"Opel hat es einfach verbockt": Das juristische STW-1999-Nachspiel
Uwe Alzen, Christian Abt und alle Beteiligten des STW-Skandalfinals 1999 trafen sich drei Wochen später beim DSMB-Sportgericht wieder - Wie es bei der Verhandlung lief
(Motorsport-Total.com) - Mit dem großen Trumpf wartete Abt Sportsline bis zum Schluss. Das Amateurvideo, das erst jetzt auf Instagram veröffentlicht wurde, zeigte schließlich sehr deutlich, was wirklich passiert war. Und es hätte vermutlich eine zähe, stundenlange Verhandlung erspart. Doch Abt wollte die Argumente von Opel hören.

© ABT Sportsline
Wer zuletzt lacht: Abt durfte am Ende doch noch feiern Zoom
Am 10. November 1999 fand die Berufungsverhandlung zum STW-Finale auf dem Nürburgring statt. Beide Seiten, Opel und Abt-Audi, hatten sich detailliert auf die Verhandlung vorbereitet. Von dem Amateurvideo wusste noch niemand etwas. Wenige Stunden später verließ Christian Abt als Meister den Saal.
Uwe Alzen hat im Gespräch mit Motorsport-Total.com eine klare Meinung: "Das hat Opel selbst verbockt. Die haben sich überhaupt nicht gekümmert. Sie hatten nicht einmal einen vernünftigen Anwalt. Ich weiß nicht, ob sie nicht damit gerechnet haben, dass sie das Ding verlieren können. Mit einem vernünftigen Anwalt hätten wir gewinnen können, aber das haben sie selbst verbockt."
Opel argumentiert mit Daten, Abt mit einem Video
Tatsächlich erzählt auch Hans-Jürgen Abt gegenüber Motorsport-Total.com, dass sein Team - von dem Beweisvideo wusste ja noch niemand etwas - nicht gerade als Favorit in die Verhandlung gegangen sei: "Alle - Audi, FIA und DMSB - haben uns gesagt, das kann man so nicht gewinnen, das funktioniert nicht."
Noch heute ist er ein wenig stolz darauf, wie sein Team noch am Nürburgring mit der Situation umgegangen ist. Zum Beispiel, dass nicht das ganze Rennen angefochten wurde: "Wir haben nur gegen die letzte Runde protestiert. Sonst wäre er vom Sportgericht direkt abgelehnt worden. Das war eine gute Entscheidung von uns."
Seines Erachtens war Opel sehr wohl gut auf die Verhandlung vorbereitet, aber eben auf einer Ebene, die letztlich irrelevant war. "Opel hat natürlich gesagt: 'Da war gar nichts. Der hat sich von selbst gedreht, Roland Asch hat ihn ja gar nicht berührt.' Die hatten sich massiv vorbereitet, mit Datenauswertungen, Datenaufzeichnungen und all diesen Themen."
Denn Daten kann man so oder so interpretieren. Und die TV-Bilder waren nicht eindeutig, denn es gab nur eine Heckkamera von Christian Abt, die nicht genug zeigte, wie er gegenüber Motorsport-Total.com sagte: "Alle offiziellen Bilder haben nichts genutzt. Opel hat tausend Theorien aufgestellt. Sie haben sogar behauptet, ich sei selbst schuld."
"Wir hätten da noch was"
Doch dann wendete sich das Blatt auf einen Schlag, wie Hans-Jürgen Abt erklärt: "Am Ende haben wir dann unseren Joker gezogen und gesagt: 'Wir hätten da noch was.' Und dann haben wir das Video eines Fans eingereicht. Darauf war deutlich zu sehen, wie Roland Christian den Kofferraum rausfährt."
Ein solches Amateurvideo war damals nicht selbstverständlich. Handyvideos gab es noch nicht und das Internet steckte noch in den Kinderschuhen. Dass man Videos einmal online konsumieren könnte, war im Zeitalter von 56k noch undenkbar.
Das Video des Fans wurde per Post an Abt Sportsline geschickt. Erst jetzt zum 25. Jahrestag wurde es veröffentlicht. Es zeigt einen Streifschuss von Asch gegen Abt, der ausreicht, um den Audi A4 ins Kiesbett zu befördern.

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Das verwackelte Video zeigte eindeutig die Kollision Zoom
Entscheidend war, dass Roland Asch nicht mehr legal am Rennen teilnahm, da er bereits mit der schwarzen Flagge aus dem Rennen genommen worden war. Dennoch entschied er am Ende die Meisterschaft. Das Ergebnis aus Runde 32 zu nehmen, war eine pragmatische Entscheidung.
Uwe Alzen sieht das anders: "Ich hätte mir gewünscht, dass es nach 75 Prozent der Renndistanz gewertet wird." dann wäre er Meister gewesen, denn nach 25 Runden lautete die Reihenfolge: Alzen - Kristensen - Abt.
"Oder man hätte es so gewertet, wie es war, denn Kris Nissen hat sich ja auch eingemischt. Dann hätte man sagen können: 'Es ist, wie es ist. Zwei Markenkollegen haben sich eingemischt, der eine von Alzen, der andere von Abt.' Feierabend."
Nach all den Jahren sieht er die Sache gelassen: "Das ist meine Sicht der Dinge. Christian wird das sicher anders sehen. Aber wenn man selbst betroffen ist, hat man schon Druck im Kessel." Alzen verließ geknickt den Gerichtssaal. Seiner Beliebtheit bei den Fans hat die Niederlage aber nicht geschadet. In der DTM gehörte er ab 2000 auf Anhieb zu den populärsten Fahrern und gilt bis heute als Inbegriff für einen Racer aus Leidenschaft.


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