"Kein schönes Rennen" - Razgatlioglu-Dominanz erinnert an Bautista 2019

Toprak Razgatlioglu und BMW fahren bei der Superbike-WM in Donington in einer eigenen Liga: Ist die BMW M1000RR mittlerweile das beste Bike im Feld der WSBK?

(Motorsport-Total.com) - Die Dominanz von BMW-Werkspilot Toprak Razgatlioglu bei der Superbike-WM in Donington resultierte im Rennen am Samstag in einem zwölf Sekunden großen Vorsprung (zum Rennbericht von Lauf 1). Nach einer Rekordrunde in der Superpole (zum Bericht) fuhr Razgatlioglu im ersten Rennen einem ungefährdeten Sieg entgegen. Die Szenen weckten Erinnerungen an die WSBK-Saison 2019, in der Alvaro Bautista mit der damals brandneuen Ducati Panigale V4R bei den ersten Wochenenden in dominanter Manier von Sieg zu Sieg fuhr.

Titel-Bild zur News: Toprak Razgatlioglu

Toprak Razgatlioglu würde den WSBK-Fans gern spannendere Rennen bieten Zoom

Razgatlioglu selbst bereiten derartige Siege weniger Freude als hart erkämpfte: "Es hat mir keinen Spaß gemacht, weil ich alleine fuhr. Das genießt niemand. Es ist kein schönes Rennen, wenn jeder für sich seine Runden dreht. Ich war dieses Mal sehr stark. Es erinnert mich an die Zeit, als Alvaro in die Superbike-WM kam und alle Rennen dominierte."

Allzu sicher möchte sich der türkische Ausnahmekönner aber nicht sein. "Ich hoffe auf zwei weitere Siege morgen, doch es ist ein Sport, bei dem Technik eingesetzt wird. Es kann also immer ein technisches Problem geben", ist sich Razgatlioglu bewusst. BMW-Markenkollege Scott Redding ereilte im heutigen Rennen ein derartiges Schicksal. Der Brite rollte im finalen Renndrittel mit Defekt aus.

Die jüngsten Ergebnisse von Razgatlioglu führen zur Frage, ob die BMW M1000RR mittlerweile das beste Bike im Feld ist. Razgatlioglu grübelt und sieht Ducati weiterhin im Vorteil: "Vielleicht ist die BMW noch nicht ganz das beste Bike. Jeder sieht, dass die Ducatis sehr stark sind."

Toprak Razgatlioglu

Toprak Razgatlioglu harmoniert perfekt mit seiner BMW M1000RR Zoom

"Andererseits betrug der Vorsprung mit der BMW heute zwölf Sekunden", bemerkt Razgatlioglu. "BMW arbeitet unglaublich gut, vor allem bei der Motorbremse. Auch die Elektronik funktioniert sehr gut, man muss nur die richtige Abstimmung finden."

Starker Teamplayer: Razgatlioglu zieht seine BMW-Markenkollegen

Die drei BMW-Markenkollegen Michael van der Mark, Scott Redding und Garrett Gerloff nutzten Toprak Razgatlioglu im Qualifying als Zugpferd. Wie an der Perlenschnur gingen die vier BMWs auf Zeitenjagd.

Razgatlioglu freut sich, wenn er seinen Markenkollegen helfen kann. Damit erweist sich der WM-Leader als großartiger Teamplayer. "Ich möchte allen bei BMW helfen, nicht nur den Fahrern sondern auch der Marke", kommentiert er.

Toprak Razgatlioglu

Toprak Razgatlioglu ist für alle BMW-Piloten der Maßstab Zoom

"Ich freue mich, wenn sie alle der Spitze näher kommen. Das ist gut für mich und die Marke. Mein Teamkollege ist mir sehr wichtig. Wir arbeiten immer zusammen. Die anderen BMW-Piloten folgten ihm. Für mich ist das kein Problem. Sie fuhren hinter 'Mickey' gute Rundenzeiten, was mich freut", erklärt Razgatlioglu.

Nur die Polizei kann die Startnummer 54 stoppen

Bei der Zieldurchfahrt verzichtete der BMW-Werkspilot dieses Mal auf einen Stoppie, weil er beim vergangenen WSBK-Event in Misano von den Verantwortlichen von Motorrad-Weltverband FIM eine Strafe erhielt. Nach seinem dominanten Sieg überraschte Razgatlioglu in der Auslaufrunde mit einer vorbereiten Szene, in der zwei Freunde als Polizisten verkleidet einen Strafzettel ausstellten.

