"Herr Abt, warum haben Sie Roland Asch nicht einfach vorbeigelassen?"

Christian Abt hätte Roland Asch beim STW-Finale 1999 auf dem Nürburgring einfach fahren lassen können - Und warum Roland Asch überhaupt noch fuhr

(Motorsport-Total.com) - Hätte, wäre wenn hilft im Motorsport normalerweise nicht viel. Doch beim umstrittenen STW-Finale 1999 stellt sich die zentrale Frage: Warum ist Christian Abt nicht einfach auf die Seite gefahren, um Roland Asch vorbeizulassen? Schließlich war dieser nach der Disqualifikation nicht mehr im Rennen und Gabriele Tarquini lag als Vierter fast zehn Sekunden zurück.

Titel-Bild zur News: Christian Abt in seinem Audi A4 beim STW-Finale 1999 auf dem Nürburgring

Christian Abt in seinem Audi A4 beim STW-Finale 1999 auf dem Nürburgring Zoom

Außerdem hatte Roland Asch einen gewissen Ruf in solchen Situationen, nachdem er 1994 beim DTM-Rennen in Singen Alessandro Nannini umgedreht und damit Klaus Ludwig zum vorzeitigen Titel verholfen hatte. Nannini drehte damals völlig durch und übte auf der Strecke Selbstjustiz, die in einem Feuer endete.

Gegenüber Motorsport-Total.com gesteht Christian Abt, dass es sogar eine solche Anweisung gab: "Mir wurde sogar über Funk gesagt, ich solle ihn vorbeilassen. Ich habe geantwortet, dass ich das nicht brauche, weil er viel zu weit weg ist." Im Gegenteil: Abt machte sogar noch einmal Druck auf den zweitplatzierten Alzen.

"Der Abstand war einfach viel zu groß, als dass er mir überhaupt hätte nahe kommen können", so der Champion von 1999 weiter. "Und er hätte mich auch nicht erwischt, wenn er die Schikane richtig genommen hätte. Warum hätte ich ihn fahren lassen sollen?"

Das Ergebnis wäre seiner Meinung nach ohnehin das gleiche gewesen: "Die Situation war so aufgeheizt, dass er mir wahrscheinlich sogar ins Auto gefahren wäre, wenn ich ihn vorbeigelassen hätte. Es muss eine Ansage gegeben haben, dass ich nicht ins Ziel kommen darf."

Abt sagt noch heute, dass "kein normaler Rennfahrer" so etwas machen würde. "Wenn du heute so etwas machen würdest, bekämst du eine lebenslange Sperre. Du würdest nie wieder eine Rennlizenz bekommen."

Warum war Asch überhaupt noch im Rennen?

Roland Asch sagte am Abend des Rennens im DSF, heute Sport1: "Die müssen [als sie das Schild und die schwarze Flagge rausgehalten haben] direkt am Kurvenausgang gestanden haben. Ich habe sie nie gesehen. Sie haben sie drei, vier Mal rausgehalten, dann nicht mehr."

"Und dann kam bei mir auf der Boxentafel die Anweisung: 'In'. Da habe ich gedacht, das ist jetzt irgendeine Strategie. Ich sagte mir: 'Nichts mit Strategie. Ich fahre mein Rennen und das war's. Ich mische mich da nicht ein.' Und so ist es dann auch gekommen. Und wir hatten den Teamfunk ausgebaut."

"Im Nachhinein haben sie mir gesagt, dass ich ein Stop-and-Go-Strafe hatte. Da habe ich mir gedacht: 'Mensch, wenn ich das gewusst hätte!' Aber sie standen direkt an der Einfahrt zur Zielgeraden. Da habe ich nicht hochgeschaut. Das war mein Fehler, das gebe ich zu."

Asch wurde zu einer Geldstrafe von 20.000 Mark verurteilt, weil er trotz Disqualifikation weitergefahren war. Ob er sich mit dieser Aktion vielleicht ein Cockpit für die DTM 2000 bei Opel erhoffte oder es einfach eine Kurzschlussreaktion war, nachdem er mit ansehen musste, was zwischen Nissen und Alzen geschah, bleibt offen. Den DTM-Start hat er bekommen, allerdings bei Abt-Audi als Zeichen der Versöhnung im Juni 2000.

Christian Abt dazu: "Wir haben unser Verhältnis gekittet. Das ist Vergangenheit, er hat einmal einen Ausrutscher gehabt und man muss jedem Menschen auch eine Chance geben, wenn er sich entschuldigt. Wir haben ihn dann in unserem DTM-Auto fahren lassen, um auch ein Zeichen für die Fans zu setzen. Die waren ja auch sehr gespalten in dieser Sache."