habe ich selbst schon genügend Einsätze in Werksteams gehabt, um zu wissen, wie schnell bei denen Probleme aus dem Weg geräumt werden können", sagt Heidfeld.

"Die LMP1-Teams testen großteils jetzt schon eine ganze Weile. Ich gehe davon aus, dass bis zum ersten Rennen die größten Probleme aus der Welt sein werden - selbst wenn es zu Beginn womöglich einige Hürden gab", schildert er. Im Gegensatz zur Formel 1 dürfen die Hersteller in der WEC viel testen - und das nutzen Audi, Porsche und Toyota intensiv aus. "Dennoch werden vermutlich bei den ersten WEC-Rennen dieses Jahres nicht immer alle durchkommen", schätzt der Deutsche.