Danner im Scirocco: "Uropa" mit Altersmilde

(Motorsport-Total.com) - Raus aus der Kommentatorenkabine. Rein ins Rennauto, wo die Welt in Ordnung ist: Für Christian Danner geht es am Wochenende als Legendenstarter im Volkswagen Scirocco R-Cup am Norisring zur Sache. Der Strecke, auf der er im Jahr 1995 im Alfa Romeo 155 einen seiner fünf DTM-Siege einfahren konnte. Dass ein weiterer Pokal in der Vitrine landet, kann sich der 54-Jährige jedoch auch nach seiner Testfahrt mit dem Biogas-Renner am Dienstag in Oschersleben nicht vorstellen. Im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' gibt sich ein vorfreudiger Danner den jungen Wilden schon geschlagen.

© ServusTV

R-Cup-Start zaubert Lächeln auf das Gesicht: Danner freut sich den Norisring

Frage: "Herr Danner, Sie sind ein alter Hase im Rennauto. Kribbelt es trotzdem noch, wenn das Rennwochenende naht?"
Christian Danner: "Ich fahre höchstens ein paar Rennen im Jahr. 2012 habe ich noch gar keines bestritten und deswegen freue ich mich besonders darauf. Ich fahre ja gerne Rennen, aber in meinem biblischen Alter bin ich mit einer gewissen Altersgelassenheit unterwegs. Die macht das Ganze eigentlich noch lustiger und angenehmer."

Knöpfchen zum richtigen Zeitpunkt drücken

"Frage: "Wie waren ihre ersten Eindrücke vom Scirocco?"
Danner: "So, wie ich es mir erwartet hatte. Ich kannte Oschersleben noch nicht. Dann habe ich mich dort zurechtgefunden, und das hat auch Spaß gemacht. Ich hatte meine Freude und so habe ich mir das ungefähr auch vorgestellt."

Frage: "Wie hat Ihnen das Push-to-Pass-System gefallen?"
Danner: "Nachdem mit Ausnahme von Pedro Lamy niemand auf der Strecke fuhr, hatte ich auch niemanden zum Überholen. Ich habe es aber natürlich ausprobiert - und es funktioniert alles prima. Man muss aber das Timing richtig hinbekommen und das Knöpfchen zum richtigen Zeitpunkt drücken, wenn man am Beschleunigen ist. Aber wenn ich das hier in Oschersleben geschafft habe, dann werde ich das auch am Norisring hinbringen."

© Volkswagen

Hat Danner keine Chance gegen junge Wilde wie Ola Nilsson? Zoom

Frage: "Freuen Sie sich auf ein Duell mit den anderen Legenden, die einen Gaststart absolvieren?"
Danner: "Pedro Lamy ist nochmal 14 Jahre jünger als ich, auch Nicola Larini hat einige Jahre weniger auf dem Buckel. So gesehen bin ich also der Uropa im Feld. Aber ich freue mich natürlich, sie wiederzusehen - Pedro schon in Oschersleben."

"Und Nicola war während meiner DTM-Zeit bei Alfa Romeo mein Teamkollege, mit ihm habe ich mich sehr gut verstanden. Es ist sicher nett, ihn an einem historischen Ort wieder zu treffen. Schließlich haben wir beide auf dem Norisring schon gewonnen."

Danner fehlt R-Cup-Erfahrung

Frage: "Was ist mit den jungen Wilden, die ständige Starter im R-Cup sind. Haben Sie gegen die noch eine Chance?"
Danner: "Wenn ich mich irgendwo in der Nähe der Top 10 qualifiziere, bin ich ganz zufrieden. An mehr zu denken, ist unrealistisch. Sie fahren schließlich alle schon ein oder zwei Jahre im Scirocco-R-Cup."

"Gerade am Norisring geht es um die letzte Zehntelsekunde oder sogar Hunderstelsekunde. Und da muss ich ganz ehrlich sagen, dass mir die Erfahrung fehlt. Ich freue mich einfach auf das Rennen und den Event. Auf den Start, auf den Ablauf, auf das Ziel. Ich freue mich darüber, mit dem Auto zu fahren und damit ist die Welt für mich in Ordnung."

Frage: "Sie können von Ihrer Routine im Leitplanken-Dschungel Norisring also nicht profitieren, wenn es darum geht, das Limit zu finden?"
Danner: "Egal, welches Rennauto man fährt, man ist damit immer am Limit. Sonst ist das Ganze sinnlos. Aber der Vorteil besteht erstens in meiner Abgeklärtheit und zweitens in meinem Wissen. Die Fehler, die man am Norisring machen kann, die habe ich in meiner Karriere sicher alle schon ein oder zwei Mal gemacht."

Motorsport-Event Nummer eins in Deutschland

"Ich brauche mir aber nichts vorzumachen: Mit dem Tempo, dass die Jungen vorlegen können, kommt einer wie ich nicht mehr mit. So ist es eben, nichtsdestotrotz macht es Spaß."

© Volkswagen

Besondere Atmosphäre: Danner freut sich auf "Motorsport-Event Nummer eins" Zoom

Frage: "Auch wenn er einige Jahre jünger ist als Sie: Wie oft überrunden Sie Lothar Matthäus?"
Danner: "Ich glaube, ich gebe ihm den einen oder anderen Tipp, dann werde ich ihn gar nicht überrunden. Der kommt schon um den Kurs, keine Sorge."

Frage: "Freuen Sie sich ganz besonders, dass Sie den R-Cup-Start am Norisring absolvieren dürfen?"
Danner: "Ich bin dort viele Rennen gefahren und habe auf der Strecke ja auch einen DTM-Lauf gewonnen. Es ist eine besondere Atmosphäre mit tollen Zuschauern. Ich würde sagen, es ist das Motorsport-Event Nummer eins in Deutschland. Und wenn man dabei sein darf, ist es immer schön."