"Die Polizisten meinten, ich fuhr ziemlich schnell. Ich entschuldigte mich und erklärte ihnen, dass ich an diesem Wochenende ziemlich stark bin", kommentiert Razgatlioglu die Szene und erklärt, dass es keine Anspielung auf ähnliche Szenen von Valentino Rossi und Marc Marquez sein sollte.

Toprak Razgatlioglu

Schwimmgeste statt Stoppie: Eine Reaktion auf die Strafe in Misano? Zoom

Anstatt eines Stoppies sahen die Fans dieses Mal bei der Zieldurchfahrt eine Schwimmgeste. "Ich habe auf den Stoppie verzichtet, denn beim letzten Mal erhielt ich von der FIM eine 500-Euro-Strafe. Deshalb war ich besorgt", so Razgatlioglu. "Dieses Mal bin ich einfach nur geschwommen. Vielleicht mache ich morgen im letzten Rennen einen Stoppie."

Was WM-Rivale Alvaro Bautista zur Razgatlioglu-Show sagt

Weltmeister Alvaro Bautista musste mit seiner Ducati von Startplatz elf ins erste Donington-Rennen starten, weil ihm die schnellste Runde der Superpole gestrichen wurde. Die Aufholjagd des Titelverteidigers endete auf Platz drei. Ein gutes Ergebnis für Bautista, doch die Form von WM-Leader Razgatlioglu besorgt den Champion.

Alvaro Bautista

Alvaro Bautista ist gegen Toprak Razgatlioglu momentan chancenlos Zoom

Muss Bautista die Saison 2019 zum Vorbild nehmen, in der Jonathan Rea dank seiner Konstanz am Ende Weltmeister wurde? "Damals waren wir nur zwei Fahrer", erinnert sich Bautista. "Ich hatte mit der damals neuen Panigale zu kämpfen. In diesem Jahr haben wir aber keinen Zweikampf sondern mehr Fahrer an der Spitze."

Alvaro Bautista

WSBK 2019: Alvaro Bautista dominierte damals, doch die Rollen haben sich getauscht Zoom

"Unterm Strich muss man festhalten, dass Jonathan damals das Maximum herausholte und keine Fehler machte. Ich versuche jetzt immer, das Beste herauszuholen. Das war heute Platz drei, morgen kann es anders aussehen", kommentiert der 39-jährige Spanier.

Keine harmonische Verbindung (mehr): Alvaro Bautista und die Ducati Panigale V4R

Doch mit seinen jüngsten Siegen unterstreicht Razgatlioglu, dass der Titel nur über ihn und BMW geht. "Er befindet sich in einer guten Form und harmoniert gut mit dem Motorrad. Wenn ich ihn im TV beobachte, dann wirkt es so, als ob er alles machen kann, was er will. Ich verstehe, wie gut sein Gefühl ist. Das war bei mir im vergangenen Jahr auch so", erinnert sich Bautista.

Alvaro Bautista

Alvaro Bautista sucht nach dem Gefühl, das er im Vorjahr hatte Zoom

Aktuell bildet Bautista mit seiner Ducati keine so harmonische Verbindung wie in der WSBK-Saison 2023. "Wir müssen unser Gefühl aus dem Vorjahr zurückfinden und uns dann noch verbessern, um ihn einzuholen. Jetzt wäre es dumm, darüber nachzudenken, gegen ihn zu kämpfen", winkt Bautista ab.

Toprak Razgatlioglu

Das Podium am Samstag: Alex Lowes (2.), Toprak Razgatlioglu (1.) und Alvaro Bautista (3.) Zoom

Ist der Titelverteidiger überrascht, dass Razgatlioglu so gut mit der BMW zurechtkommt? "Als er den Wechsel zu BMW ankündigte, war mir klar, dass er konkurrenzfähig sein kann. Dieses Level erwartete ich aber nicht", gesteht Bautista. "Er ist wirklich stark. Meine Erwartung war aber schon, dass er bereits in diesem Jahr um die Meisterschaft kämpfen wird."

Nach dem ersten Rennen der Superbike-WM in Donington führt Razgatlioglu die Fahrerwertung mit 204 Zählern an. Die beiden Ducati-Werkspiloten Nicolo Bulega und Alvaro Bautista haben bisher jeweils 171 Punkte gesammelt.

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